Georgien
Wahlgremium bestimmt pro-russischen Politiker Kawelaschwili zum Präsidenten - Opposition erkennt Entscheidung nicht an

In Georgien ist der pro-russische Politiker Kawelaschwili von einem Wahlgremium in der Hauptstadt Tiflis zum neuen Präsidenten bestimmt worden. Der ultrarechte frühere Fußball-Profi soll damit ungeachtet der andauernden Proteste im Land Nachfolger von Präsidentin Surabischwili werden.

    Blick in das georgische Parlament, viele Sitzreihen sind leer.
    Oppositionspolitiker blieben der Sitzung des Wahlgremiums fern. (picture alliance / Anadolu / Davit Kachkachishvili)
    Die Opposition hatte angekündigt, die Entscheidung des Wahlgremiums nicht anzuerkennen. Auch Surabischwili, eine Kritikerin der Regierungspartei, erklärte, sie werde ihre Amtsgeschäfte nicht abgeben. Angesetzt hatte den Termin die nationalkonservative Regierungspartei "Georgischer Traum". Kawelaschwili war der einzige Kandidat. In Tiflis protestierten mehrere tausend Menschen gegen die Ernennung Kawelaschwilis.
    In der ehemaligen Sowjetrepublik gehen seit gut zwei Wochen täglich pro-europäische Demonstranten gegen die moskaufreundliche Regierung auf die Straße. Die Opposition wirft der Regierungspartei Betrug bei der Parlamentswahl Ende Oktober vor. Die Proteste verstärkten sich nach der Entscheidung der Regierung, die Beitrittsverhandlungen mit der EU bis ins Jahr 2028 auszusetzen. Bei den Demonstrationen kam es wiederholt zu Gewalt. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, insgesamt wurden mehr 400 Menschen festgenommen.

    "Gegen den Willen der Bevölkerung"

    Der SPD-Europaabgeordnete Cremer sagte im Deutschlandfunk, die Regierungspartei agiere klar gegen den Willen der Bevölkerung und auch gegen die georgische Verfassung. Geordnete Neuwahlen, die international überwacht würden, seien deshalb der einzige Weg aus der Krise. Dafür müsse sich die EU jetzt starkmachen, betonte Cremer.

    Weitere Informationen

    Fragwürdige Wahl – Micheil Kawelaschwili soll Georgiens Präsident werden (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 14.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.