"Vor 595 Tagen haben mein Team und ich bei den Olympischen Spielen Medaillen gewonnen. Bekommen haben wir sie noch nicht". Das schreibt der US-Eiskunstläufer Vincent Zhou in einer öffentlichen Mitteilung.
Gemeinsam mit dem Team USA war er hinter Russland und vor Japan auf Rang zwei gelandet. Aufgrund der positiven Probe von Camilla Walijewa und der anschließenden Untersuchung steht die Siegerehrung immer noch aus.
Walijewa war in Peking erst 15 - also minderjährig
"Dieser Fakt ist für die sauberen Sportlerinnen und Sportler, die gebannt auf dieses Hearing in Lausanne gucken absolut schlecht", urteilt Lars Mortisefer im Interview mit dem Deutschlandfunk - der Chef der Nationalen Anti Doping Agentur NADA.
Ein Grund für die Verzögerung: Camilla Walijewa war zum Zeitpunkt der Olympischen Spiele noch minderjährig. Und Minderjährige genießen im Anti-Doping-Regelwerk einen besonderen Schutz:
„Da guckt man eher hin, was die Hinterleute, also Trainer, Betreuer und das Umfeld verschuldet haben. Von daher ist eine junge Sportlerin mehr Opfer als im Täterbereich zu sehen“.
CAS-Verfahren hinter verschlossenen Türen
Das dürfte für US-Läufer wie Vincent Zhou in diesem Fall kein Trost sein. Das Verfahren zieht sich seit mehr als anderthalb Jahren hin, mit erheblichen finanziellen Einbußen, wie Zhou in drei Worten zusammenfasst: "Sponsoren lieben Medaillen".
Dass Vincent Zhou seine Medaille zeitnah bekommt, ist unwahrscheinlich. Denn auch nach der für mehrere Tage geplanten Videoanhörung von Camilla Walijewa wird die Entscheidung der CAS-Richter noch auf sich warten lassen. An der Transparenz ihres Spruchs gibt es schon jetzt Zweifel.
Athletenvertreter befürchten Absprachen, denn das Ganze findet hinter verschlossenen Türen statt. So sei etwa dem US-Eiskunstlaufteam eine Teilnahme an der Anhörung verweigert worden. Mit gravierenden Folgen für den weltweiten Kampf gegen Doping: "Das globale Anti-Doping-System lässt die Sportler im Stich", lautet das Fazit von Vincent Zhou.