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Wahl in Nigeria
Im Schatten von Boko-Haram

Anschläge der Islamisten-Miliz Boko-Haram und Technikpannen überschatten die Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Nigeria. Die Wahlkommission musste in einigen Bezirken die Abstimmung aussetzen, weil Maschinen nicht ordnungsgemäß funktionierten. Dort soll die Wahl morgen fortgesetzt werden.

    Viele Menschen stehen Schlange bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl in Nigeria
    Lange Schlangen bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl in Nigeria (afp / Tom Saater)
    Der amtierende Präsident Goodluck Jonathan und seine Frau bekamen die technischen Probleme am eigenen Leib zu spüren. Die Registrierung zur Wahl schlug fehl - das elektronische Wählerregister wollte die beiden nicht akzeptieren. Mit einer Mischung aus High-Tech und traditionellen Verfahren sollte im bevölkerungsreichsten afrikanischen Land heute abgestimmt werden. Dazu gab es biometrische Wählerkarten, einen elektronischen Fingerabdruckleser und die übliche Tinte am Daumen.
    Wahlen gehen in manchen Landesteilen morgen weiter
    Probleme tauchten allerdings in mehreren Wahllokalen auf, sodass die Wahlkommission schließlich entschied, die Abstimmung dort zu unterbrechen und morgen fortzusetzen. In der zweistufigen Wahl mussten sich die Nigerianer zunächst registrieren und konnten dann später am Tag ihre Stimme abgeben. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. Rund 70 Millionen Menschen der rund 170 Millionen Einwohner Nigerias sind wahlberechtigt. Zur Wahl stehen 14 Bewerber, darunter erstmals auch eine Frau.
    Chancen auf den Sieg können sich aber wohl nur zwei Kandidaten ausrechnen - der christliche Amtsinhaber Jonathan und sein Herausforderer Muhammadu Buhari. Letzterer ist 72 Jahre alt, Muslim und war zwischen 1983 und 1985 schon einmal nigerianisches Staatsoberhaupt, nachdem er sich als General ins Amt geputscht hatte.
    Tote bei Anschlägen
    Der 57-jährige Jonathan steht unter anderem in der Kritik, weil er die Terrorgruppe Boko Haram nicht stoppen konnte. Diese agiert vor allem in Nordnigeria, wo sie einen islamistischen Gottesstaat errichten will. Die Miliz hatte im Vorfeld der Wahlen mit Anschlägen gedroht. Mindestens 14 Menschen haben den Wahltag nun auch nicht überlebt - im Nordosten des Landes gab es mehrere Anschläge. Zugeschrieben werden die Anschläge Boko-Haram. Dem Gouverneur der Provinz Borno zufolge töteten die Extremisten in der Region bei einem Überfall am Freitag 25 Menschen.
    Um die Sicherheit der Wähler zu gewährleisten waren etwa 360.000 Polizisten im Einsatz. Es werden auch Ausschreitungen zwischen den Anhängern Jonathans und Buharis befürchtet - je nach Ausgang der Abstimmung. Nach der vergangenen Präsidentschaftswahl im Jahr 2011 waren bei Unruhen in Nigeria etwa 1.000 Menschen getötet worden. Erste belastbare Ergebnisse der Wahlen in Nigeria werden Anfang der Woche erwartet.
    (pr/tön)