Inzwischen erscheint das junge Team als DER Akteur im sportpolitischen Berlin. Verbreitet eine Aufbruchsstimmung, von der auch wir Medienmenschen uns nur allzu gern mitreißen lassen. Gibt ja auch nichts vergleichbar Antreibendes in der deutschen Sportpolitik. Vertreterinnen und Vertreter von Athleten Deutschland gelten in Berlin als "verlässliche, bestens vorbereitete und überzeugende Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner", stellt die ehemalige Sportpolitikerin Dagmar Freitag fest.
Damit sagt die frühere Vorsitzende des Sportausschusses auch: Im DOSB, der Dachorganisation des organisierten Sports, sieht sie solche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartber aktuell nicht.
Lücke gefüllt
Wie auch, der Dachverband zerlegt sich gerade selbst. Den Verantwortlichen geht es offenbar nur um Posten oder darum, möglichst unbeschadet aus einem Karren zu springen, den sie gehörig in den Dreck gefahren haben. Bevor da nicht gründlich saubergemacht ist, wird dieser DOSB wohl kaum ernst genommen.
Der Verein Athleten Deutschland hat diese Lücke gefüllt und genutzt, agiert aktuell als wichtigster Ansprechpartner für Sportthemen und Impulsgeber Richtung Zukunft.
Das haben offenbar auch die Ampelparteien registriert und daher im Koalitionsvertrag die dauerhafte Finanzierung des Vereins festgeschrieben. Dessen zentrales Projekt, ein unabhängiges Zentrum für Safe Sport, wird die künftige Regierung ebenfalls unterstützen und setzt damit ihr Wahlversprechen um. Es geht um den Aufbau eines Netzwerks, einer Serviceagentur aus Expertinnen und Expeterne unterschiedlichster Fachgebiete, um "den Kampf gegen physische, psychische und vor allem sexualisierte Gewalt im Sport zu verbessern".
Eine sportpolitische Höchstleistung
In nur einem Jahr hat Athleten Deutschland das geschafft - von der Idee dieses Zentrums bis zur Festschreibung des Aufbaus im Koalitionsvertrag. Eine sportpolitische Höchstleistung. Zustande gekommen durch harte Arbeit und gründliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Durch Gespür für dringend benötigte Hilfe, Aufbau von Netzwerken und vor allem – durch intensiven Austausch mit Betroffenen. So ein Zentrum ist dringend nötig. Denn Menschen, die im Sport Gewalt erfahren haben, brauchen einen Anker, eine unabhängige Instanz, der sie vertrauen können. Die sich in diesem zentralen Thema Expertise erarbeitet hat, gehört wird, Ideen präsentiert und – ganz wichtig - Taten folgen lässt.
Anders als der DOSB: Der Dachverband entschuldigt sich öffentlich bei Betroffenen, macht ihnen Versprechungen und hält diese nicht ein. Für Betroffene ein weiterer Grund, sich vom organisierten Sport abzuwenden und alle Hoffnungen auf Athleten Deutschland zu konzentrieren und das nun wohl entstehende Zentrum für Safe Sport.
Athleten Deutschland geht es um die Sache
Auch zu anderen sportpolitischen Themen der Zeit bezieht die Athletenvertretung Stellung: Zum Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai genauso wie zu Menschenrechtsverletzungen in Belarus, freier Meinungsäußerung während Olympischer Spiele, Bedingungen der Corona Quarantäne in Tokio und vernetzt sich mit anderen Athletenorganisationen weltweit.
Athleten Deutschland geht es um die Sache. Das haben wir beobachtenden Medienmenschen in Sportdeutschland schon lange nicht mehr erlebt und müssen deshalb aufpassen, nicht zum Fanclub des Vereins zu werden oder zu seiner PR-Abteilung. Tatsache ist, Athleten Deutschland sind "Wahlsieger Sport" im Koalitionsvertrag. Sie sind schlau genug zu wissen, dass die Arbeit nun beginnt.
Jetzt geht es um die Umsetzung vor allem des Zentrums für Safe Sport und darum, die geweckten, großen Hoffnungen nicht zu enttäuschen.