Einen Tag nach der Präsidentenwahl in Algerien steht das Ergebnis fest: 81,5 Prozent der Wähler haben sich laut Innenministerium für den Amtsinhaber entschieden. Der 77-jährige Abdelaziz Bouteflika kann damit seine vierte Amtszeit antreten.
Die Wähler gaben ihrem Präsidenten trotz dessen angeschlagener Gesundheit ein weiteres Mandat. Bouteflika hatte einen Schlaganfall erlitten und sitzt derzeit im Rollstuhl. Er tritt kaum noch in der Öffentlichkeit auf; im Wahlkampf zeigte er sich nicht. Sein Erscheinen im Rollstuhl am Wahltag war der erste öffentliche Auftritt seit Mai 2012.
Neben Bouteflika waren fünf weitere Kandidaten angetreten, darunter der frühere Ministerpräsident Ali Benflis. Er landete mit 12,2 Prozent der Stimmen auf Platz zwei. Schon vor Verkündung des Ergebnisses hatte er angekündigt, es nicht anzuerkennen - wegen "massiven Betrugs und gravierender Unregelmäßigkeiten".
Opposition rief zum Boykott auf
Die Wahlbeteiligung stürzte allerdings massiv ab: Sie lag bei 51,7 Prozent - vor fünf Jahren waren es noch mehr als 73 Prozent. Mehrere Parteien boykottierten die Wahl aus Protest gegen die erneute Kandidatur des Präsidenten. Kritiker werfen Bouteflika vor, eine "Marionette" eines korrupten Staatsapparates zu sein - auch deswegen, weil er durch seine Krankheit geschwächt sei.
Die Nationale Befreiungsfront des 77-Jährigen beherrscht die Politik im öl- und gasreichen Algerien. Als Bouteflika 1999 an die Macht kam, hatte das Land einen Bürgerkrieg gegen Islamisten mit schätzungsweise 150.000 Toten hinter sich. Der Präsident setzte sich für ein Friedensabkommen mit den islamistischen Regierungsgegner ein sowie für eine Amnestie für tausende Kämpfer. Damit konnte er den Terror eindämmen. Bouteflika begann damit, den größten afrikanischen Flächenstaat zu modernisieren.
Die jüngste Revolutionswelle in Nordafrika überstand Bouteflika - im Gegensatz zu den Präsidenten der anderen nordafrikanischen Länder Libyen, Tunesien und Ägypten. 2008 hatte er sich durch eine Verfassungsänderung den Weg zu einer möglichen lebenslangen Amtszeit ebnen lassen; ursprünglich war diese auf zehn Jahre begrenzt.
Kritik von Menschenrechtlern
Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung von Abdelaziz Bouteflika seit langem vor, Meinungs- und Demonstrationsfreiheit zu missachten. In der Hauptstadt Algier darf man zum Beispiel seit 2001 nicht mehr unter freiem Himmel protestieren. Damals hatte es bei einer Demonstration gegen die Regierung Tote und Verletzte gegeben.
(stfr/cp)