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Waffenruhe in Syrien
Die Lage verschärft sich wieder

Die Waffenruhe in Syrien steht zunehmend in Frage. Rebellen und Regierungstruppen werfen sich gegenseitig vor, für die Zuspitzung verantwortlich zu sein. Die seit Montag geltende Waffenruhe soll eigentlich Hilfslieferungen für die Bevölkerung ermöglichen, was bislang an Sicherheitsfragen gescheitert ist.

Von Björn Blaschke |
    Zwei syrische Männer reparieren eine Wasserleitung in der Stadt Qamishli im Norden des Landes.
    Zwei syrische Männer nutzen die Waffenruhe, um eine Wasserleitung zu reparieren. (afp / Delil Souleiman)
    Die Zahlen unterscheiden sich nicht großartig: Die syrische Nachrichtenagentur Sana zitiert Militärs der Führung in Damaskus; ihnen zufolge haben bewaffnete Gruppen im Verlauf der zurückliegenden 24 Stunden 44 Mal die Feuerpause in Syrien gebrochen. Bewaffnete Gruppen, damit sind die Gegner von Präsident Baschar al-Assad gemeint. Zu Zwischenfällen sei es in Damaskus, im Umland der syrischen Hauptstadt, in Aleppo und in Homs gekommen.
    Das russische Militär hat erklärt, dass Rebellen 55 Mal die Feuerpause gebrochen haben. Als Reaktion, heißt es aus Syrien, hätten die Assad-Getreuen das Feuer erwidert. Die bewaffneten Gegner Assads bestreiten nicht, dass es zu Gefechten kommt. Aber: Beide Seiten machen die jeweils andere für die Zwischenfälle verantwortlich.
    Keine Durchfahrt für Lastwagen mit Hilfsgütern
    Jenseits dessen kommen die Hilfslieferungen nicht in Gange: Für die Durchfahrt von UN-Konvois gab die syrische Regierung weiterhin kein grünes Licht. So stecken an der türkisch-syrischen Grenze 40 UN-Lastwagen mit Lebensmitteln fest, die einen Monat lang 80.000 Menschen ernähren könnten. Allein im belagerten Teil von Aleppo in Nord-Syrien leben mindestens 250.000 Zivilisten. Eine Schlüsselrolle für die Menschen in Aleppo spielt die Castello-Straße, eine Route, die Aleppo mit der Außenwelt verbindet.
    Gemäß der zwischen den USA und Russland getroffenen Vereinbarung zur Waffenruhe sollten sich beide Seiten – die Einheiten von Präsident Bashar al-Assad und die seiner Gegner - zurückziehen. Doch das ist offenbar nur teilweise passiert. Alles in allem wirkt es so, als verschärft sich die Situation in Syrien wieder. Ein Vertreter der Rebellen in Aleppo erklärte denn auch eine Nachrichtenagentur: "Die Waffenruhe wird nicht halten."