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FIFA und IOC
Neue Sponsoren, andere Machtverhältnisse

Eine sich wandelnde Sponsorenschaft bedeutet auch neue Machtverhältnisse in den Spitzensportverbänden. Staatskonzerne aus autokratischen Ländern verfolgen ganz andere Ziele als reine Werbewirksamkeit, sagt Sportökonom Henning Vöpel im Dlf.

Sportökonom Henning Vöpel im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der WM in Katar mit Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani.
FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der WM in Katar mit Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani. (abrice COFFRINI / AFP)
Bei der FIFA und auch beim IOC ist zu beobachten, dass sich in den vergangenen Jahren die Zusammensetzung der Sponsoren allmählich verändert. Staatskonzerne und Energieunternehmen gewinnen an Einfluss. Bei der FIFA sind zum Beispiel mit dem chinesischen Konzern Wanda, Quatar Energy und Quatar Airways drei Geldgeber unter den Topsponsoren, die aus autokratisch regierten Ländern kommen.
Sponsoren aus Ländern mit autokratischen Strukturen verfolgten mit ihren Engagements nicht nur Werbewirksamkeit für ihre Produkte, sondern auch geopolitische Interessen. Sie suchten institutionelle Macht und genau das finde zurzeit statt, sagt Sportökonom Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik. Der Einfluss autokratisch regierter Länder über die Gremien nehme zu. "So wie sich FIFA und IOC ein bisschen annähern diesen Ländern, so kommt es zugleich zu einer Entfremdung zu den klassischen Märkten", sagt Vöpel. Sponsoren aus Europa fragten sich zunehmend, ob das noch ihre Veranstaltung sei, die sie wertemäßig und moralisch vertreten könnten. Dieses Auseinanderdriften sei eine problematische Entwicklung.
Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik (cep)
Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik (cep) (dpa / picture alliance / Christian Charisius)

Sportorganisationen "radikalisieren" sich

Zugleich müssten FIFA und IOC auch die Einheit des Sports im Blick haben und den Spagat hinbekommen, alle unter dem Dach des Sports zu vereinen. Eine Situation, mit der auch die Politik inzwischen erkennbar immer mehr Probleme habe. Die Erwartung an den Sport sei es, das hinzubekommen. In der Realität zeige sich aber, dass die Sportinstitutionen sich radikalisierten - auch aus der Situation heraus, dass sie den Druck aus den klassischen Märkten spürten, aber ökonomisch immer weniger auf diese angewiesen seien. Die handelnden Personen würden sowohl "gezogen und gleichzeitig auch getrieben".
Die sportlichen und professionellen Gravitationszentren lägen allerdings immer noch in europäischen Ligen und in Südamerika und das sei ein starker Faktor. Die sportliche Qualität und Aussagekraft von Turnieren hänge von diesen Ländern ab und es drohe im Zuge der Entfremdung, dass sich Länder zu einem neuen Verband zusammenschließen.