Der liberale Kandidat Verhofstadt erklärte in einer Twitter-Nachricht, seine Fraktion gehe eine Koalition mit der Europäischen Volkspartei ein. Gemeinsames Ziel sei, die EU zu reformieren und zu stärken. Dies sei angesichts von Trump, Putin und anderer Herausforderungen für Europa absolut notwendig.
Mit Verhofstadts Bekanntgabe steigen die Chancen des Kandidaten der konservativen Europäischen Volkspartei, Antonio Tajani. Der Italiener galt schon zuvor als leichter Favorit. Er ist bereits Vizepräsident des Parlaments und war früher EU-Industriekommissar. Zu seiner Europäischen Volkspartei gehören auch CDU und CSU. Die Sozialdemokraten haben Fraktionschef Pittella nominiert. Außerdem gibt es noch vier Bewerber kleinerer Fraktionen, denen aber keine Siegchancen eingeräumt werden. Der neue Präsident soll bis Mitte 2019 amtieren.
Mit einer absoluten Mehrheit der Stimmen kann zunächst keiner der Bewerber rechnen. Insgesamt könnte es vier Wahlgänge geben, der erste beginnt um 9.00, der letzte - falls nötig - ist für heute Abend 20.00 angesetzt. Im Gegensatz zu den ersten drei Runden, in denen eine absolute Mehrheit nötig ist, reicht in der vierten Runde die einfache Mehrheit.
Der scheidende Parlamentspräsident Schulz hatte die Abgeordneten gestern in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" aufgerufen, gegen die eurokritischen Kräfte zusammenzustehen. Nach der Wahl sollten die pro-europäischen Abgeordneten auf einer breiteren Basis zur Zusammenarbeit zurückkehren.
(mg/nch)