Schon seit den 90er-Jahren hat die Europäische Raumfahrtbehörde ESA Umweltsatelliten im Weltraum. Zunächst ERS-1, dann ERS-2 und heute Envisat.
Seit jeher sind die ESA-Satelliten in polaren Umlaufbahnen unterwegs, das heißt sie überfliegen ständig die großen Eiskappen der Erde. Das ist äußerst hilfreich für Forscher wie Duncan Wingham vom Zentrum für Polare Beobachtung und Modellierung am University College of London in England:
"Wir nutzen zwei Instrumente an Bord der Satelliten. Das eine ist ein Höhenmesser und das andere ein Radargerät. Mit beiden zusammen kann man das betreiben, was wir Interferometrie nennen. Damit überwachen wir die Antarktis aus dem All. Wir können die Fließgeschwindigkeit der Gletscher verfolgen und auch Veränderungen ihrer Höhe."
Gemeinsam mit Fachkollegen legt der englische Physiker jetzt neue, beunruhigende Befunde über den Süd-Kontinent vor. Die Forscher werteten zwölfjährige Messreihen von ERS-2 und Envisat aus. Dabei richteten sie ihren Blick auf einen ganz bestimmten Gletscher in der Westantarktis: auf den Pine Island Glacier im Bereich der Amundsen-See ab ...
"Seit 2002 rutscht der Gletscher immer schneller ins Meer. Die Verlustrate hat sich in dieser Zeit vervierfacht! Niemand von uns hat sich vorstellen können, dass so etwas geschehen kann. Im Moment brechen jedes Jahr 16 Meter Gletscherfront ab. Seit dem Jahr 2000 hat der Pine Island Glacier auf diese Weise schon 90 Meter verloren."
Die Schwindsucht hat Folgen. Denn das Eis, das verloren geht, landet letztlich im Südozean und trägt dazu bei, dass der Meeresspiegel steigt.
"Der Pine Island Glacier ist etwa 40 Kilometer breit, zwei Kilometer hoch, und er zieht sich über Hunderte von Kilometern ins Innere des westantarktischen Eisschildes. Unsere große Sorge ist, dass nach und nach das ganze Eis im Einzugsgebiet des Gletschers in Bewegung gerät und abrutscht. Dann haben wir ein ernsthaftes Problem. Denn das könnte den Meeresspiegel auf lange Sicht um etwa einen Meter steigen lassen."
Es sind nicht gestiegene Lufttemperaturen, sondern es ist wärmer gewordenes Ozeanwasser, das am Pine Island Glacier nagt. Der westantarktische Kontinent liegt nämlich zum Teil unter dem Meeresspiegel und sein Eispanzer folglich auch. An ihren Rändern sind auch andere Gletscher der Region deshalb in Kontakt mit dem Südlichen Ozean. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:
"Das warme Wasser, was dann von unten an diese Eiszone herankommt, kann eben wesentlich schneller zum Abschmelzen führen als einfach nur der Kontakt mit der Luft."
Am Pine Island Glacier lassen sich die Folgen beobachten. Der wärmere Ozean zieht dem Gletscher praktisch den Boden unter den Füßen weg; der Eisstrom fließt beschleunigt in die Amundsen-See.
Duncan Wingham fällt es allerdings schwer, den Klimawandel dafür verantwortlich zu machen. Wie der Physiker sagt, ist es nach oben befördertes Tiefenwasser, das den Gletscher angreift. Es könne sich also nicht durch die heutige Erwärmung aufgeheizt haben. Andererseits weiß man, dass der Klimawandel für stärkere Winde rund um die Antarktis sorgt. Dadurch wird das Meer besser durchmischt, und das sollte den Wärmetransport im Ozean eigentlich verstärken.
Doch sicher sei das alles noch nicht, sagt Wingham und empfiehlt eine genaue Ursachenforschung. Denn solange man nicht wisse, was die treibende Kraft dahinter sei, könne man auch nicht sagen, ob der beschleunigte Gletscherverlust in der West-Antarktis weiter anhalte.
