Seesterne sind keine Klimaretter. Wenn überhaupt, so meint Andreas Oschlies vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, erweisen sie uns und unserem Klima einen Dienst, wenn sie sich auflösen:
"Wenn wir das Ganze unter Klimagesichtspunkten betrachten, dann sind halt sterbende Seesterne dicht an der Oberfläche gut für das Klima und wachsende Seesterne erzeugen eher noch mehr CO2."
Hinter dieser etwas brutalen Erkenntnis steckt eine einfache und bekannte chemische Reaktion: Denn wenn Seesterne wachsen, bilden sie Kalk. Wenn sie sterben, löst sich dieser Kalk im Wasser wieder auf.
"Wenn wir Kalk lösen, entziehen wir Säure und entziehen damit freie CO2-Moleküle. Umgekehrt, wenn wir Kalk bilden, was der Seestern ja macht beim Wachsen, lässt er Säure zurück. Er erhöht also den CO2-Gehalt des Wassers."
Klimaretter können sie damit schon mal nicht sein. Klimasünder allerdings auch nicht, meint Andreas Oschlies. Denn er geht davon aus, dass sich das Absterben und Wachsen der Seesterne und anderer Stachelhäuter wie Seeigel, Seegurke oder Seelilie, die Waage hält. Insofern könne man die Stachelhäuter in Modellen zum Kohlenstoffkreislauf auch vernachlässigen, so der Ozeanograph. Der Doktorand Mario Lebrato, der aus Southampton nach Kiel gewechselt ist, sieht das anders:
"Wenn die Stachelhäuter kalzifizieren, ziehen sie dafür anorganischen Kohlenstoff aus dem Wasser. Und wenn sie sterben, wird ein Teil dieses Kohlenstoffs in den Sedimenten gespeichert. Aber das hat nichts mit Kohlendioxid zu tun! Die Stachelhäuter sind keine direkte CO2-Senke! Das wurde in der letzten Zeit in der Presse durcheinandergebracht."
Kein Wunder, sind die Zusammenhänge doch recht komplex: Die Stachelhäuter produzieren beim Kalzifizieren zwar Kohlendioxid, binden aber gleichzeitig in anderer Form Kohlenstoff aus dem Wasser. Genauer gesagt: zehn hoch elf Kilogramm Kohlenstoff, wie Mario Lebrato ausgerechnet hat. Dadurch ändert sich die Kohlenstoffbalance im Wasser, was wiederum Auswirkungen auf die CO2-Konzentration hat. Und das, meint der Doktorand, müsste in den Modellen eigentlich berücksichtigt werden. Andreas Oschlies hält dagegen:
"Selbst wenn wir alle Kalkbildner aussterben lassen bis zum Ende des Jahrhunderts, ist der Effekt auf die atmosphärischen CO2-Konzentrationen - also 10 Gigatonnen - ist ungefähr das, was wir in einem Jahr emittieren. Und das ist kein so großer Effekt, dass man das im Moment als höchste Priorität für die Modellverbesserung sieht."
Solche Meinungsunterschiede sind nicht ungewöhnlich. Die marine Biologie wurde in den Modellen der IPCC-Berichte bisher gar nicht berücksichtigt und die Kenntnisse über ihre Effekte auf den Kreislauf sind noch rudimentär. Im nächsten Bericht sollen sie dennoch erstmals einbezogen werden. Andreas Oschlies:
"Und da wird es vermutlich noch viele Überraschungen geben. Ich rechne damit, dass die Streuung der Modelle deutlich größer wird, als es in den alten bisherigen Reports der Fall war."
"Wenn wir das Ganze unter Klimagesichtspunkten betrachten, dann sind halt sterbende Seesterne dicht an der Oberfläche gut für das Klima und wachsende Seesterne erzeugen eher noch mehr CO2."
Hinter dieser etwas brutalen Erkenntnis steckt eine einfache und bekannte chemische Reaktion: Denn wenn Seesterne wachsen, bilden sie Kalk. Wenn sie sterben, löst sich dieser Kalk im Wasser wieder auf.
"Wenn wir Kalk lösen, entziehen wir Säure und entziehen damit freie CO2-Moleküle. Umgekehrt, wenn wir Kalk bilden, was der Seestern ja macht beim Wachsen, lässt er Säure zurück. Er erhöht also den CO2-Gehalt des Wassers."
Klimaretter können sie damit schon mal nicht sein. Klimasünder allerdings auch nicht, meint Andreas Oschlies. Denn er geht davon aus, dass sich das Absterben und Wachsen der Seesterne und anderer Stachelhäuter wie Seeigel, Seegurke oder Seelilie, die Waage hält. Insofern könne man die Stachelhäuter in Modellen zum Kohlenstoffkreislauf auch vernachlässigen, so der Ozeanograph. Der Doktorand Mario Lebrato, der aus Southampton nach Kiel gewechselt ist, sieht das anders:
"Wenn die Stachelhäuter kalzifizieren, ziehen sie dafür anorganischen Kohlenstoff aus dem Wasser. Und wenn sie sterben, wird ein Teil dieses Kohlenstoffs in den Sedimenten gespeichert. Aber das hat nichts mit Kohlendioxid zu tun! Die Stachelhäuter sind keine direkte CO2-Senke! Das wurde in der letzten Zeit in der Presse durcheinandergebracht."
Kein Wunder, sind die Zusammenhänge doch recht komplex: Die Stachelhäuter produzieren beim Kalzifizieren zwar Kohlendioxid, binden aber gleichzeitig in anderer Form Kohlenstoff aus dem Wasser. Genauer gesagt: zehn hoch elf Kilogramm Kohlenstoff, wie Mario Lebrato ausgerechnet hat. Dadurch ändert sich die Kohlenstoffbalance im Wasser, was wiederum Auswirkungen auf die CO2-Konzentration hat. Und das, meint der Doktorand, müsste in den Modellen eigentlich berücksichtigt werden. Andreas Oschlies hält dagegen:
"Selbst wenn wir alle Kalkbildner aussterben lassen bis zum Ende des Jahrhunderts, ist der Effekt auf die atmosphärischen CO2-Konzentrationen - also 10 Gigatonnen - ist ungefähr das, was wir in einem Jahr emittieren. Und das ist kein so großer Effekt, dass man das im Moment als höchste Priorität für die Modellverbesserung sieht."
Solche Meinungsunterschiede sind nicht ungewöhnlich. Die marine Biologie wurde in den Modellen der IPCC-Berichte bisher gar nicht berücksichtigt und die Kenntnisse über ihre Effekte auf den Kreislauf sind noch rudimentär. Im nächsten Bericht sollen sie dennoch erstmals einbezogen werden. Andreas Oschlies:
"Und da wird es vermutlich noch viele Überraschungen geben. Ich rechne damit, dass die Streuung der Modelle deutlich größer wird, als es in den alten bisherigen Reports der Fall war."