Joachim Dippner forscht nicht nur an der und über die Ostsee. Gelegentlich badet er auch darin:
" Das fängt damit an, dass das Wasser flirrt."
So hat es der Ozeanograph vom Institut für Ostseeforschung in Warnemünde schon selbst erlebt: den Beginn der Massenvermehrung von so genannten Blaualgen oder Cyanobakterien:
" Das sind so winzig kleine Stäbchen, und wenn die Sonne da so ins Wasser reinbullert - das flirrt so wie Lametta am Weihnachtsbaum. "
Da kann man noch unbedenklich in der Ostsee schwimmen. Doch das ändert sich, wenn die Cyanobakterien so richtig ins Kraut schießen:
" Dann hat man so richtig große, dicke gelbe Teppiche. Und dann sollte man also tunlichst vermeiden, dass Kleinkinder ins Wasser gehen. "
Warum?
" Weil die giftig sind. "
Myriaden von stäbchenförmigen Einzellern treiben in dichten Matten an den Badestränden der deutschen Ostseeküste. Zuletzt gab es das 2002. Das war unglücklich für die Urlauber in Warnemünde und Usedom, laut Dippner aber nicht ungewöhnlich:
" Cyanobakterien-Blüten sind nicht ominös, und sie sind auch kein Teufelswerk. Sondern die hat es schon zu Zeiten von Barbarossa gegeben. "
Das ist immerhin mehr als 800 Jahre her! Erst heute aber scheint sich herauszustellen, warum die Lametta-Stäbchen mal üppig wuchern und mal überhaupt nicht in Erscheinung treten. Offenbar hat das damit zu tun, wie der Spätwinter Monate vorher gewesen ist: Stürmisch? Oder lau? Das entscheidet nämlich über das Angebot von Phosphor im Wasser der Ostsee. Und Phosphor ist der lebenswichtige Nährstoff und Wachstumsdünger für Blaualgen:
" Wir haben lange gebraucht, um herauszufinden, welcher Mechanismus dahinter steckt. Wenn der Wind stark ist, dann wird der Ozean stärker vermischt und dann wird aus den Tiefen Phosphor hochgemischt. Und zwar so im Frühjahr, so Januar, Februar. Und dieser Überschuss Phosphor, der hochgemischt wird, der wird dann im August von den Cyanobakterien genutzt. Und dadurch werden stärkere Blüten angeheizt. "
Der überschüssige Phosphor ist ein gefundenes Fressen für die Cyanobakterien. Andere Algen sind auch auf Stickstoff im Wasser der Ostsee angewiesen. Das ist der zweite elementare Nährstoff für pflanzliches Plankton. Er ist aber eher knapp in der Ostsee. Und wenn wenig Stickstoff vorhanden ist, nutzt den Algen auch der viele Phosphor nichts.
Bei den Cyanobakterien ist das anders. Auch sie benötigen zwar Stickstoff. Doch sie sind imstande, ihn zu "fixieren", wie Biologen sagen. Das heißt: Die Blaualgen holen sich ihren Stickstoff aus der Luft! Wo er reichlich vorhanden ist. Damit haben sie einen großen Konkurrenzvorteil: Bei knappem Stickstoff-Angebot im Ostseewasser profitieren vor allem sie von einer Extraportion Phosphor:
" Das heißt, die Situation der Luftdruckverteilung im Winter ist über stärkere Winde, höherer Überschuss Phosphor eine notwendige Voraussetzung dafür, dass im Sommer solche Blüten entstehen können. "
Eine Garantie für die spätere Massenvermehrung der Einzeller sei das aber noch nicht, betont Dippner. Ob sie am Ende wirklich auftritt, das hänge auch von den Wetter-Bedingungen in der kritischen Wachstumsphase ab. Also im Juli und August:
" Was man weiß, ist, dass die nur blühen, wenn die Wassertemperatur oberhalb von 16 Grad ist. Und bevorzugt blühen sie dann, wenn es ruhig und das Wasser still ist und man ganz geringen Wind hat. "
Dippner und seine Kollegen in dem Forschungsprojekt sind keine Wetterfrösche. Ihr Klima-Vorhersagemodell für die Ostsee dient momentan Forschungszwecken.. Doch in Kooperation mit den zuständigen Behörden könnte man sich in Zukunft schon eine Art Algenblüten-Saisonprognose vorstellen:
" Nicht eine Vorhersage in dem Sinne, dass wir jetzt sagen können. Meinethalben am 3. August um zwei Uhr nachmittags wird am Strand von Wismar eine Algenblüte ankommen. So eine Vorhersage geht nicht! Aber wir können sagen, dass die klimatischen Bedingungen im Winter jetzt so waren oder nicht waren, dass die Bedingungen für eine Blüte gegeben sind oder nicht gegeben sind. "
Und wie sieht es nun in dieser Saison aus? Nach den Daten aus Warnemünde ist nicht mit extremen Blaualgen-Blüten zu rechnen.
