Der Reporter Tim Mak hatte im Leben des Präsidentschaftsaspiranten gestöbert und war auf eine 30 Jahre alte Äußerung der ersten Ehefrau Donald Trumps, Ivana, gestoßen. Sie hatte ihm im Laufe der Scheidungsverhandlung vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben, diese Behauptung aber später zurückgezogen. Weil Donald Trump mexikanische Immigranten pauschal als Drogenhändler und Vergewaltiger bezeichnet habe, so Tim Mak, habe er der Sache hinterherrecherchiert:
"Donald Trump hat seinen Wahlkampf mit diesen Beleidigungen begonnen. Und deshalb fand ich es passend, herauszufinden, ob man gegen ihn auch einmal solche Beschuldigungen erhoben hat."
Ivana Trump beeilte sich, zu erklären, sie habe das damals lediglich metaphorisch gemeint. Sprich: Sie wollte aus der Scheidung von "The Donald", wie sie ihn nannte, mit dieser Anschuldigung noch ein wenig mehr Geld rauskitzeln.
Trump-Lager distanziert sich von Anwalt
Die Befragung des Anwalts sei sehr schnell abgekippt, so der Reporter Tim Mak:
"Es begann zunächst ganz vernünftig, er sagte, das sei kein Vorwurf einer kriminellen Handlung gewesen, doch dann fing er sehr schnell an, mich zu beleidigen und zu bedrohen. Er drohte mir einen Prozess an, das wurde ganz schnell schmutzig."
Die Kampagne Trumps versuchte, sich zu distanzieren: Der Anwalt sei ein Angestellter Trumps in dessen Firma und habe mit dem Wahlkampf nichts zu tun.
Andere republikanische Kandidaten werden mittlerweile nervös. "The Donald" beherrscht nicht nur die Schlagzeilen. Er führt auch in den Umfragen das Feld der republikanischen Kandidatenaspiranten zweistellig an. Bis auf Jeb Bush kommen alle anderen nur auf Zahlen im unteren einstelligen Bereich. Besser unangenehm auffallen als gar nicht, mochte sich deshalb der Fox-Moderator und ehemalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, gedacht haben, als er zu einem umstrittenen Vergleich griff. In einem Radiointerview prangerte er die Nuklearvereinbarung Obamas mit dem Iran an:
"Dieser Präsident betreibt die inkompetenteste Außenpolitik, die jemals ein Präsident betrieben hat. Er ist so naiv, dass er den Iranern vertraut und die Israelis an die Ofentür führt."
Holocaust-Vergleich sorgt für Empörung
Der erwünschte Sturm der Entrüstung folgte, ob Mike Huckabee damit in den Umfragen punkten kann, darf bezweifelt werden.
Weder Trump nach Huckabee räumt man in Washington eine realistische Nominierungschance ein. Viele der bislang 16 republikanischen Kandidaten sind lediglich aus Gründen der Selbstvermarktung im Rennen.
All dies müsste das Clinton-Lager sich mit großem Amüsement anschauen können - eigentlich. Doch die demokratische Präsidentschaftsaspirantin hat derzeit eigene Sorgen. Diese Woche sind erstmals ihre Beliebtheitswerte ins Negative gekippt. Laut Gallup-Umfrage bewerten nur 43 Prozent der Wähler Hillary Clinton positiv, 46 Prozent dagegen negativ.
Ob dies mit den immer neuen, tröpfchenweisen, aber wenig substanziellen Anschuldigungen über ihr privates E-Mail-Konto in ihrer Zeit als Außenministerin zusammenhängt, oder mit dem leicht hölzernen öffentlichen Auftreten der Kandidatin, ist schwer zu beurteilen. Ein Jahr vor der Nominierung sind derlei Umfragen wenig aussagekräftige Momentaufnahmen. Doch wenn Hillary Clintons Beliebtheitswerte weiter fallen, wird ihre Kampagne sich etwas einfallen lassen müssen. In ihrem Fall wird es allerdings wahrscheinlich nicht helfen, unangenehm aufzufallen.