Dopingverdachtsfall in China
Athleten Deutschland fordert mehr Druck auf die WADA

23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer sind vor den Olympischen Spielen 2021 in Tokio positiv auf Doping getestet worden. Die WADA handelte aber nicht. Im Sportausschuss gab es jetzt scharfe Kritik an der Welt-Anti-Doping-Agentur.

Von Wolf-Sören Treusch |
Ein Schild mit der Aufschrift "Doping" an einer Glastür.
23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer sind vor den Spielen 2021 positiv auf Doping getestet worden. (IMAGO / TT / IMAGO / Anders Wiklund / TT)
Mehr Transparenz, mehr Gleichbehandlung fordert der Verein Athleten Deutschland von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Immer noch sei völlig unklar, ob chinesische Athletinnen und Athleten vor Olympia 2021 in Tokio gedopt hätten und warum sie trotz Anfangsverdachts nicht suspendiert worden seien. Wie es der Welt-Anti-Doping-Code eigentlich vorsehen würde, so die Fechterin Léa Krüger, Präsidiumsmitglied von Athleten Deutschland:
„Wir lassen uns dabei zugucken, wenn wir in einen Becher pinkeln. Und wenn man dann eben eine positive Kontrolle hat, sei es durch eine Verunreinigung, das kann einfach mal passieren, man hat was Falsches gegessen, aber es passiert, und wir sind dann eben in der Pflicht, die Unschuld zu beweisen."

WADA sah keinen Grund, zu ermitteln

Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der "New York Times" waren 23 chinesische Top-Schwimmerinnen und -Schwimmer wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet worden. Drei von ihnen gewannen später Gold. Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge waren die Testergebnisse auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA sah keinen Grund, weiter zu ermitteln.
Fragwürdig, findet Lars Mortsiefer, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA: "Wir würden anders vorgehen. Wir hätten jeden einzelnen Athleten informiert, benachrichtigt heißt das, wir hätten ihm die Rechte gegeben, sich entsprechend zu äußern dazu, aber wir hätten eine vorläufige Suspendierung ausgesprochen. Denn im Falle eines von der Norm abweichenden Analyseergebnisses sind erstmal die anderen Schwimmerinnen und Schwimmer, Athletinnen und Athleten zu schützen."

Athletenvereinigung: Finanzielle Förderung als Ansatzpunkt

Athleten Deutschland appelliert nun an die Bundesregierung, den politischen Druck auf die WADA zu erhöhen, den Anti-Doping-Kampf wirksam zu gestalten.
Mahmut Özdemir, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, würde dem Aufruf gerne folgen: "Was die finanziellen Mittel angeht, kann ich Ihnen sagen, dass Deutschland und die Staaten des Europarates beinahe ein Viertel des WADA-Budgets gemeinsam auch schultern, und das sollte jetzt auch unser Ansatzpunkt sein, mit dem wir einen beträchtlichen Einfluss versuchen sollten, geltend zu machen."

Mayer (Union): "Wahl zwischen Skylla und Charybdis"

Einwurf des sportpolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Stephan Mayer: "Wenn man die WADA nicht mehr unterstützt, wird die internationale Doping-Bekämpfung nicht besser. Also es ist so ein bisschen die Wahl zwischen Skylla und Charybdis."
Zwischen zwei Übeln wählen: Für die sauberen Athletinnen und Athleten macht das wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris wenig Hoffnung.