Helmut Beuke ist Betriebsdezernent bei den niedersächsischen Landesforsten. Auf dem Monitor, vor dem er bei einem Besuch im Jahr 2017 sitzt, laufen die Bilder einer hochempfindlichen Kamera ein.
"So, es kommt vom Standort Fallingbostel. Da ist es. Da ist ein blaues Kästchen gewesen. Da haben wir gleich schon mal was Lustiges. Hier hinten ist eine Rauchentwicklung."
Die Bilder des Rauches erscheinen in Graustufen auf dem Bildschirm.
"Ich kann jetzt hier eine Live-Sequenz starten. Jetzt sage ich der Kamera: Guck da jetzt aktiv hin!"
Es dauert einen Augenblick, bis die Kamera sich auf den ausgewählten Landstrich ausrichten kann. Es ist ein hochspezialisiertes Gerät aus der Raumfahrt – im Grunde das gleiche Modell, das damals Fotos des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko geschossen hat. Der Sensor kann 16.000 Graustufen unterscheiden. Das ist wichtig, denn so erkennt die Kamera kleinste Rauchbewegungen und meldet sie hier an die Waldbrandzentrale in Lüneburg.
"Hier, das entwickelt sich, wird größer. Es scheint also Rauch zu sein. Ich versuch' mal eben die Bundeswehrfeuerwehr zu erreichen."
Insgesamt 17 solcher Kameras tun in Niedersachen ihren Dienst. Auf hohen Türmen angebracht, drehen sie sich ständig, halten alle zehn Grad an, schießen ein Foto und suchen darin nach Rauch.
180 Feuer-Wächter halten nach Waldbränden Ausschau
Deutschlandweit gibt es 180 solcher Kameras, auf der ganzen Welt sind es über 300. Während sich der Rauch gerade ausbreitet, besteht zwar keine große Waldbrandgefahr in Niedersachen, Helmuth Beuke will aber auf Nummer sicher gehen.
"Waldbrandüberwachung in Lündeburg, schönen guten Tag. Moin. Wir sind eigentlich gar nicht hier am Start, aber ich habe trotzdem hier was entdeckt, von unserer Kamera Fallingborstel aus, so Richtung Schießbahn fünf oder sieben. Schießbahn sechs? Ist bekannt? Besten Dank, tschüss!"
Es waren also Bundeswehr-Übungen. An Tagen mit erhöhter Waldbrandgefahr arbeiten fünf Leute in der Lüneburger Zentrale. Vier werten ständig die Meldungen der Kamera aus, ein fünfter gibt die Meldungen dann bei Bedarf an die Feuerwehr weiter. Pro Jahr kommen etwa 100 bis 200 solcher Brände zusammen. Im Rekordsommer 2018 waren es sogar über 500. Meistens brennt Heideland, manchmal ein Acker, manchmal Wald, sagt Helmut Beuke.
"Es ist uns egal, ob das ein Haus ist oder ob das ein Wald ist – wir melden an die Feuerwehr-Einsatz-Leitstellen, weil wir davon ausgehen, dass wir nur dann erfolgreich sind, wenn wir schnell melden. Im Wald vor allen Dingen: Entstehungsbrände im Wald können wir ausmachen. Wenn das zu einer Großlage wird, dann haben wir große Probleme, das zu löschen."
Die Kameratechnik wurde für die Raumfahrt entwickelt
Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt und das Unternehmen IQ Wireless haben das System gemeinsam entwickelt. Erstmals kam es 2001 in den Waldbrandregionen Brandenburgs zum Einsatz. Seit dem wird es ständig weiterentwickelt, denn manchmal irrt es sich.
"Wir kriegen hier Meldungen, die vor allen Dingen verursacht werden durch Feldberegnungsanlagen. Durch Windkraftanlagen, durch den Schattenwurf. Wir zeichnen alle Daten, die wir produzieren, auf."
Diese Daten gehen zurück an den Hersteller des System, der damit die automatische Raucherkennung verfeinert, sodass sie weniger Fehlalarme produziert. In Zukunft könnten derartige Feuer-Wächter Unterstützung aus dem All bekommen. Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt erforscht mit zwei Satelliten, ob man Waldbrände aus dem Orbit erkennen kann. Die Geräte halten nicht nach Rauch Ausschau, sondern erkennen mit Infrarotsensoren direkt das Feuer. Erst letztes Jahr lieferte einer der Satelliten mal wieder hilfreiche Daten. Er hatte zwar keinen Brand entdeckt, konnte aber Brandherde eines großen Feuers nahe der Stadt Paradise in Nordkalifornien kartieren. So half das System den Einsatzkräften dabei, die Lage besser einzuschätzen.
Wie solche Löschaktionen im Wald am besten ablaufen, was einen Wald vor Bränden schützt und warum wir in Zukunft mit mehr Waldbränden rechnen müssen – darüber berichtet diie Dlf-Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt" am Sonntag ab 16:30 Uhr.