Schon im September 2018 hatte die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) angekündigt, die im Zuge des russischen Dopingskandals suspendierte russische Antidoping-Agentur RUSADA dauerhaft als "compliant" einzustufen - wenn Russland bis Ende 2018 Daten aus dem Moskauer Antidoping-Labor übermittelt. ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt weiß: Diese Auflage wird Russland nicht fristgerecht erfüllen. Er habe aus gesicherter Quelle erfahren, "dass das Team der WADA gar nicht in Moskau ist und es bis zum 31.12.2018 nicht schaffen wird, dort zu sein", sagte Seppelt in der Sendung "Sport am Sonntag".
Das "was bisher immer groß angekündigt wurde von der WADA", so Seppelt, "dass man nämlich davon ausgeht, dass Russland bis Ende 2018 die von der WADA geforderten Daten aus dem Moskauer Labor freigibt - wird nicht passieren." Damit seien die Bedingungen, die im September gestellt worden waren, für eine dauerhafte Wiederaufnahme der RUSADA durch die WADA "ganz klar nicht erfüllt."
"Aus meiner Sicht ist das die falsche Botschaft"
Seinen Informationen nach wolle die WADA jedoch "großzügig sein" und die RUSADA auch dann wieder als "compliant" einstufen, wenn - wovon Seppelt und seine Quellen ausgehen - die geforderten Daten erst im Januar 2019 übermittelt werden. "Aus meiner Sicht ist das die falsche Botschaft", sagte Seppelt und bezeichnete die jüngsten Ereignisse als "ein unwürdiges Tauziehen", für das er keinerlei Verständnis habe. Schließlich riskiere Russland dadurch noch schlimmere Konsequenzen "wie etwa den Ausschluss von den Olympischen Spielen und die Nicht-Vergabe von sportlichen Großereignissen nach Russland". Erst vor kurzem habe sogar RUSADA-Chef Juri Ganus in einem Appell an den russischen Präsidenten Wladimir Putin offen vor diesen Konsequenzen gewarnt.
Als Grund für die Verzögerung der Datenherausgabe hatten russische Behörden angegeben, die WADA-Ausrüstung erst nach russischem Recht zertifizieren zu wollen. Ein Argument, das Seppelt für vorgeschoben hält: "Das hätte man alles schon vor Monaten klären können", sagte er im Dlf, "das hat alles ein Geschmäckle."
Über die wahren Hintergründe könne man nur spekulieren. Seppelt hält es jedoch für möglich, dass Russland deshalb so "auf Zeit gespielt" habe, weil die geforderten Daten so sensibel seien, dass ihre Nichtherausgabe den geringeren Schaden darstelle. "Es ist hochpolitisch", so die Einschätzung des ARD-Doping-Experten. Und es bleibe weiter spannend: Ob Russland Daten übermittelt, welche Daten Russland übermittelt - und welche neuen Erkenntnisse diese dann bringen werden.
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