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Warten auf den umweltfreundlichen Computer

Mehrfach versprachen Hersteller, bei neuen Computern umweltbelastende Stoffe gegen verträglichere auszutauschen. Manche taten das auch, aber viele beließen es bei Ankündigungen.

Von Michael Voregger |
    Viele Hersteller von Computern haben die selbst gesteckten Umweltschutzziele erneut verfehlt. So verwenden Acer, Dell und viele andere Marken weiterhin PVC und bromierte Flammschutzmittel. Darauf wollten die Unternehmen schon seit Jahren verzichten. Unbedenklichere Alternativen waren für 2009 angekündigt, dann wurde das Datum auf 2011 verschoben und ebenfalls verpasst. Dass bromierte Flammschutzmittel und PVC gefährlich sind, ist allen Herstellern bekannt. Bei der Verbrennung von ausrangierten Rechnern wird Dioxin freigesetzt. Dieser Schadstoff ist chronisch giftig und erzeugt Krebs. Greenpeace kämpft seit Jahren mit diversen Kampagnen gegen PVC und bromierte Flammschutzmittel in Computern. Christof Windeck ist Redakteur bei der Zeitschrift ct:

    "In der Forschung werden immer wieder neue Stoffe identifiziert, die Probleme machen. Insofern kann es nur eine Momentaufnahme sein. Die Organisation hat sich auf die Flammschutzmittel und auf PVC konzentriert. Bei der Entsorgung müssen die Produkte als Sondermüll entsorgt werden. Und auch bei der Produktion ist das nicht harmlos."

    HP, Samsung und Sony haben die Ziele zwar ebenfalls verfehlt, aber ein Großteil ihrer Notebooks kommt inzwischen ohne die problematischen Stoffe aus. Apple produziert bereits seit 2008 sämtliche Computer ohne PVC und bromierte Flammschutzmittel. Ein Verzicht ist also möglich.

    Produktion, Betrieb und Entsorgung der Geräte stellen ein Problem für die Umwelt dar. Während der Herstellung der Halbleiter werden viele Chemikalien eingesetzt, die im fertigen Produkt nur in winzigen Mengen vorhanden sind. Dort sind sie im Gehäuse oder den Chips recht sicher verpackt. Einige Hersteller veröffentlichen auf ihren Internetseiten inzwischen so etwas wie die Biografie der elektronischen Geräte.

    "Der ökologische Fußabdruck ist ein Versuch, zusammenzustellen, was ein Gerät über seinen gesamten Lebenszyklus - von der Produktion, Transport, Vertrieb, Nutzung natürlich und die Entsorgung – das Recycling – wie der gesamte Lebenszyklus die Umwelt beeinflusst. In den USA heißt es oft Carbon Dioxid Footprint, das heißt, es geht vor allem um klimaschädliche Aspekte. Emissionen durch Energieerzeugung – also Treibhausgase und Giftstoffe - sind ja unterschiedliche Paar Schuhe. Man versucht, das in Bewertungen umzurechnen und dann sagen zu können - Produkt A ist besser als Produkt B."

    Glaubt man der Werbung, dann geht es bei Computern nur um die Geschwindigkeit. Die Leistung der Prozessoren verdoppelt sich in immer kürzeren Abständen. Keine gute Entwicklung für den Umweltschutz, findet Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale NRW:

    "Das passt mit dem ökologischen Gedanken nicht, dass wir alle zwei Jahre tatsächlich ein neues Gerät brauchen, weil es leistungsfähiger ist oder weil die Programme sich weiterentwickelt haben. Oder weil das Gerät wegen der Akkuleistung nicht mehr tauglich ist. Das ist natürlich nicht im Sinne eines nachhaltigen Nutzerverhaltens."

    Um die Nutzungsphase zu verlängern, fordert das Umweltbundesamt eine längere Gewährleistung und einen modularen Aufbau. Durch die einfache Austauschbarkeit von Prozessoren, Speicherbausteinen und Grafikkarten wäre ein regelmäßiges Aufrüsten möglich. Das spart Geld, erhöht die Lebensdauer und schont die Umwelt. Die Herstellung der Computer benötigt viel Energie, Rohstoffe und setzt Treibhausgase frei.

    "Es gibt das Energiesparlabel Energystar, das einen Verbrauch des PCs während des Betriebs wiedergibt. Dort werden energiesparende Geräte gekennzeichnet. Das spiegelt natürlich nicht wieder, was ein Rechner in der Herstellung an Energie verbraucht. Das ist ein Vielfaches dessen. Damit können sie einen Rechner sechs, sieben Jahre betreiben ohne dass er ausgemacht wird."

    Damit sich ein positiver Effekt aufs Klima ergeben kann, müsste ein neues Notebook mehr als sechs Jahre lang genutzt werden und 70 Prozent sparsamer sein als sein Vorgänger. Christof Windeck hat dennoch Hoffnung auf eine grüne Lösung für digitale Technik.

    "Dann gibt es diesen Trend zur Cloud-Nutzung, wo ich meine Daten gar nicht mehr auf meinem Rechner habe, der die ganze Zeit läuft. Die liegen in einem Rechenzentrum, wo sehr viel effizientere Computer laufen und sich viele Nutzer einen Computer teilen – der vielleicht auch mit Ökostrom läuft. Es gibt durchaus gewisse Effekte, die die PC-Nutzung tendenziell ein wenig grüner machen."

    Wer auf die Umwelt achten will, der sollte möglichst wenig Elektronik kaufen und auf lange Garantiefristen achten. Die richtige Wahl für die eigenen Bedürfnisse macht einen langen Nutzungszeitraum möglich.