Die drei großen Parteien in Brandenburg sind SPD, LINKE und CDU. Ihre Spitzenkandidaten:
"Ein Landwirt, ein Lehrer, ein Arzt. Nur einer von ihnen kann Brandenburg führen, nur einer kann Ministerpräsident werden, nur einmal diskutieren alle zusammen."
...und nur einmal waren sie bei der Wahlsendung des RBB einer Meinung: Der Kohleabbau ist wichtig und darf nicht so schnell beendet werden.
Dietmar Woidke (SPD): "Wir werden heimische Energieträger, konventionelle Energieträger so lange brauchen, bis wir rund-um-die Uhr-Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit bei erneuerbaren haben!"
Christian Görke (Linke): "Wir glauben, dass das Braunkohlefenster sich schließt bis 2040. Einen weiteren Tagebau braucht man nur, wenn man ein neues Kraftwerk baut."
Michael Schierack (CDU): "Und ich sage durchaus entschleunigen, also langsamer Ausbau der Alternativen Energien, solange wir nicht die entsprechenden Speicherkapazitäten haben und auch nicht die Frage geklärt ist: Wie viel Strom brauchen wir deutschlandweit?"
Der Tagebau bedroht die Dörfer
Die Betroffenen sehen das naturgemäß anders: Grabko, ein kleiner Ort, 50 Häuser, 150 Einwohner - noch. Geht es nach den Plänen des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall, dann sind die Tage von Grabko gezählt, unter dem Ort liegt die begehrte Braunkohle.
"Kinder sind gar nicht mehr hier, deswegen - sieht alles gar nicht gut aus, nicht schön, dass das so kommt."
820 Menschen sind betroffen, wenn der Tagebau Jänschwalde erweitert wird, wenn Grabko, Atterwasch und Kerkwitz weichen müssen, um das nahe Kraftwerk weiter mit Kohle zu versorgen. Zu den politischen Gegnern, die sich für einen schnellen Ausstieg aus der Kohle aussprechen, gehören die Piraten und Bündnis 90/die Grünen. Grüne Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher:
"Braunkohleverstromung ist die absolut schädlichste Form der Energieerzeugung, der Stromerzeugung. Und wir werden unsere Klimaziele nie einhalten und unsere gute Bilanz – wir haben viele erneuerbare Energien in Brandenburg – die wird kaputt gemacht von der Braunkohleverstromung."
Immer wieder kommt es zu Aktionen in der Lausitz, an einer Menschenkette bis nach Polen, das zu fast 100 Prozent auf die Kohle setzt, nahmen immerhin über 7000 Menschen teil. Ihre Argumente neben dem Raubbau an Natur und Heimat: Beim Verbrennen der Kohle entsteht Kohlendioxid, das als Klimakiller gilt. Der CO2-Ausstoß in Brandenburg hat in den letzten beiden Jahren zugenommen, das Land kann die selbst gesteckten Ziele beim Klimaschutz nicht einhalten. Und durch das Absenken des Grundwassers, um die Kohle aus dem Boden zu holen, kommt Eisen mit Luft in Berührung, es rostet. Steigt das Grundwasser wieder an, löst sich der ockerfarbene Schlamm und färbt die Fließe braun. Eine Gefahr für den Spreewald, schon jetzt hervorgerufen durch die ehemaligen Tagebaue zu DDR-Zeiten.
Die Verockerung schreitet fort. Greenpeace und der BUND stellten Strafanzeige gegen Vattenfall. Die Umweltschutzorganisationen hatten massive Grenzwertüberschreitungen von Eiseneinträgen aus dem aktiven Braunkohletagebau Welzow-Süd in die umgebenden Fließgewässer festgestellt.
Arbeitsplätze als Argument
Die Kohlebefürworter wollen den Gegnern das Feld nicht komplett überlassen. Wolfgang Rupieper, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Pro Lausitz":
"Die Arbeitsplätze, die bei Schließung der Kohlegruben wegfallen würden, dass die also durch anderweitige Industrie oder anderweitige Arbeitsplätze, die geschaffen würden, ersetzt werden - das bezeichnen wir als Märchen."
Allerdings ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Braunkohle umstritten. Von 4200 direkt in Brandenburg Beschäftigen schrieb die Landesregierung in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Landtag.
Die Anwohnerin in Grabko wurde hier geboren. Ob sie bis zum Lebensende hier bleiben kann, weiß sie nicht.
"Arbeitsplätze sind natürlich ein Argument", sagt sie. "Das bestreitet ja niemand. Aber Unser Dorf ist eben auch ein Argument."