"Komme ich abends nach Hause,
zu meiner Braut,
mit ein bisschen was zu fressen,
Habe ich bei Karstadt geklaut."
zu meiner Braut,
mit ein bisschen was zu fressen,
Habe ich bei Karstadt geklaut."
In den 70er-Jahren besang die Kultband "Ton, Steine, Scherben" Karstadt - und eben nicht Kaufhof oder Hertie. Damals war "Karstadt" der Inbegriff des modernen Kaufhauses. Dort ging man hin - selbst wenn man wenig Geld in der Tasche hatte:
"Das Know-how fehlt. Es ist nicht mehr wie es war. Das Sakko hier ist Karstadt. Aber es ist eben nicht mehr so, wie es war."
Kaufhof hat Karstadt in zentralen Bereichen überflügelt, findet nicht nur der Mann im roten Sakko, das er noch bei Karstadt gekauft hat. Das sehen auch andere Kunden beider Kaufhäuser in der Darmstädter Innenstadt:
"Ich würde sagen, vom Sortiment her. Und von der Gestaltung, wie es aufgebaut ist. Und die Freundlichkeit, wenn man reinkommt."
"Wenn man da durchgeht, man sieht nicht eine Verkäuferin. Der Service ist total mies."
"Ich gehe dann lieber zu so einem Eigentümer-geführten Geschäft. Da weiß ich, ich werde angesprochen und kann meine Wünsche äußern."
"Kaufhof-Mitarbeiter sind sehr freundlich - aber Karstadt-Mitarbeiter: Nein!"
Freundlichkeit kann man wohl schlecht von oben verordnen, doch das Sortiment-Problem ist bei Karstadt schon lange ein Thema. Es fehle etwa die Ausrichtung der Sortimente "an den lokalen Kundenbedürfnissen", heißt es in einem internen Papier. Zum Investitionsstau in nahezu allen Häusern kämen überdies Kunden, die "zum Teil nur noch auf Preisimpulse reagieren". Die Darmstädter Karstadt-Kunden üben aber auch Kritik an diesen Preisimpulsen:
"Was bei Karstadt mir auffällt, die machen immer Aktionen. So und so viel Prozent. Und wenn man das Kleingedruckte liest, dann ist alles Mögliche ausgenommen. Das ist nicht transparent."
Internethandel als wachsende Konkurrenz
Anne-Kathrin Lenz mag Karstadt jedoch weiterhin. Sie sieht das Problem der Kaufhäuser gerade in kleineren Einkaufstädten wie etwa Darmstadt insbesondere in der wachsenden Konkurrenz des Internet-Handels:
"Der Internethandel macht alles kaputt. Ich weiß nicht, was die Kaufhäuser noch machen sollen, um zu verhindern, dass die Innenstädte total veröden. Darum geht es ja letztendlich."
Das sieht auch Wulfila Walter vom Planungsamt Frankfurt am Main ähnlich. Deshalb versucht die Verwaltung, die City attraktiv zu halten. Damit das Internet oder auch die großen Gemischtwaren-Einkaufscenter an den Autobahnen außerhalb der Stadt ihr nicht schaden können:
"Also schlicht gesagt: Wenn sie ihre Bettwäsche oder ihr Geschirr oder ihren Fernseher im Supermarkt kaufen, dann werden sie das nicht mehr im Fachhandel tun. Und deshalb halten wir diese Konzepte für schwierig für den Einzelhandel und versuchen auch, diese nicht zu befördern. Das bekommt man über das Einzelhandelskonzept eigentlich sehr gut geregelt."
Rapide wachsenden Städten wie Frankfurt am Main oder Darmstadt fällt es aber auch leichter als stagnierenden Kommunen etwa im Ruhrgebiet, in das Umfeld der innenstädtischen Kaufhäuser zu investieren - das räumt Wulfila Walter vom Frankfurter Stadtplanungsamt ein. Dass sich der Kaufhof an der Frankfurter Haupteinkaufsstraße "Zeil" demnächst noch einmal vergrößern wird, führt er auf eine erfolgreiche Gestaltung des Umfeldes zurück:
"Es gibt so was wie Cafés, es gibt öffentliche Plätze, die zum Verweilen einladen. Es gibt Straßenmusikanten. All das macht natürlich das Flair aus und das kriegt man nicht unbedingt in einem großen Einkaufszentrum geboten."
"Mit ein bisschen was zu fressen,
Habe ich bei Karstadt geklaut."
Habe ich bei Karstadt geklaut."
Es gibt sie jedoch trotz alledem noch - die zahlenden und treuen Kunden, die die Hoffnung für Karstadt wachhalten:
"Also - mir gefällt Karstadt. Also vom Angebot her, vom Niveau her liegt mir Karstadt mehr als der Kaufhof."
"Das finde ich ganz, ganz wichtig, dass man hier die Werbung wieder besser macht und die Leute wieder neugierig auf Karstadt macht."