Afrika
Warum die Gewalt im Ostkongo eskaliert

Die Lage im Ostkongo wird immer dramatischer. Seit dem Vorrücken der M23-Miliz in die Millionenstadt Goma hat sich die Situation verschärft. Es wird davon ausgegangen, dass M23 vom Nachbarland Ruanda unterstützt wird im Kampf gegen kongolesische Regierungstruppen. Dabei geht es auch um wertvolle Bodenschätze. Ein Überblick.

    Zwei Soldaten schauen oben aus einem Fahrzeug heraus. Sie tragen beiden Maschinengewehre. Der vordere Soldat sieht sehr jung aus.
    Goma: Kongolesische Regierungstruppen rücken bewaffnet aus, während sich M23-Rebellen Berichten zufolge der Stadt nähern. (Moses Sawasawa / AP / dpa )

    Wie ist die aktuelle Lage im Osten des Kongo?

    Im Osten des Kongo haben Kämpfer der von Ruanda unterstützten Rebellengruppe M23 nach eigenen Angaben die Provinzhauptstadt Goma eingenommen. Dabei sollen mehr als einhundert Menschen getötet und tausende verwundet worden sein (Audio-Link). Inzwischen werden aus Goma nur noch vereinzelte Kämpfe gemeldet. Einige Soldaten der Regierungstruppen und von Unterstützern hätten sich ergeben. In der Stadt in der Provinz Nord-Kivu sollen sich auch viele Geflüchtete aufhalten.
    Die UNO nannte die humanitäre Lage in der Stadt extrem besorgniserregend. Internet, Strom und Wasser seien abgeschaltet. In der Nacht habe es Plünderunen gegeben.
    Bei Gefechten zwischen den M23-Rebellen und der kongolesischen Armee in der Nähe von Goma waren am Wochenende 13 Soldaten internationaler Friedenstruppen getötet worden. Die Regierungen Südafrikas, Malawis und Uruguays gaben den Tod ihrer Soldaten bekannt.

    Wer sind die Konfliktparteien - und welche Rolle spielt Ruanda?

    Die M23 sind eine militante Gruppe, die sich vor etwas mehr als zehn Jahren vom kongolesischen Militär abgespalten hat. Die Rebellengruppe wurde 2012 bekannt, als sie Goma schon einmal für eine Woche einnahm.
    Der Kongo, die USA und UNO-Experten werfen Kongos Nachbarland Ruanda vor, die M23 zu unterstützen. Laut UNO-Experten befanden sich im vergangenen Jahr 3.000 bis 4.000 ruandische Truppen im Kongo, die die Militäraktionen der M23 "de facto" kontrollierten, hieß es. Ruanda bestreitet die Vorwürfe.
    Am Freitag hat die Demokratische Republik Kongo alle diplomatischen Beziehungen zu Ruanda abgebrochen. Kongo hat seine Diplomaten bereits aus Ruanda abberufen und die ruandischen Behörden aufgefordert, die diplomatischen und konsularischen Aktivitäten in der kongolesischen Hauptstadt innerhalb von 48 Stunden einzustellen.
    Im vergangenen Jahr war ein für Mitte Dezember geplanter Friedensgipfel zwischen beiden Ländern zur Beendigung des Krieges zunächst geplatzt. Seitdem hatten sich Beziehungen immer weiter verschlechtert.

    Worum geht es in dem Konflikt?

    Der Konflikt reicht Jahrzehnte zurück in die Zeit des Völkermords in Ruanda. Seit April 1994 ermordeten Hutu-Milizen in Ruanda mindestens 800.000 ethnische Tutsi und gemäßigte Hutu. Mit dem Ende des Genozids flohen viele Beteiligte des Völkermordes über die Grenze nach Goma.
    Die Rebellengruppe M23 besteht überwiegend aus Tutsi. Auch der ruandische Präsident Kagame gehört dieser ethnischen Gruppe an. Die M23 und die ruandische Regierung behaupten, die Regierung des Kongo wolle die kongolesischen Tutsi auslöschen.

    Welche Rolle spielen Rohstoffe?

    Der Ostkongo verfügt über reiche Rohstoffvorkommen. Besonders wertvoll ist das Metall Coltan. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Laptops, Smartphones oder den Batterien von Elektroautos. Die Demokratische Republik Kongo ist weltweit einer der wichtigsten Coltanproduzenten. In den von den M23-Rebellen eroberten Gebieten kontrollieren die Milizionäre den Abbau des Coltan.
    Die kongolesische Regierung hat dem rohstoffarmen Ruanda in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, mit Hilfe der M23-Miliz an Rohstoffe gelangen zu wollen.

    Wie reagiert die internationale Gemeinschaft?

    Die Vereinten Nationen forderten bei einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats in New York (Audio-Link) ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft. Die Situation in Goma erfordere dringendes und koordiniertes internationales Handeln, sagte die UNO-Vertreterin van de Perre. Die Angriffe der Rebellen verwüsteten die Stadt weiterhin, töteten, verletzten, traumatisierten und vertrieben Zivilisten.
    US-Außenminister Rubio rief alle beteiligten Parteien zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. In einem Telefonat mit Ruandas Präsidenten Kagame betonte Rubio, dass er über die zunehmende Gewalt im Ostkongo zutiefst beunruhigt sei, wie das US-Außenministerium mitteilte.

    Weiterführende Informationen

    Worum es bei den Kämpfen im Ostkongo geht
    Diese Nachricht wurde am 29.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.