"Hay Ballotage – es gibt eine Stichwahl." Euphorische Stimmung auf der Wahlparty des Oppositionskandidaten Mauricio Macri. Der Bürgermeister von Buenos Aires und sein liberal-konservatives Bündnis Cambiemos haben das Etappenziel erreicht: Stichwahl.
"Was heute passiert ist, verändert die Politik in diesem Land."
Laut ersten Hochrechnungen hat Macri im Vergleich zu den Vorwahlen noch zugelegt. Er liefert sich damit ein Kopf an Kopf Rennen mit dem offiziellen Regierungskandidaten Daniel Scioli. Der 58-Jährige Gouverneur der Provinz Buenos Aires ist derjenige, der offiziell das Erbe der Kirchner-Regierung antreten will, nachdem Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Doch auf der Wahlparty im altehrwürdigen Luna-Park von Buenos Aires herrscht nun eher Katerstimmung – für Daniel Scioli von der Regierungspartei Frente para La Victoria geht der Wahlkampf weiter:
"Ich möchte die Unentschiedenen und Unabhängigen dazu aufrufen, unsere Agenda der Entwicklung und der Zukunft Argentiniens mitzugestalten. Ich werde diese neue Etappe antreten, mit dem Glauben und der Hoffnung, die mich in meinem Leben immer geleitet haben. Ich werde weiter den Dialog suchen, um definitiv den Sieg aller Argentinier zu erreichen."
12 Jahre Kirchner-Regierung haben das Land geprägt: Es gab soziale Errungenschaften, doch wirtschaftlich kommen schwere Zeiten auf Argentinien zu: Die Inflation galoppiert, die Staatskasse ist leer – Scioli, der als gemäßigter Peronist gilt, versprach graduelle Anpassungen. Der Marktliberale Mauricio Macri steht dagegen für schnelle Reformen:
"Ich möchte an all diejenigen appellieren, die die Oppositionskandidaten gewählt haben, aber auch an diejenigen, die Daniel Scioli gewählt haben, damit sie mit uns gemeinsam am Wandel arbeiten, daran, ein solches Argentinien aufzubauen, das wir alle verdienen."
Drittstärkster Kandidat Sergio Massa wird zum Zünglein an der Waage
"Mauricio Macri – Presidente", skandieren die Anhänger. Das erst 10 Jahre junge Oppositionsbündnis Cambiemos von Mauricio Macri hat ein historisches Ergebnis eingefahren – nicht nur auf Landesebene sondern auch in den Provinzen, in denen gewählt wurde. So etwa in der bevölkerungsreichsten Provinz Buenos Aires, die bisher von Daniel Scioli regiert wird.
In der zweiten Wahlrunde am 22. November wird er nun zum Zünglein an der Waage werden – Sergio Massa, drittstärkster Kandidat und einstiger Kabinettsminister der Kirchner-Regierung, bevor es zum Konflikt kam und er seine eigene Erneuerungsfront Frente Renovador gründete. Massa gratulierte den beiden stärksten Kandidaten, deutete jedoch Unterstützung für Mauricio Macri an:
"Der Weg des Wandels, den konstruieren wir nicht, wenn wir nur kurzfristig an eigene Interessen denken. Wir wollen ein besseres Land aufbauen für unsere Kinder und Enkelkinder und das ist der Weg, den wir gehen werden."
Die Wahlen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, erklärte die Oberste Wahlbehörde. Kritik gab es jedoch aufgrund der späten Veröffentlichung von Hochrechnungen. Erst rund 6 Stunden nach Schließung der Wahllokale wurden erste offizielle Zahlen bekanntgegeben. Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner vermied es, das Ergebnis der ersten Runde der Wahlen zu kommentieren.