Für eine kurzen Moment tauchte das Thema sogar im Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz auf, als die CDU-Kanzlerin deutlich eine Absage an die Rente mit 70 formulierte:
"Die Herausforderung schon bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten, ist eine Große für die Menschen, für viele Berufsgruppen ist das extrem schwer und deshalb sage ich ein ganz klares Nein."
CDU fordert parteiübergreifende Rentenkommission
Das war eine eher ungewohnte Festlegung der Kanzlerin. Die steht aber nicht im Widerspruch zum Wahlprogramm der Union und dem, was Angela Merkel bereits deutlich früher formuliert hat:
"Wir werden dann für die Zeit nach 2030 eine Rentenkommission einsetzen, die sich mit der Zukunft befassen soll, und parteiübergreifend die Konzepte für die Rente nach 2030 ausarbeiten soll."
Mit der von der Union geplanten parteiübergreifenden Rentenkommission vermeidet die Partei jegliche Festlegung im Wahlkampf, obwohl die Forderungen aus den unterschiedlichen Gremien der Partei schon auf eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit hinauslaufen. Ein Punkt, in dem SPD-Herausforderer Martin Schulz den klaren Gegensatz aufmacht:
"Mit mir wird natürlich keine Erhöhung des Renteneintrittsalters geben. Wir haben unter vielen Mühen die Rente mit 67 durchgesetzt. Das war nicht einfach - auch in meiner eigenen Partei nicht."
Grüne wollen Rentenniveau erhalten und stabilisieren
Statt einer gesetzlichen Regelung für alle will die SPD mit dem in dieser Legislaturperiode verabschiedete Flexi-Rentengesetz denjenigen, die länger arbeiten wollen, auch die Möglichkeit dazu eröffnen. Als individuelle Wahlmöglichkeit, aber keinesfalls als verpflichtende gesetzliche Vorgabe. Beim gesetzlichen Rentenniveau will die SPD die Untergrenze bei 48 Prozent - also dem aktuellen Stand - ziehen und keine weiteren Einschnitte mehr zulassen. Gleichzeitig sollen die Beiträge nicht über 22 Prozent steigen. Während die Union an den bisherigen Festlegungen - 43 Prozent bis zum Jahr 2030 - festhalten will, fordert die Linke ein Rentenniveau von mindestens 53 Prozent. Finanziert werden soll das durch die Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten, sagte Matthias Birkwald:
"Weil die würden dann erst mal die nächsten 20, 30, 40 Jahre Beiträge zahlen. Und deswegen wäre es schlau, die Beamten jetzt einzubeziehen, dann würden sie nämlich Beiträge bringen und erst später kosten."
Auch die Grünen wollen das aktuelle Rentenniveau durch eine breitere Bemessungsgrundlage erhalten und stabilisieren:
"Die wichtigste Botschaft ist, dass wir das Umlagesystem leistungsfähig halten wollen. Und das geht unter anderem durch eine Verbreiterung der Grundlagen. Und zunächst mit der Einbeziehung nicht anderweitig abgesicherter Selbstständiger einen wichtigen Schritt in der nächsten Legislaturperiode", sagt der Grüne Markus Kurth und träfe sich da mit der SPD, wo es zumindest für die bislang noch nicht abgesicherten Selbstständigen entsprechende Pläne gibt.
Rentenpolitik abhängig von der künftigen Regierungskoalition
Die Liberalen und die AfD fallen aus dieser Diskussion raus. Beide Parteien wollen keine Regelaltersgrenze mehr. Längeres Arbeiten soll dadurch für die Menschen attraktiver werden, weil es auch keine Beschränkungen mehr beim Hinzuverdienst gäbe. Abschlagsfrei in Rente soll bei der Alternative für Deutschland nur derjenige gehen können, der 45 Versicherungsjahre nachweisen kann - und zwar unabhängig von der Altersgrenze. Die FDP will die private Zusatzvorsorge stärken:
"Mit uns gibt es keine Renten-Geschenke. Dafür sollen Kapitalmarkt und Aktienkultur den Menschen nicht länger vorenthalten bleiben", sagt FDP-Chef Christian Lindner.
Es wird also wesentlich von der künftigen Regierungskoalition abhängen, welcher Weg in der Rentenpolitik eingeschlagen wird.