Seit jeher sind die ESA-Satelliten in polaren Umlaufbahnen unterwegs, das heißt sie überfliegen ständig die großen Eiskappen der Erde. Das ist äußerst hilfreich für Forscher wie Duncan Wingham vom Zentrum für Polare Beobachtung und Modellierung am University College of London in England:
"Wir nutzen zwei Instrumente an Bord der Satelliten. Das eine ist ein Höhenmesser und das andere ein Radargerät. Mit beiden zusammen kann man das betreiben, was wir Interferometrie nennen. Damit überwachen wir die Antarktis aus dem All. Wir können die Fließgeschwindigkeit der Gletscher verfolgen und auch Veränderungen ihrer Höhe."
Gemeinsam mit Fachkollegen legt der englische Physiker jetzt neue, beunruhigende Befunde über den Süd-Kontinent vor. Die Forscher werteten zwölfjährige Messreihen von ERS-2 und Envisat aus. Dabei richteten sie ihren Blick auf einen ganz bestimmten Gletscher in der Westantarktis: auf den Pine Island Glacier im Bereich der Amundsen-See ab ...
"Seit 2002 rutscht der Gletscher immer schneller ins Meer. Die Verlustrate hat sich in dieser Zeit vervierfacht! Niemand von uns hat sich vorstellen können, dass so etwas geschehen kann. Im Moment brechen jedes Jahr 16 Meter Gletscherfront ab. Seit dem Jahr 2000 hat der Pine Island Glacier auf diese Weise schon 90 Meter verloren."
Die Schwindsucht hat Folgen. Denn das Eis, das verloren geht, landet letztlich im Südozean und trägt dazu bei, dass der Meeresspiegel steigt.
"Der Pine Island Glacier ist etwa 40 Kilometer breit, zwei Kilometer hoch, und er zieht sich über Hunderte von Kilometern ins Innere des westantarktischen Eisschildes. Unsere große Sorge ist, dass nach und nach das ganze Eis im Einzugsgebiet des Gletschers in Bewegung gerät und abrutscht. Dann haben wir ein ernsthaftes Problem. Denn das könnte den Meeresspiegel auf lange Sicht um etwa einen Meter steigen lassen."
Es sind nicht gestiegene Lufttemperaturen, sondern es ist wärmer gewordenes Ozeanwasser, das am Pine Island Glacier nagt. Der westantarktische Kontinent liegt nämlich zum Teil unter dem Meeresspiegel und sein Eispanzer folglich auch. An ihren Rändern sind auch andere Gletscher der Region deshalb in Kontakt mit dem Südlichen Ozean. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:
"Das warme Wasser, was dann von unten an diese Eiszone herankommt, kann eben wesentlich schneller zum Abschmelzen führen als einfach nur der Kontakt mit der Luft."
Am Pine Island Glacier lassen sich die Folgen beobachten. Der wärmere Ozean zieht dem Gletscher praktisch den Boden unter den Füßen weg; der Eisstrom fließt beschleunigt in die Amundsen-See.
Duncan Wingham fällt es allerdings schwer, den Klimawandel dafür verantwortlich zu machen. Wie der Physiker sagt, ist es nach oben befördertes Tiefenwasser, das den Gletscher angreift. Es könne sich also nicht durch die heutige Erwärmung aufgeheizt haben. Andererseits weiß man, dass der Klimawandel für stärkere Winde rund um die Antarktis sorgt. Dadurch wird das Meer besser durchmischt, und das sollte den Wärmetransport im Ozean eigentlich verstärken.
Doch sicher sei das alles noch nicht, sagt Wingham und empfiehlt eine genaue Ursachenforschung. Denn solange man nicht wisse, was die treibende Kraft dahinter sei, könne man auch nicht sagen, ob der beschleunigte Gletscherverlust in der West-Antarktis weiter anhalte.