Archiv


Warten auf den Durchbruch

Physik. - 1989 beherrschten Stanley Pons und Martin Fleischmann die Schlagzeilen - zunächst als diejenigen, die als erste die Kalte Fusion durchgeführt hatten, dann als Schwindler und Buhmänner des Wissenschaftsbetriebs. Seither bemühen sich Forscher allen Widrigkeiten zum Trotz, die Kalte Fusion nachprüfbar im Labor durchzuführen.

Von Haiko Lietz |
    "Der Pons/Fleischmann-Effekt wird noch immer erforscht und es gibt große Fortschritte bei der Reproduzierbarkeit. Zu dieser Elektrolysemethode gibt es die meisten Informationen. Gaszellen werden jedoch immer beliebter als Forschungsgegenstand, weil sie das Potenzial haben, dass man daraus tatsächlich ein nützliches Produkt machen kann. Große Mengen von Wärme entstehen offenbar durch die Produktion von Helium, doch gleichzeitig kann es zu Transmutationen kommen. Das ist ein nuklearer Prozess, bei dem schwere Elemente in andere schwere Elemente umgewandelt werden. Transmutationen produzieren keine großen Mengen Wärme, sagen aber etwas über die Realität der Kalten Fusion aus."

    Nach seiner Pensionierung von Los Alamos richtete sich Storms 1991 in seinem Haus ein Labor ein, wo er der Kalten Fusion seitdem systematisch auf den Grund geht. In der Festkörperkernforschung gilt er als einer der führenden Experimentalisten. Für ihn ist es das immer gleiche Verhalten unterschiedlichster Experimente, das ihn an der Realität der Kalten Fusion nicht mehr zweifeln lässt. In seinem Buch von 2007 listet er 157 Experimente, in denen mehr Energie in Form von Wärme freigeworden, als in das System hineingesteckt worden sei. Storms:

    "Man sollte sich dafür interessieren, weil die Kalte Fusion die ideale Energiequelle ist. Eine solche Quelle würde ein Haus Tag und Nacht und umweltverträglich mit der benötigten Energie versorgen. Solche Energiequellen gibt es nicht viele. Leute verbrennen Gas, aber das produziert CO2. Man kann Uran verwenden, in einem Kernkraftwerk irgendwo, aber dabei entstehen radioaktive Produkte. Die Kalte Fusion hingegen schafft weder radioaktive Produkte noch CO2. Außerdem bieten die Weltmeere einen praktisch unerschöpflichen Vorrat des benötigten Brennstoffs. Der einzige Nachteil ist, dass der Prozess eine sehr komplexe Reaktion verlangt, die wir noch nicht verstehen. Aber wenn wir den Prozess verstehen, woran wir arbeiten, sollte es ziemlich leicht gehen."

    Trotz 157 unabhängiger Bestätigungen des Pons/Fleischmann-Effekts ist mangelnde Reproduzierbarkeit das größte Problem in der Festkörperkernforschung. Dieses ist auch ein Grund für ihre Ablehnung durch die etablierte Wissenschaft. Um die Situation zu verbessern, studieren Forscher wie Storms die Parameter, die zum Erfolg führen sollen, und teilen ihre Ergebnisse mit. Zu einer Institution ist dafür die Internationale Konferenz für Festkörperkernforschung geworden. Seit Montag findet die 14. in der Hauptstadt des Lobbyismus, in Washington DC statt. Sie ist organisiert worden von Angehörigen der US-Marineforschungslabore. Diese sind von Anfang an und zurzeit aktiv in die Forschung eingebunden. Storms Einschätzung:

    "Alle diese Konferenzen sind sehr professionell. Das ist kein Haufen von Amateuren, die sich treffen, um über irgendeine verrückte Idee zu reden. Jede Konferenz spiegelt die Vorlieben der Organisatoren und die Situation in dem jeweiligen Land wider. Die diesjährige hat eher Aufklärungscharakter und soll Entscheidungsträger in Washington aufklären."