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Wahl zum CDU-Parteivorsitz
Kramp-Karrenbauer will mit Erfahrung punkten

Annegret Kramp-Karrenbauer setzt bei ihrer Bewerbung für den CDU-Vorsitz auf den Wert ihrer Erfahrung: Sie könne Mehrheiten gewinnen und sie auch verteidigen, sagte sie in Berlin. Mit Blick auf ihre Mitbewerber Spahn und Merz betonte sie, es brauche Brückenbauer und keine Flügelvertreter an der Spitze der Partei.

Von Stephan Detjen |
    CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer
    CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer bewirbt sich auch um den Parteivorsitz. (dpa-Bildfunk / Christophe Gateau)
    Annegret Kramp-Karrenbauer setzt den Gegenakzent und zeigt ihr Partei: Die CDU hat eine echte Wahl. Hier die Männer – Merz und Spahn –, die in ihren öffentlichen Vorstellungen vor allem Distanz zu Angela Merkel markieren. Dort Kramp-Karrenbauer, die ihre Bewerbungsrede mit einer Referenz an Angela Merkel, persönlichen Erinnerungen und Begegnungen mit der Kanzlerin beginnt. Und zugleich ist es die Generalsekretärin, die ausspricht, was Merkel selbst bisher nie sagte: Es geht eben mehr zu Ende als ein langer Parteivorsitz, es geht um eine Ära, die mehr war als ein Parteivorsitz:
    "Mit der Entscheidung der Parteivorsitzenden geht diese Ära eben auch zu Ende. Und eine solche Ära kann man nicht beliebig fortsetzen. Man kann sie im Übrigen auch nicht rückgängig machen."
    Kontinuität und Neuanfang verspricht Kramp-Karrenbauer
    Kontinuität und Neuanfang verspricht Kramp-Karrenbauer. Sie will anknüpfen an das, was die Partei in der Zeit Merkels erreichte und zugleich neue Zeichen setzen in - wie sie sagt - Inhalt und Stil. Viel ist von den Bedürfnissen der Menschen nach Sicherheit und Zusammenhalt die Rede. Vor allem aber empfiehlt sich Kramp-Karrenbauer als die Kandidatin, die im Februar ihr Regierungsamt als Ministerpräsidentin aufgab, um sich in den Dienst der Partei zu stellen.
    "In den letzten acht Monaten habe ich sehr genau zugehört."
    Erinnert Kramp-Karrenbauer an ihre sogenannte Zuhör-Tour, die sie seit dem Frühjahr durch alle Gliederungen der CDU unternahm.
    "Ich habe den Stolz der Mitglieder gespürt auf diese Partei. Ich habe den Frust der Parteimitglieder gespürt. Ich habe die Verunsicherung gespürt. Aber vor allen Dingen habe ich gespürt, dass die Partei eines nicht will: Sie will keine Partei werden, die in der Kategorie von Entweder-oder denkt."
    Kramp-Karrenbauer möchte Brückenbauer sein
    Die CDU als Union mit ihren unterschiedlichen Flügeln braucht Brückenbauer – das ist die Erwartung vieler Mitglieder. Spahn wurde bisher als Vertreter des konservativen Flügels, Merz als Protagonist einer Renaissance des Wirtschaftsliberalismus in der CDU wahrgenommen. Wer sich so nur für einen Teil, aber nicht für das Ganze von Partei und Gesellschaft einbringt, hat im Unionsbild Annegret Kramp-Karrenbauers einen festen Platz – nur nicht an der Spitze, sondern zum Beispiel als Steuer- und Finanzexperte, der sich einst für eine radikale Steuervereinfachung einsetzte, wonach die Berechnung der Einkommensteuer auf einen Bierdeckel passen sollte.
    "Da hat Friedrich Merz vieles zu bieten. Und wenn wir es dann schaffen, den Bierdeckel zur Seite zu legen und nach den neuen Herausforderungen eine entsprechende Steuer-App aus der CDU heraus zu entwickeln und Friedrich Merz dort seinen Anteil hätte, dann wäre das ein großartiges Angebot an die CDU."
    AKK verweist auf ihre Erfahrung bei Wahlen
    Kramp-Karrenbauer also kann auch austeilen. Auch das dürfte kalkulierter Teil der heutigen Vorstellung in der saarländischen Landesvertretung gewesen sein. Den vielleicht stärksten Trumpf, den sie ausspielt, verbindet AKK, wie sie in der CDU genannt wird, mit dem Begriff Erfahrung. Nicht nur im Umgang mit der heutigen CDU und nicht nur als Chefin einer Landesregierung.
    "Und eben besondere Erfahrungen auch im Punkt: Wie gewinnt man Mehrheiten, wie erobert man sie, wie verteidigt man sie."
    Kramp Karrenbauer erinnert daran, dass ihr im März 2017 gegen viele Vorhersagen der Sieg in der saarländischen Landtagswahl gelang, der zugleich die Trendwende nach dem Höhenflug der SPD mit Martin Schulz einleitete.
    Sie muss nicht eigens hinzufügen, dass ihre Mitbewerber Merz und Spahn nie mehr als einen Bundestagswahlkreis gewannen. Kramp-Karrenbauer wird in den nächsten Wochen darauf setzen, dass sich auch die CDU daran erinnert und am Ende auf Vertrauen, Bewährung und die Absage an radikale Kurswechsel setzt.