Menschen mit geringerem Einkommen beteiligten sich sehr viel seltener an Wahlen - aber auch an anderen Formen der demokratischen Beteiligung, sagte der Politologe Armin Schäfer im Deutschlandfunk. Zudem "beobachten wir eine Schieflage auf der Ebene der politischen Entscheidungen." Diese falle zugunsten derjenigen aus, denen es besser gehe in der Gesellschaft. "In der Summe führe das dazu, dass sich bestimmte Gruppen - nicht ganz zu Unrecht - nicht ganz vertreten fühlten." Dazu gehörten Ärmere, Menschen mit geringerer formaler Bildung und bestimmte Berufsgruppen.
Andere Gruppen fänden sich in den Entscheidungen besser wieder. Diese "Ungleichheit" schade dem Ansehen von Demokratie. Die Entscheidung, wählen zu gehen, stünde zwar jedem offen, allerdings sei sie keine "rein individuelle". Die Entscheidung sei oft abhängig vom Familien- und Freundeskreis. Da gebe es je nach Umfeld "Verstärkungs- und Abschwächungseffekte". Das verstärke gegebene Ungleichheiten, so der Politikwissenschaftler von der Westfälische Wilhelms-Universität in Münster.
Protest- und Nichtwähler
Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung denke, dass die Demokratie, so wie sie momentan in Deutschland organisiert sei, "nicht gut funktioniert." Die Unzufriedenheit und das mangelnde Gefühl von Repräsentanz haben Folgen: "Das sind beides Faktoren, die dazu beitragen, entweder nicht wählen zu gehen oder für Protestparteien zu stimmen."
Bei politischer Ungleichheit handele sich um Trends, die sich "über zwei, drei Jahrzehnte verfestigt haben" - deshalb könne man das nicht über Nacht ändern. Die politische Ungleichheit spiegele sich aber auch in den Parlamenten wider. Im Deutschen Bundestag säßen über 80 Prozent Akademiker - auch bestimmte Berufsgruppen seien überrepräsentiert, andere gar nicht vorhanden. Hier sieht Schäfer einen Ansatzpunkt. Mit einer stärkeren Repräsentanz anderer Gruppen fänden dann auch andere Diskussionen statt und es würden andere Entscheidungen herbeigeführt.