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Währungs-Chaos im Internet

Auch im Internet gibt es Währungsturbulenzen. Allerdings andere als im Rest der Welt: Der Kurs der virtuellen Bitcoins hat schwindelerregende Höhen erreicht. Und auch weitere Zahlungsmittel entstehen im Cyberspace.

Von Achim Killer |
    Diese Woche auf Youtube, im Bitcoin-Channel: Der Börsenberichterstatter redet, wie Börsenberichterstatter nun mal so reden, aber nicht über den Goldpreis, den Kurs von Aktien oder Staatsanleihen, sondern über den der virtuellen Währung Bitcoin.

    "Guten Abend zu einem neuen Bitcoin-Report. Wie Sie auf dem Chart sehen, haben wir die Marke von 62 Dollar erreicht. Interessant ist die Seitwärtsbewegung hier bei 48 Dollar. Heute ist der Kurs hochgeschossen. Allerdings bei einem nicht sehr hohen Handelsvolumen. Ich vermute, wir bewegen uns direkt auf die 100 Dollar zu. Aber das muss man abwarten."

    Bei unter 15 Dollar lag der Bitcoin-Kurs im Januar, Mitte dieser Woche bei über 60 Dollar. Bitcoin ist Geld, das im Internet entstanden ist, so wie andere Währungen auch, das Gold im Online-Spiel World of Warcraft, die Linden-Dollars in Second Life und Credits bei Facebook. Und im Mai möchte der weltgrößte Online-Händler Amazon auch eigenes Geld unter seine Kundschaft bringen: Amazon Coins. Man muss bei dieser bunten Vielfalt sorgfältig differenzieren, sagt Denee Carrington vom Marktforschungsunternehmen Forrester Research:

    "Das eine ist richtiges virtuelles Geld, ein allgemeines Zahlungsmittel, das dazu verwendet werden kann, um mit Leuten in anderen Ländern über das Internet und mit mobilen Endgeräten Handel zu treiben. Das Entscheidende ist die Offenheit. Es ist nicht auf eine bestimmte Site oder einen bestimmten Händler beschränkt."

    Bitcoins gehören da sicherlich zu. Die digitalen Münzen entstehen durch aufwendige kryptografische Rechenoperationen, sind deswegen wohl ziemlich fälschungssicher und werden von vielen Internet-Dienstleistern und –Händlern akzeptiert.

    Ein ähnliches Ziel verfolgt etwa das Open-Source-Projekt Ripple, das allerdings noch nicht abgeschlossen ist. Die Währung Ven wiederum zirkuliert in einigen sozialen Netzwerken. Emittiert wird sie vom Internet-Dienstleister Hub Culture. Andere digitale Zahlungsmittel haben eher den Charakter von Gutscheinen und verlassen kaum ihren eng begrenzten Bereich im World Wide Web. Denee Carrington rechnet dazu auch die kommenden Amazon Coins.

    "Die haben einen anderen Zweck. Es geht dabei nicht um ein allgemeines Zahlungsmittel, das von jedem Händler akzeptiert würde, sondern es soll das Geschäft von nur einem bestimmten Händler ankurbeln. Insbesondere will Amazon seine Umätze mit digitalen Gütern und Apps steigern. Und sie hoffen, dass Amazon Coins das unterstützen."

    So sieht es auch die EZB, die Europäische Zentralbank, die untersucht hat, ob das neue digitale Geld nicht eventuell die umlaufende Geldmenge aufblähen und inflationär wirken könnte.

    "Im Prinzip arbeiten die meisten dieser Systeme auf einer Prepaid-Basis. In der Konsequenz sollte sich der Netto-Effekt – theoretisch – in Grenzen halten."

    So heißt es im Bericht "Virtual Currency Schemes" vom Oktober vergangenen Jahres. Darin geht es um Internet-Geld im Allgemeinen. Genauer unter die Lupe genommen hat die EZB dann noch den Linden-Dollar aus Second Life und Bitcoin. Den Linden-Dollar halten die Währungshüter für unproblematisch, weil er vom Second-Life-Konzern Linden Lab relativ stabil gehalten wird. Über virtuelles Geld wie Bitcoin und anderes, das noch entstehen könnte, da sorgt sich die EZB dann aber doch. Das einzige, was sie etwas beruhigt, ist, dass solche hochentwickelten alternativen Zahlungssysteme noch nicht weit verbreitet sind.

    "Da die virtuellen Währungssysteme nur einen geringen Umfang haben, betreffen die Risiken nur die Nutzer dieser Systeme. Das könnte sich ändern, wenn die Nutzung signifikant zunähme. Zum Beispiel, wenn dies durch Innovationen gefördert würde, die gegenwärtig entstehen. Deshalb empfiehlt es sich, die Entwicklung regelmäßig zu überprüfen, um die Risiken neu zu beurteilen."