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Evakuierungsflüge
Waffenruhe im Sudan soll weitere 72 Stunden gelten

Im Sudan ist die um Mitternacht ausgelaufene Waffenruhe um 72 Stunden verlängert worden. Sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz stimmten der Vereinbarung zu, die von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien vermittelt wurde. US-Außenminister Blinken rief die Konfliktparteien auf, die Feuerpause einzuhalten.

    Ein graues Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M der deutschen Luftwaffe im Landeanflug
    Die Evakuierungsflüge der Bundeswehr könnten bei einer weiteren Waffenruhe fortgesetz werden. (picture alliance / dpa / Moritz Frankenberg)
    Mehrere ausländische Staaten hatten die vergangenen beiden Tage dazu genutzt, Landsleute aus dem Sudan auszufliegen, auch Deutschland. Die Bundeswehr hat nun von Frankreich die Aufgabe übernommen, die Evakuierungsflüge zu koordinieren. Das sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr der Deutschen Presse-Agentur. Die Flüge starten von einem Militärflugplatz nahe der Hauptstadt Khartum. Die meisten französischen Staatsbürger haben den Sudan inzwischen verlassen. Deutsche sind noch dort.
    Eigentlich war die bisherige Waffenruhe Ende des Tages ausgelaufen. Die bisherige Feuerpause hatten die Bundeswehr und andere Länder für eine Evakuierungsmission genutzt. Diese ist nach Angaben von Verteidigungsminister Pistorius noch nicht abgeschlossen. Wie viele deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger sich noch im Sudan aufhalten, sagte er nicht.
    Wegen der Kämpfe im Sudan haben auch EU und UNO viele ihrer Mitarbeiter außer Landes gebracht. Der EU-Außenbeauftragte Borrell sprach in Luxemburg von einer erfolgreichen, aber komplexen Operation. Borrell betonte, die internationale Gemeinschaft übe weiterhin Druck auf die Konfliktparteien aus, um den Krieg zu beenden.

    Einsatz ohne Mandat - Bundestag soll nachträglich zustimmen

    Für die Evakuierungsaktion der Bundeswehr hatte es kein Mandat des Bundestags gegeben. Das Parlament soll nachträglich seine Zustimmung geben. Regierungssprecher Hebestreit betonte, eine vorherige Befassung des Bundestags hätte das Leben der Menschen gefährdet.

    Dringlichkeitssitzung im UNO-Sicherheitsrat geplant

    Angesichts der anhaltenden Kämpfe soll der UNO-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung erneut über die Lage in dem Krisenstaat beraten. Die britische UNO-Botschafterin Woodward sagte, ihr Land habe ein entsprechendes Treffen beantragt. Aus Diplomatenkreisen hieß es, die Beratungen sollen am Nachmittag in New York stattfinden und öffentlich abgehalten werden.

    Konflikt zwischen zwei mächtigen Generälen

    Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021.
    De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte sich die RSF der Armee unterordnen und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Da sich beide Lager jedoch letztlich nicht einigen konnten, schlug der Konflikt in Gewalt um.
    Einen ausführlichen Hintergrundbericht über die Kämpfe im Sudan lesen Sie hier.
    Diese Nachricht wurde am 25.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.