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Fußball
Waffenhändler als Investoren

Der SC Preußen Münster will zwei seiner Investoren loswerden, weil sie ihr Geld in der Waffenindustrie verdienen. Der Fall wirft viele Fragen für den Profi-Fußball auf. Gerade weil sich Investoren ohne große Prüfung darin beteiligen können.

Von Thorsten Poppe |
Fans von Preußen Münster stehen auf einer Tribüne
Preußen Münster will sich von zwei Investoren trennen, die aus der Waffenindustrie kommen. (IMAGO / Michael Ketzer)
SigSauer ist ein internationaler Waffenhändler. Die Angebote des Unternehmens reichen von der Pistole bis zum Maschinengewehr. Mutmaßlich sollen in den vergangenen Jahren auch illegale Waffengeschäfte getätigt worden sein. Die beiden dahinterstehenden Eigentümer haben jetzt Anteile an der ausgegliederten Profi-Gesellschaft des SC Preußen Münster erworben. Allerdings ist dem Club dieser Hintergrund nicht bekannt gewesen. Das hat Preußen auf Nachfrage des Lokalmagazins „Rums“ eingeräumt. Wörtlich heißt es dazu in einer Stellungnahme: „Ein Kapitalgeber, der durch andere Geschäftszweige auch Beteiligungen an Unternehmen aus der Waffenindustrie hält, ist nicht mit den Werten des Vereins in Einklang zu bringen!“
Eine einfache Suche im Netz hätte allerdings für Klarheit sorgen können. Doch der Regionalligist hat darin keine Notwendigkeit gesehen, auch weil der Kontakt über bestehende Verbindungen zustande gekommen sei. Eine Interviewanfrage dazu lehnt Preußen Münster ab. Man möchte diesen Vorgang erst einmal zu einem sauberen Abschluss bringen, schreibt der Club. Wie dieser aussehen könnte, lässt Preußen allerdings offen.
„Ich erinnere mich, dass wir in der DFL Taskforce `Zukunft Profifußball` auch darüber gesprochen haben, ob es Kriterien geben kann und muss für Investoren im Fußball“, erklärt Helen Breit von „Unsere Kurve“. Sie ist im Vorstand dieser Interessengemeinschaft von Fußballfans aus den Bundesligen bis runter zur Regionalliga, und hat unter anderem in der Taskforce „Zukunft Profi-Fußball“ mitgearbeitet. „In dem Fall zeigt es, wie dringend notwendig es eigentlich ist, so lange es möglich ist, zu investieren. Und daraus würde ich ableiten, dass es tatsächlich notwendig ist, jetzt die Diskussion zu eröffnen, wann überhaupt ein Investment im Fußball stattfinden darf, um eben solche Fälle von vornherein zu verhindern.“

Sportökonom Breuer: "Investoren sind keine nachhaltige Lösung"

Helen Breit engagiert sich seit Jahren beim SC Freiburg, wo die Profis noch nicht ausgegliedert sind. Deshalb ist hier kein Engagement eines Investors möglich. Das geht nur mit Hilfe einer Kapitalgesellschaft, die die meisten Bundesligisten nutzen. Mittlerweile besitzen 11 Clubs in Deutschlands höchster Spielklasse Geldgeber. Also mehr als die Hälfte. „Je stärker die Liquiditätsprobleme der Klubs werden, desto intensiver wird man über die Investoren-Beteiligungen nachdenken“, rechnet Sportökonom Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln mit weiteren Anteilsverkäufen im Profi-Fußball hierzulande: „Allerdings sind Investoren-Beteiligungen keine nachhaltige Lösung der Finanzprobleme. Denn das Grundproblem sind dauerhaft zu hohe Ausgaben, insbesondere für Spieler, die auch dem hohen Wettbewerbsdruck im Fußball geschuldet sind.“
Unter der Woche hat ein Investorenwechsel bei Hertha BSC für Aufsehen gesorgt. Fast 2/3 der Kapitalanteile hatte Lars Windhorst für rund 375 Mio. Euro erworben, nun soll ein amerikanischer Geldgeber übernehmen. Das Unternehmen besitzt schon an diversen Clubs weltweit Beteiligungen. Die Hertha besitzt zwar ein Vorkaufsrecht, angesichts ihrer überschaubaren finanziellen Situation gilt die Ausübung jedoch als unwahrscheinlich. Ein solcher Weiterverkauf von Anteilen hatte schon letztes Jahr beim FC Augsburg für Aufregung gesorgt, als still und heimlich die Geldgeber wechselten. Erst die Fans hatten dies mittels eines Handelsregisterauszugs öffentlich gemacht.
Für Helen Breit spielen bei solchen Engagements wie in Augsburg oder jetzt Münster deshalb die Mitglieder eine entscheidende Rolle: „Also ich würde schon sagen, dass es auf jeden Fall ein Augenöffner ist und noch mal aufzeigt, wie schwierig Konstellationen sein können. Und letztlich sind da, finde ich, wirklich alle Mitglieder aufgerufen, spätestens in der Mitgliederversammlung sehr genau hinzugucken und die Verantwortlichen auch wirklich in die Verantwortung zu nehmen.“
Im Mutterland des Fußballs plant die Regierung seit einem Jahr eine Aufsichtsbehörde für die Premier League. Diese Art Bankenaufsicht soll dabei auch die Eignung von Investoren im Vorfeld ihres Engagements prüfen dürfen. Dafür hat die ehemalige Sportministerin Tracy Crouch einen Report erstellt, der verbindlich eingeführt werden soll: „Letztendlich stellt der Report sicher, dass Fußballklubs gute finanzielle Regulierungen und eine gute Unternehmensführung haben. Zudem müssen sie sich mit ihren Fans auseinandersetzen, die einen großen Teil zu diesem Report beigetragen haben. Alles in allem wird das den englischen Fußball zukünftig stärken", sagte Crouch bei der Vorstellung damals in der BBC.

Keine Regulierung in Deutschland geplant

Unter dem neuen Premierminister ist in den letzten Wochen deutlich geworden, dass selbst die Premier League einen solchen unabhängigen Aufseher akzeptieren würde. Für Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln müssten vor allem die Besonderheiten des fanbasierten Fußballs in Einklang mit potenziellen Investoren gebracht werden: „Ideal für den europäischen Fußball wären Kapitalgesellschaften in Mehrheitsbesitz von Fans bzw. eine maximale Streuung der Anteile mit entsprechenden Auflagen, wie viele Aktien oder Anteile ein Anteilseigner besitzen kann.“
Bisher ist eine solche Regulierungsinstanz, wie in England geplant, für Investorenbeteiligungen im deutschen oder europäischen Fußball nicht vorgesehen. Der SC Preußen Münster will jedenfalls künftig besser bei der Geldgeber-Auswahl hinschauen, so der Club in seinem Statement.