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Wahlanalyse
Spitzenparteien behaupten sich

In Thüringen und Brandenburg stehen nach langer Auszählung die vorläufigen Wahlergebnisse fest. Die Landeswahlleiter haben sie bekanntgegeben. Demnach reicht es in Thüringen sowohl für eine Große Koalition als auch für Rot-Rot-Grün. In Brandenburg kann sich die SPD aussuchen, ob sie weiter mit der Linken regiert oder mit der CDU.

Von Friedbert Meurer | 15.09.2014
    Dietmar Woidke breitet die Arme aus und lässt sich von seinen Anhängern feiern
    Ministerpräsident Dietmar Woidke lässt sich für seinen Wahlsieg feiern (dpa / Ralf Hirschberger)
    Die letzte Gewissheit kam gegen 22.30 Uhr durch den Landeswahlleiter: In Thüringen können Linke, SPD und Grüne eine Koaltion bilden, allerdings verfügen sie nur über eine Mehrheit von einem Sitz im Landtag. Eine große Koalition aus CDU und SPD hätte allerdings ebenfalls nur einen einzigen Sitz mehr als erforderlich.
    In Brandenburg sind die Verhältnisse dagegen klar. Die SPD kann sowohl weiter mit der Linken als auch mit der CDU zusammen eine komfortable Mehrheit bilden.
    Alternative für Deutschland feiert weiter Erfolge
    In beiden Ländern triumphiert wie schon in Sachsen vor zwei Wochen die Alternative für Deutschland: In Thüringen kommt sie auf 10,6 Prozent, in Brandenburg sogar auf 12,2 Prozent der Stimmen. Die Analysen von Infratest Dimap zeigen, dass die AfD aus allen Parteilagern Stimmen gewinnt, vor allem von der CDU und der Linken. Ins Gewicht fällt auch, dass erhebliche Teile der früheren FDP-Wähler ihr Kreuz bei der AfD gesetzt haben.
    Aber auch die SPD muss bluten. Kaum ins Gewicht fallen dagegen die nur leichten Verluste der NPD, die jeweils unter fünf Prozent bleibt. Die AfD ist somit fast überall erfolgreich, besonders bei männlichen Wählern. In Brandenburg ist sie unter männlichen Erstwählern zwischen 18 und 22 Jahren sogar mit 23 Prozent die stärkste Partei überhaupt. Auffällig ist auch der hohe Stimmenanteil unter Arbeitern und Selbstständigen.
    Regierungsparteien bleiben vorn
    Sowohl in Thüringen als auch in Brandenburg gelingt es der führenden Regierungspartei, Platz 1 zu verteidigen. In Brandenburg verdankt die SPD vor allem ihrem Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten Dietmar Woidke den Sieg. Nach nur einem Jahr Amtszeit ist Woidke bei 70 Prozent der Wähler beliebt. Sogar sechs von zehn CDU-Wählern finden ihn gut.
    In Thüringen konnte sich die CDU dagegen vor allem dadurch behaupten und leicht zulegen, dass viele ehemaligen Wähler der FDP sie gewählt haben. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht entpuppte sich dagegen nicht als Zugpferd. Für sieben von zehn Wählern hat sie durch die zahlreichen Gehälter- und Versorgungsaffären an Glaubwürdigkeit verloren.
    Koalitionspartner brechen ein
    Juniorpartner in einer großen Koalition zu sein lohnt sich offenbar nicht. In Thüringen stürzt die SPD mit fast sieben Punkten weniger ein, landet bei mageren 12,4 Prozent. In Brandenburg fällt die Linke als Koalitionspartner der SPD tief um sogar fast neun Punkte und ist mit 18,6 Prozent nur noch drittstärkste Kraft. Der Linken werfen fast 60 Prozent der Wähler in Brandenburg vor, in der zurückliegenden Legislaturperiode viele Wahlversprechen nicht eingehalten zu haben.
    Auffällig ist: Die thüringische SPD verliert viele Wähler an die Linke, 26.000 gegenüber nur ganzen 4.000 an die CDU. Dass die Linke in Thüringen ihren Stimmenanteil trotzdem nicht verbessert, liegt an ihren Verlusten in Richtung der AfD. Bodo Ramelow als Spitzenkandidat konnte zwar überzeugen, aber es bleiben Vorbehalte, ob die Linke die Regierung führen soll.
    Fast 60 Prozent der SPD-Wähler ziehen nämlich ein Bündnis mit der CDU der Linken vor, nur ein Drittel in Thüringen will Rot-Rot. Ähnlich fällt das Stimmungsbild bei den Grünen aus, die mit 5,7 in Thüringen knapp in den Landtag einziehen - in Brandenburg leicht deutlicher mit 6,2.
    Die FDP kommt in Thüringen nur auf 2,5 Prozent und in Brandenburg sogar nur auf 1,5 Prozent. Die Liberalen sind damit in keinem einzigen neuen Bundesland mehr im Landtag vertreten. Die Wahlbeteiligung in Thüringen war mit 52,7 Prozent etwas besser als in Brandenburg mit nur 47,9 Prozent.