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Wärme verschiebt die Bahnen
Geheizter Asteroid auf Abwegen

Um die Gefahr eines Einschlags eines Asteroiden auf der Erde abzuschätzen, müssen die Bahnen der Objekte möglichst genau bekannt sein. Doch da gibt es grundsätzliche Probleme, die vor allem an einem Effekt liegen, den der russisch-polnische Ingenieur Iwan Jarkowski vor mehr als hundert Jahren beschrieben hat.

Von Dirk Lorenzen |
    Einige der größeren Asteroiden im Asteroidengürtel (künstlerische Darstellung).
    Die Bahn von Asteroiden wird durch den Jarkowski-Effekt spürbar verändert (Zeichnung) (ESO)
    Asteroiden werden von der Sonne beschienen und heizen sich im Sonnenlicht minimal auf. Dabei wird die Oberfläche unterschiedlich warm.
    Die "Morgenseite" des Asteroiden ist nach der vorangegangenen Nacht noch recht ausgekühlt, während der "Abendbereich" nach dem langen Sonnenschein am wärmsten ist.
    Die wärmeren Gebiete geben mehr Infrarotstrahlung in den Weltraum ab als die kühleren Gebiete - und somit gibt es an den wärmeren Bereichen salopp gesagt einen etwas stärkeren Rückstoß.
    Dieses Phänomen heißt Jarkowski-Effekt. Zwar sind die dabei auftretenden Kräfte winzig klein, aber im Laufe der Zeit summieren sie sich und ändern deutlich die Bahn des Asteroiden.
    Die Raumsonde OSIRIS-REx nach der Fertigstellung in der Fabrikhalle
    Die Raumsonde OSIRIS-REx soll den Jarkowski-Effekt beim Asteroiden Bennu untersuchen (UArizona)
    Vor einigen Jahren haben Astronomen mit Hilfe von Radarmessungen die Bahn des Objekts Golevka präzise verfolgt. Es zeigte sich, dass der Jarkowski-Effekt diesen gut 500 Meter großen Asteroiden pro Jahr um gut einen Kilometer verschiebt.
    Der Effekt tritt bei jedem Asteroiden unterschiedlich stark auf, denn er hängt von der Rotation des Objekts ab und vom Material, aus dem es besteht.
    Die NASA-Sonde OSIRIS-REx soll in einigen Jahren den Jarkowski-Effekt am Asteroiden Bennu aus nächster Nähe genau studieren - und so helfen, besser abzuschätzen, wie groß das Risiko eines Einschlags auf der Erde ist.