Die Fußball-Championsleague hat George Weah groß gemacht. Als er mit Paris St. Germain 1994 beim FC Bayern München spielt, sieht jeder, warum. George Weah schnappt sich im Münchener Olympiastadion den Ball, wuchtet sich an drei Gegenspielern vorbei und knallt ihn mit rechts am heranfliegenden Torwart Oli Kahn vorbei ins Tor. Unwiderstehlich. Dynamisch. Gut ein halbes später wird George Weah Weltfußballer des Jahres 1995, als erster Afrikaner überhaupt.
Seitdem ist er zuhause in Liberia "King George". Jetzt will der "King" Präsident werden. Zum zweiten Mal schon. Vor zwölf Jahren verlor er gegen eine Frau. Ellen Johnson-Sirleaf gewann damals die Stichwahl mit fast 20 Prozentpunkten Vorsprung. Diesmal will "King George" unbedingt siegen.
Beliebter Politiker
"Wir wollen Weah", singen seine Anhänger auf der Straße. Der 51-Jährige ist nicht nur beliebt, weil er ein extrem erfolgreicher Kicker war. George Weah hat sich für die Menschen in seinem Land eingesetzt, Projekte gefördert, immer wieder gezeigt, dass er die eigene Jugend in einem Slum der Hauptstadt Monrovia nicht vergessen hat:
"Ich habe Liberia auf internationaler Ebene gut und leidenschaftlich vertreten. Ich habe mich für die Armen und die Benachteiligten eingesetzt, habe meine Fähigkeiten, meine Mittel und meine Prominenz genutzt, um internationale Aufmerksamkeit für das Leiden meines Landes zu erwecken."
Nähe zu Kriegsverbrecher
Dass er sich auf eine politische Allianz mit der Ex-Frau des verurteilten liberianischen Kriegsverbrechers Charles Taylor eingelassen hat, wischt Weah beiseite.
"In unserer Gesellschaft hat fast jeder am Krieg teilgenommen. Wenn Sie also mit dem Zeigefinger auf Leute zeigen wollen - könnte sich am Ende niemand mehr zur Wahl stellen. Die, die heute im Rennen sind, - fast jeder von ihnen war im Krieg. Jeder war Charles Taylors Freund."
Wenn Weah tatsächlich gewinnt, würde er ein Land mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen regieren. Und einen Staat, der kaum Geld für Investitionen hat.
Gegner Joseph Boakai
Sein Gegner in dieser Stichwahl, Joseph Boakai, kennt das schon. Der 73-Jährige war in den vergangenen zwölf Jahren Vizepräsident Liberias. Jetzt will er selbst Chef werden. Er hat ein Problem: Boakai kann die bisherige Regierungspolitik nicht schlechtreden, schließlich war er selbst daran beteiligt. Also balanciert er.
"Das ist eine Hinterlassenschaft, die verbessert werden muss", sagt Boakai, aber gleichzeitig solle man "die positiven Errungenschaften beibehalten."
Viele Gemeinsamkeiten
Programmatisch sind die Unterschiede zwischen den Kandidaten dieser Stichwahl nicht allzu groß. Beide sprechen davon, dass unbedingt neue Straßen gebaut werden müssen, weil die ländliche Bevölkerung ihre Agrarprodukte kaum auf die Märkte transportieren kann. Beide wollen den inneren Frieden Liberias erhalten, den vielleicht wichtigsten Fortschritt der vergangenen zwölf Jahre.
"King George", der ehemalige Weltfußballer George Weah, verspricht Dynamik und wirtschaftliche Entwicklung. Sein Gegenspieler Joseph Boakai, trägt den Spitznamen "Sleepy Joe", schläfriger Joe. Man hatte ihn häufiger bei langen Zeremonien bei einem Nickerchen ertappt. Boakai selbst sieht sich anders: Er sei wie ein Rennwagen, der zwölf Jahre in der Garage gestanden habe. Wenn der jetzt auf die Straße komme, dann werde Tempo gemacht.
Liberias langjährige Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf hat keinen der beiden Kandidaten unterstützt. Die Wähler entscheiden jetzt, ob sie eher "King George" oder lieber "Sleepy Joe" als Präsidenten haben wollen.