Hinter der historischen Aufführungspraxis stehe ein Dreischritt von Datierung, Kontextualisierung und Reintegration eines Werkes, so Müller. Ein Schwerpunkt werde in dem Projekt "Wagner Lesarten" auf die Instrumentierung, den Gesang und die damals gebräuchliche Aussprache gelegt.
Bereits beim Symposium zum Auftakt des Projektes wurde "hitzig diskutiert", wie der Text des Librettos im Vergleich zu heute ausgesprochen wurde. "Wir haben bei der deutschen Sprache das Problem, dass sie erst 1898 erstmals normiert wurde", sagte Müller. Hochdeutsch habe es zurzeit von Wagner noch nicht gegeben. Allerdings erwarte Müller nicht, dass sich durch die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse sprachlich für die Sänger von Wagner-Werken fundamental etwas ändern werde. Das historische und damit transparentere Instrumentarium sowie die tiefere Stimmung von 432 Hertz erlaube Sängern jedoch ein ungleich entspannteres Singen.