Am 14. März finden im Südwesten Deutschlands die ersten Wahlen des Jahres 2021 statt: In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind Landtagswahlen. Stefan Merz, Direktor Wahlen vom infratest dimap, geht davon aus, dass die Corona-Pandemie nur wenig Auswirkungen auf die Nachwahlerhebung haben wird. Das auf politische Meinungs- und Wahlforschung spezialisierte Umfrageinstitut könne an den Grundprinzipien festhalten.
Die erste Wahl in der Pandemie hat 2020 in NRW stattgefunden. Bei der Kommunalwahl war es zu leichten Abweichungen gekommen, dennoch war man zufrieden, bilanziert Merz: "Die Abweichungen waren im Rahmen des Üblichen, bei Kommunalwahlen gibt es nur sehr kleine Stichproben. Das ist schwieriger als eine normale Landtagswahl."
Die Hochrechnungen hätten sich im Laufe des Abends durchaus bewegt und es könnte sein, dass da auch Corona mit hineingespielt habe. Aber das habe nicht das Ausmaß angenommen, dass man von einem grundsätzlichen Corona-Problem sprechen konnte. Die Hygienekonzepte hätten funktioniert und die Bürger hätten trotz allem die Papier-Fragebögen ausgefüllt. "Wir waren ganz zufrieden. Das ermutigt uns auch für dieses Jahr."
"Es gibt keine feste Mindestfallzahl"
Auch wenn davon auszugehen ist, dass viele Menschen per Briefwahl abstimmen, gebe keine feste Mindestfallzahl in den Wahllokalen. "Im März werden sicherlich mehrere Zehntausend Wähler unsere Papier-Fragebögen ausfüllen. Je mehr, desto besser. Aber das ist nicht das Entscheidende", so Merz. Viel wichtiger sei es, dass man die Wähler unmittelbar ansprechen könne, wenn sie ihre Stimme gerade abgegeben haben. Zudem müssten die Wahlbezirke, wo man die Mitarbeiter hinschickt, sorgfältig ausgewählt sein, so dass sie das gesamte Land abbilden, über das man eine Aussage machen möchte. "Da gibt es sehr viele Punkte, die wichtiger sind, als den, ob es nun 500 Interviews mehr oder weniger sind."
Natürlich könne man Briefwähler nicht befragen, weil diese nicht ins Wahllokal kommen. "In die Prognose müssen wir das mit Rechenmodellen einpreisen. Bei den Hochrechnungen git es einen anderen Zugang. Die Briefwahl wird genauso wie die Urnenwahl in den Wahlbezirken ausgezählt ab 18 Uhr am Wahltag. Und da schicken wir in ausgewählte Briefwahlbezirke Mitarbeiter. Dann können wir das in unsere Hochrechnungen einspeisen."
Mathematische Modelle müssen am Wahltag angepasst werden
Es gebe viele Fragen zu bedenken: Was machen die Briefwähler? Wie viele und welche Wähler kommen knapp vor 18 Uhr? Gibt es bestimmte Gruppen, die an den Befragungen nur ungern oder besonders gern teilnehmen? Funktioniert die Erhebung im ganzen Land gleich gut oder gibt es irgendwo Probleme? "Da grübeln wir am Sonntagnachmittag drüber, schauen uns mathematische Modelle an und schauen dann, welchen Modellen wir am meisten vertrauen. Aber selbstverständlich wird es um 18 Uhr eine Prognose geben."
Diese Abwägungen hätten nichts mit Corona zu tun. Allerdings werde die Corona-Situation die Auszählung etwas verzögern, vermutet Merz, denn die Abstands- und Hygieneregeln verzögern die Prozesse in den Wahllokalen. Dennoch sei am Wahltag um 20 Uhr mit einer ersten Hochrechnung zu rechnen. "Es kann sein, dass der Abend ein bisschen langsamer ablaufen wird. Es bewegt sich aber nicht in den Dimensionen wie in den USA, wo es Tage und Wochen gedauert hat. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch um 20 Uhr relativ genau wissen, wohin die Reise geht."