Regelrechte Volksfeststimmung herrschte bei Teil 1 des Fernduells. Fast 20.000 Macron-Anhänger waren in die Bercy Arena von Paris gekommen. Viele hier trugen rosa, gelbe oder hellblaue T-Shirts, wedelten mit Frankreich- und Europa-Flaggen und riefen immer wieder "Macron-Président" und "On va gagner" – "Wir werden gewinnen". Für Macron war das einer seiner wichtigsten Wahlkampf-Auftritte und dafür hatte sich der sozialliberale Kandidat auch die größte aller Konzerthallen von Paris ausgesucht. Sein Auftritt war für ihn der Auftakt in die alles entscheidende Woche.
Zuletzt galt der En-Marche-Kandidat ja als Favorit im Rennen um den Elysée. Nach Umfragen sollte Emmanuel Macron in der Stichwahl die Kandidatin vom rechtsextremen Front National Marine Le Pen deutlich schlagen. Doch: Seit Kurzem schmilzt der Vorsprung der beiden.
Macron will die noch Unentschlossenen überzeugen
In vielen Umfragen sieht es derzeit sogar nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen der vier aussichtsreichsten Kandidaten aus. Macron hat auf seiner Kundgebung deshalb noch einmal betont: Er will als Kandidat der Mitte für die Erneuerung in Frankreich stehen. Für ein unternehmerfreundliches und offenes Frankreich und für Europa.
In dieser Woche hat der 39-jährige noch einige Kundgebungen in anderen Städten Frankreichs geplant. Emmanuel Macron hofft bis zur ersten Wahlrunde am Sonntag möglichst viele der zahlreichen noch entschlossenen französischen Wähler von sich zu überzeugen.
Marine Le Pen setzt auf einpeitschende, überaus harte Reden
Im zweiten Teil des Fernduells konnte Marine Le Pen im Pariser Zénith auf eine bis zum kochen aufgeheizte Stimmung zählen. Europafahnen suchte man hier vergebens, dafür fand sich viel bleu, blanc und rouge. Ohrenbetäubend schrien ihre rund 5.000 Anhänger in der nicht ganz vollbesetzten Halle ihre Begeisterung für ihre Kandidaten heraus.
Zuletzt etwas eingebrochen in den Umfragen, gab die rechte Marine Le Pen in einer einpeitschenden und inhaltlich überaus harten Rede noch einmal alles, um vor allem ihre überzeugten Anhänger zu Beginn der alles entscheidenden Woche noch einmal mit Gefühlen anzusprechen: Stolz auf Frankreich, Angst vor der Zukunft, der Globalisierung, vor allem aber Wut auf Ausländer, EU-Bürokraten, die anderen Kandidaten der Präsidentschaftswahl.
Ihre Antworten darauf waren die des gesamten Wahlkampfes: Geschlossene Grenzen, Austritt aus der EU, Franzosen – und nur die – überall und immer zuerst. Zum Dank schallte es immer wieder "Frankreich den Franzosen", "Wir sind hier bei uns und wir werden gewinnen" durch den Saal.
Je schwächer Marine Le Pen in den Umfragen abschneidet, desto härter und radikaler wird ihre Linie, musste man das Gefühl gewinnen. Ihren glühenden Anhängern im Pariser Zénith sprach sie damit sichtlich und hörbar aus dem Herzen. Ob sie damit ihren Wählerkreis in der letzten Woche vor dem ersten Wahlgang noch erweitern kann, das ist fraglich.