Eine abgeschlossene Berufsausbildung, hohe Serviceorientierung und die Bereitschaft zum Schichtdienst. Das sind die Anforderungen an einen Luftsicherheitsassistenten am Frankfurter Flughafen. Sie bekommen dafür 11,70 Euro die Stunde - viel zu wenig, findet Verdi und fordert 16 Euro. Völlig unrealistisch, sagen die Arbeitgeber.
Verdi weiß, wo es wehtut: Sicherheit am Flughafen muss sein. Das ist eine hoheitliche Aufgabe. Ohne sie geht nichts. Aber die Bundespolizei hat die Fluggastkontrollen vor etwa 17 Jahren auf private Firmen übertragen. Am Frankfurter Flughafen stellen die rund 5.000 von 70.000 Beschäftigen. 11,70 Euro bekommen die Sicherheitsassistenten derzeit pro Stunde, deutlich mehr als der kommende Mindestlohn von 8,50 Euro. Aber das ist für Matthias Venema, den Verhandlungsführer von Verdi in Frankfurt, kein Argument:
"Na ja, Sie sind bei 11,70 Euro hier jetzt für Luftsicherheitsassistenten, wobei das auch eine ganz andere Ausbildung ist, eine ganz andere Arbeit ist und eine ganz andere Belastung ist, als wenn Sie jetzt im Mindestlohnbereich arbeiten. Und wir vergleichen es auch mit anderen Bundesländern. Da sind wir eben bei 14 Euro, bei 15 Euro, 14,50 Euro und eben nicht bei 11,70 Euro. Und von daher würde ich das jetzt auch nicht unbedingt entsprechend vergleichen mit einer Mindestlohngruppe."
Die Unternehmen sehen das bei Weitem nicht so locker. Die Lohnkosten bei den sechs, sieben privaten Sicherheitsfirmen am Flughafen machen den Löwenanteil aller Kosten aus. Die Abschreibungen für die Gepäckscanner fallen kaum ins Gewicht. Stark steigende Löhne, wie sie Verdi nun fordert, bescherten den Sicherheitsfirmen schnell rote Zahlen, sagt Harald Olschok, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Sicherheitswirtschaft. Er nennt für die Branche eine Gewinnmarge von drei bis fünf Prozent:
"Natürlich ist in einem Dienstleistungssektor, wo 80, 90 Prozent der Kosten Lohnkosten sind, immer notwendig, dass ich die Erhöhungen, die ich den Mitarbeitern gewähre, dann wieder bei den Kunden refinanziere. Und das ist natürlich eine Herausforderung, die ich bei 20 Prozent habe, mit den Kunden, mit dem Flughafen, mit der Bundespolizei, mit den Airlines zu sprechen: Hier, ich habe eine Erhöhung von 20 Prozent, gebt mir das mal. Das ist verdammt schwierig. Und das ist immer das große Problem, dass dann auch ein Kunde sagt: Das ist mir zu viel."
Und dann schreibe, was sowieso alle sechs, sieben Jahre passiere, dieser Kunde, also die Bundespolizei, die Flughafenbetreibergesellschaft oder das einzelne Luftfahrtunternehmen, den Auftrag neu aus, in der Hoffnung, es bewürbe sich einer, der es billiger mache:
"Da kann es teilweise passieren, dass Leute, die hier noch gestreikt haben, vielleicht in einem Jahr oder in einem halben Jahr gar nicht mehr den Job haben, weil ein anderes Unternehmen reingekommen ist vielleicht mit anderen Bedingungen."
Die Rationalisierung des Geschäfts ist schwierig: Die sogenannten Nacktscanner haben die Probephase nicht überlebt. Und auch die Überlegung, sicherheitstechnisch durchgeprüfte Vielflieger an Familien mit Kindern vorbeiziehen zu lassen, gilt als diskriminierend und deshalb nicht durchsetzbar.
Dennoch: Bisher haben sich Unternehmen gefunden, die die Kontrollen der Passagiere, des Gepäcks, der Fracht und der Gebäude übernehmen. Flughafenkontrollen gelten als Großauftrag. Die Branche macht dort knapp zehn Prozent ihres Umsatzes von gut fünf Milliarden Euro. Und sie setzt dort knapp zehn Prozent ihrer 185.000 Beschäftigten ein.
"Die Bedeutung des Flughafens als Arbeitgeber im weitesten Sinne oder Auftraggeber hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen, noch stärke als vorher. Stichwort: 11. September."
Größer als die Flughafensicherheit sind nur der Objekt- und Werkschutz in anderen Branchen mit 36 Prozent und sind die Empfangsdienste mit 20 Prozent Umsatzanteil. Auf die Geldtransporte, die etwa Bankfilialen und deren Geldautomaten mit Bargeld versorgen, entfallen sechs Prozent aller Umsätze. Auf dem Markt sind rund 4.000 Unternehmen tätig, darunter viele Klein- und Kleinstunternehmen. Etwa ein Fünftel aller Sicherheitsunternehmen holen sich rund vier Fünftel des Umsatzes.