Am Rande des Gaza-Kriegs untermauern die Huthi-Rebellen immer wieder ihre Solidarität mit der militant-islamistischen Hamas. Die Huthi fordern Nahrungsmittel-Lieferungen und medizinische Hilfsgüter für den Gazastreifen und haben angekündigt, ihre Angriffe fortzusetzen, bis Israel die Offensive dort beendet.
Zugleich zeigen sie sich ihrer Schutzmacht Iran verpflichtet. Die Rebellen unterstützen die von der Islamischen Republik ausgerufene "Achse des Widerstands" gegen Israel. Sie drohten zunächst damit, sämtliche Schiffe anzugreifen, die unter israelischer Flagge fahren, im Besitz israelischer Unternehmen sind oder von Firmen in dem Land betrieben werden. Doch inzwischen ist die gesamte zivile Schifffahrt in der Passage zwischen dem Suezkanal und der Meerenge Bab al-Mandeb gefährdet.
Nadelöhr des Welthandels
Erst am Montag musste das US-Kriegsschiff "USS Carney" einem attackierten Tanker zu Hilfe kommen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider berichtet. Mehrere Großreedereien erklärten, das Rote Meer und damit die Passage durch den Suezkanal meiden zu wollen - was erheblich längere Fahrzeiten und höhere Frachtraten bedeutet. An der jemenitischen Küste vorbei führt eine der wichtigsten maritimen Routen der Welt: Es ist der kürzeste Seeweg von Europa nach Asien. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.
Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Passage - nicht zuletzt für den Ölmarkt - sorgt jeder Angriff dort weit über die Region hinaus für Aufmerksamkeit. Das wichtigste Ziel der Huthis sei allerdings, "Druck auf Israel auszuüben, um den Gaza-Krieg zu beenden", sagte der ägyptische Politikwissenschaftler Mohammed Ezz Al-Arab der ARD-Korrespondentin Anne Allmeling.
Jemen-Konflikt als Stellvertreterkrieg
Die Huthi bezeichnen sich selbst als "Unterstützer Gottes". Sie zählen zu den Saiditen, einer schiitischen Strömung, deren Imame bis 1962 im Nordjemen herrschten. Seitdem zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa an. 2014 übernahmen sie dort die Kontrolle und beherrschen heute weite Teile des Landes, dessen Bevölkerung zu etwa einem Drittel aus Saiditen besteht. Seit einigen Monaten gilt im Jemen eine brüchige Waffenruhe.
Beobachter sehen in dem Konflikt einen Stellvertreterkrieg zweier Staaten, die im Nahen Osten um die Vorherrschaft ringen: Während das Nachbarland Saudi-Arabien mit einem Militärbündnis die Huthi bekämpft, um die jemenitische Regierung zu stützen, erhalten die Rebellen nach Einschätzung von Experten Geld und Waffen aus dem Iran und von der Hisbollah im Libanon, was freilich offiziell bestritten wird.
Auch das Agieren der Huthi im Roten Meer wird Experten zufolge vom Iran gedeckt. Es diene jedoch nicht dazu, den Konflikt in einen Flächenbrand zu verwandeln, sagte Politikwissenschaftler Ezz Al-Arab. Vielmehr sollten damit "bestimmte Botschaften" an die USA, an Israel und einige arabische Staaten gesendet werden. Diese wiederum zielten auch auf den Jemen-Konflikt. So wollten die Huthi etwa ihre Position in den Verhandlungen für eine dauerhafte Friedensordnung stärken.
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Diese Nachricht wurde am 19.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.