Der Borkenkäfer mag es warm und trocken. Milde Winter vereinfachen sein Überleben und weil dank des Klimawandels die Sommer immer länger werden, kann der Käfer sich viel länger und besser vermehren. Und am liebsten nistet sich der kleine Käfer in Bäumen ein, die ohnehin schon angeschlagen sind - zum Beispiel, weil sie unter der Trockenheit leiden.
Nadelbaumsterben ist Problem und Chance zugleich
Der Borkenkäfer ist damit ein echter Profiteur der Erderwärmung und sein Opfer - die Fichte - die Gelackmeierte. Hektarweise starben in den letzten Jahren, seit dem trockenen Sommer 2018 die Nadelbaumbestände in Deutschland ab. Teile des Harzes etwa verwandelten sich so in dystopische Endzeitlandschaften. Klimawandel und Borkenkäfer trafen gemeinsam auf einseitige Nadelbaumbestände – die jetzt vielfach nicht mehr sind als Totholz. Darin liegt Problem und Chance zugleich.
Das Baumsterben ist ein Problem, weil der Wald so in den letzten Jahren seine Funktion als sogenannte Natürliche Senke verloren hat. Statt durch Wachstum CO2 zu binden und damit einen Beitrag zur Klimastabilisierung zu leisten, hat sich der Wald gewissermaßen zu einem rauchenden Schlot entwickelt – und pustet nun CO2 in die Atmosphäre. Das viele Totholz zerfällt - statt in nachhaltigen Holzprodukten langfristig zum Möbelstück oder Holzhaus verarbeitet zu werden.
Wandel im Wald konsequent umsetzen
Das Sterben der Fichte trägt damit zur Beschleunigung der Erderhitzung bei, die wiederum das Sterben der Fichte beschleunigt. Ein Teufelskreis. Der Naturraum Wald kann seine natürliche Funktion nicht mehr erfüllen.
Doch wo die Fichte stirbt, kann Mischwald nachwachsen. Und genau darin liegt die Chance. Die Waldinventur zeigt, dass der Waldumbau in Deutschland vorankommt. Langsam - aber der Mischwald übernimmt – Setzling für Setzling. Es wäre wichtig, diesen Wandel konsequent umzusetzen und nicht den Fehler reiner Nadelbaummonokulturen zu wiederholen.
Entwurf für Waldgesetz-Reform schon jetzt verwässert
Die Ampel-Koalition könnte aus der Inventur Lehren ziehen – und das Waldgesetz entsprechend reformieren. Doch schon der Entwurf aus dem grünen Landwirtschaftsministerium ist so verwässert, was ökologische Anforderungen angeht, dass fraglich scheint, ob es sich lohnt, dafür politisches Kapital zu investieren.
Die FDP jedenfalls sieht keinen Reformbedarf – eine Novelle in dieser Legislaturperiode ist daher unwahrscheinlich. Wie wichtig funktionierende Naturräume sind, ist politisch immer noch nicht verstanden worden. Das freut vorerst allerhöchstens den Borkenkäfer.