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Wahl in Hessen
Volker Bouffier droht der Machtverlust

Bei der Landtagswahl in Hessen drohen der CDU hohe Verluste. Ministerpräsident Volker Bouffier kreidet die Talfahrt bei den Wahlprogosen auch der Großen Koalition in Berlin an - und speziell Horst Seehofer.

Von Ludger Fittkau |
    Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU)
    Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) (dpa/picture alliance/ Emmanuele Contini)
    Aufmunterndes Klatschen beim Einzug von Volker und Ursula Bouffier ins Bierzelt. Der Wahlkampftermin bei Offenbach soll Volker Bouffier Glück bringen, denn nach allen Umfragen der letzten Monate könnte es am kommenden Sonntag nicht mehr zur Mehrheit für die schwarz-grüne Landesregierung reichen, die er in den vergangenen fünf Jahren geführt hat.
    Ursula Bouffier beantwortet die Frage, was ihr Mann machen würde, wenn er plötzlich ganz viel Zeit hätte und viel zuhause wäre:
    "Zuhause – da muss immer was passieren. Er ist nun absolut kein Typ, so wie man das nennt, so eine Couch-Potato. So einen Tag mal nix tun. Faul sein, Fernsehen gucken, das kann er echt nicht. Ich kann das schon. Er nicht. Muss immer was passieren. Und wenn es dann irgendein Zimmer ist, was lange nicht entstaubt worden ist, das Gerümpel raus und so weiter. Das ist eines seiner Lieblingshobbies, wenn er mal wirklich nichts zu tun hat."
    Kritik an Horst Seehofer
    Dass Volker Bouffier nach der Landtagswahl nichts zu tun haben wird, ist unwahrscheinlich. Auch wenn sein Abstand gegenüber den Kandidaten von SPD und Grünen in den letzten Umfragen deutlich knapper geworden ist als noch vor Monaten. Eine grün-geführte Dreier-Koalition ohne CDU-Beteiligung ist nicht mehr auszuschließen. Bouffier ist über die Umfragewerte enttäuscht. Er kreidet die Talfahrt bei den Wahlprogosen der Groko in Berlin und speziell Horst Seehofer an:
    "Gefühlt ging das Ganze ja schon seit der Bundestagswahl. Dann gab es endlich eine neue Regierung. Und als die endlich im Amt war, hat Horst Seehofer einen Streit vom Zaun gebrochen, der uns ja extrem viel Kraft gekostet hat und auch Vertrauen."
    Ob im Bierzelt oder bei der Vorstellung der letzten Wahlplakate vor der Parteizentrale in Wiesbaden: Volker Bouffier spürt überall, dass er es diesmal besonders schwer hat, mit seinen hessischen Themen durchzudringen. In den letzten Tagen vor der Wahl eilt er deshalb von Termin zu Termin mit einer zentralen Botschaft:
    "Es geht nicht um Berlin, es geht nicht um Bayern, es geht um Hessen. (…)Wir haben gezeigt, dass wir sehr gute Arbeitsergebnisse erzielen können, mit einem Stil, der eben ganz anders ist."
    In der Tat zeigen die Umfragen: Die Hessinnen und Hessen sind mehrheitlich zufrieden mit der Arbeit der schwarz-grünen Landesregierung in den letzten Jahren. Doch es ist der grüne Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Tarek Al Wazir, der davon politisch mehr profitiert als Bouffier. Al Wazir ist der beliebteste Politiker Hessens und hat aktuell gute Chancen, mit seinen hessischen Grünen am Sonntag an der SPD vorbeizuziehen.
    Neuauflage des schwarz-grünen Bündnisses im Blick
    Volker Bouffier kämpft für eine Neuauflage des schwarz-grünes Bündnisses – genau wie seine Frau, die ihn beim Wahlkampf auch im Bierzelt kräftig unterstützt: "Die Koalition macht eine gute Arbeit und ich hoffe es bleib so und es geht weiter." Doch damit es weitergeht, braucht Schwarz-Grün in Hessen wahrscheinlich künftig einen dritten Partner.
    Volker Bouffier war in den letzten Monaten als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU an vielen Krisengesprächen in Berlin beteiligt. Er warnt jetzt schon davor, nach der Landtagswahl in Wiesbaden auch in der Bundesregierung wieder alles in Frage zu stellen. Das ist an die Union gerichtet – zielt aber auch in Richtung SPD. Sollten die Sozialdemokraten auch in Hessen hinter die Grünen zurückfallen, ahnt Bouffier für die Groko in Berlin nichts Gutes:
    "Ich muss mich nicht um die SPD kümmern, aber dort fürchte ich, wird es jetzt wieder losgehen, nach dem Motto: Sollen wir in der Koalition bleiben, sollen wir nicht in der Koalition bleiben?"
    Bouffier wünscht sich, dass die Koalition in Berlin weiterarbeitet. Aber sollte er zehn Prozent oder mehr verlieren und auch die SPD in Hessen nur noch dritte Kraft werden – dann, so weiß er, wird sich bundespolitisch wohl viel mehr ändern, als ihm lieb ist.