Einsatzpläne und Karten von vielen portugiesischen Regionen hängen an den Wänden. Hier, im fünften Stock des Ministerrats arbeitet der Forstwissenschaftler Tiago Oliveira. Seit dem letzten Herbst leitet er eine Behörde, die sich immer noch im Aufbau befindet. Bei den verheerenden Waldbränden im vergangenen Jahr waren 115 Menschen in Portugal ums Leben gekommen. Die Regierung beschloss darauf hin, eine "Agentur für die integrierte Handhabung von Waldbränden" zu gründen.
"Wir sollen eine neue Strategie bei der Waldbrandbekämpfung umsetzen und sicherstellen, dass die Arbeit der verschiedenen Ministerien besser koordiniert wird. In der jetzt entstehenden Organisation sollen drei ganz wichtige Bereiche zusammengefasst werden: Das allgemeine Management der Waldgebiete, die Prävention von Waldbränden und die Bekämpfung der Brände."
Das heißt, so Oliveira, den ganzen Apparat umzubauen:
"Die Art und Weise, wie wir bisher die Prävention und die Bekämpfung der Waldbrände organisiert haben, muss ganz neu überdacht werden. Und das schaffen wir durch professionelle und spezialisierte Einsatzkräfte und eine klare Einteilung, wer für was zuständig ist."
Schwere Mängel bei der Brandbekämpfung
Der Vorschlag, diese neue Agentur zur Waldbrandbekämpfung einzurichten, stammt aus einem Untersuchungsbericht. Eine unabhängige Kommission hatte nach den Waldbränden von Pedrógão Grande im Juni 2017 schwere Mängel festgestellt. Portugiesische Behörden wie der Zivilschutz oder das Naturschutzamt, so Tiago Oliveira, müssten sich viel stärker auf Fachwissen stützen:
"Es geht uns nicht nur darum, das Waldbrandrisiko in diesem Sommer zu verringern. Es geht um eine mittelfristige Perspektive: In den Waldgebieten bestehen strukturelle Probleme und der Klimawandel ist voll im Gange – darauf müssen sich die Behörden nun sehr schnell einstellen. Sie brauchen jetzt Know-how, unabhängige, qualifizierte Spezialisten, die die Dinge umsetzen, und ein verbessertes System, dass die Entscheidungswege neu definiert."
Sicherheitsstreifen, mehr Einsatzkräfte und Flugzeuge
Die Portugiesen haben in den vergangenen Monaten versucht, sich so gut wie möglich auf den Sommer vorzubereiten. Rund um Häuser, Siedlungen und Straßen in den Waldgebieten sind breite Sicherheitsstreifen geschaffen worden, wo keine Bäume wachsen. Die Regierung hat zusätzliche Einsatzkräfte mobilisiert und mehr Löschflugzeuge angemietet als noch in den Vorjahren. Da sei ein guter Start, sagt Tiago Oliveira, doch keine Garantie. Dass sich ein so katastrophaler Sommer wie im vergangenen Jahr wiederholen könnte, ist noch nicht auszuschließen:
"Wir sind weiterhin sehr von den klimatischen Bedingungen abhängig. Denn zwei Grundrisiken lassen sich nicht einfach so beseitigen. Zum einen gibt es ein allgemein nachlässiges Verhalten der Menschen in den Waldgebieten, das immer wieder zu Bränden führt. Mit diesem kulturellen Problem werden wir noch Jahre zu kämpfen haben. Und dann müssen wir unseren Wald insgesamt besser pflegen. Wir stellen also fest: Die Häuser und Straßen sind dieses Jahr ein bisschen besser geschützt, aber das Risiko einer weiteren Katastrophe bleibt. Und deshalb müssen wir die Leute vor allem besser auf einen möglichen Waldbrand vorbereiten. Sie müssen wissen, wohin sie sich retten können, wie und wann sie fliehen sollen und wie sie sich besser informieren können."
Schwere Waldbrände haben Portugal in diesem Sommer noch nicht heimgesucht. Im Südwesten Europas hat es in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich viel geregnet, und die Temperaturen lagen unter den durchschnittlichen Jahreswerten. Eigentlich ist Portugal bei der Bekämpfung schwerer Waldbrände sonst immer auf die Solidarität anderer europäischer Staaten angewiesen. In den vergangene Tage schickte nun die portugiesische Regierung zwei Löschflugzeuge nach Schweden und bot Griechenland den Einsatz einer 50-Mann-starken Einsatztruppe an.