" Das fängt damit an, dass das Wasser flirrt."
So hat es der Ozeanograph vom Institut für Ostseeforschung in Warnemünde schon selbst erlebt: den Beginn der Massenvermehrung von so genannten Blaualgen oder Cyanobakterien:
" Das sind so winzig kleine Stäbchen, und wenn die Sonne da so ins Wasser reinbullert - das flirrt so wie Lametta am Weihnachtsbaum. "
Da kann man noch unbedenklich in der Ostsee schwimmen. Doch das ändert sich, wenn die Cyanobakterien so richtig ins Kraut schießen:
" Dann hat man so richtig große, dicke gelbe Teppiche. Und dann sollte man also tunlichst vermeiden, dass Kleinkinder ins Wasser gehen. "
Warum?
" Weil die giftig sind. "
Myriaden von stäbchenförmigen Einzellern treiben in dichten Matten an den Badestränden der deutschen Ostseeküste. Zuletzt gab es das 2002. Das war unglücklich für die Urlauber in Warnemünde und Usedom, laut Dippner aber nicht ungewöhnlich:
" Cyanobakterien-Blüten sind nicht ominös, und sie sind auch kein Teufelswerk. Sondern die hat es schon zu Zeiten von Barbarossa gegeben. "
Das ist immerhin mehr als 800 Jahre her! Erst heute aber scheint sich herauszustellen, warum die Lametta-Stäbchen mal üppig wuchern und mal überhaupt nicht in Erscheinung treten. Offenbar hat das damit zu tun, wie der Spätwinter Monate vorher gewesen ist: Stürmisch? Oder lau? Das entscheidet nämlich über das Angebot von Phosphor im Wasser der Ostsee. Und Phosphor ist der lebenswichtige Nährstoff und Wachstumsdünger für Blaualgen:
" Wir haben lange gebraucht, um herauszufinden, welcher Mechanismus dahinter steckt. Wenn der Wind stark ist, dann wird der Ozean stärker vermischt und dann wird aus den Tiefen Phosphor hochgemischt. Und zwar so im Frühjahr, so Januar, Februar. Und dieser Überschuss Phosphor, der hochgemischt wird, der wird dann im August von den Cyanobakterien genutzt. Und dadurch werden stärkere Blüten angeheizt. "
Der überschüssige Phosphor ist ein gefundenes Fressen für die Cyanobakterien. Andere Algen sind auch auf Stickstoff im Wasser der Ostsee angewiesen. Das ist der zweite elementare Nährstoff für pflanzliches Plankton. Er ist aber eher knapp in der Ostsee. Und wenn wenig Stickstoff vorhanden ist, nutzt den Algen auch der viele Phosphor nichts.
Bei den Cyanobakterien ist das anders. Auch sie benötigen zwar Stickstoff. Doch sie sind imstande, ihn zu "fixieren", wie Biologen sagen. Das heißt: Die Blaualgen holen sich ihren Stickstoff aus der Luft! Wo er reichlich vorhanden ist. Damit haben sie einen großen Konkurrenzvorteil: Bei knappem Stickstoff-Angebot im Ostseewasser profitieren vor allem sie von einer Extraportion Phosphor:
" Das heißt, die Situation der Luftdruckverteilung im Winter ist über stärkere Winde, höherer Überschuss Phosphor eine notwendige Voraussetzung dafür, dass im Sommer solche Blüten entstehen können. "
Eine Garantie für die spätere Massenvermehrung der Einzeller sei das aber noch nicht, betont Dippner. Ob sie am Ende wirklich auftritt, das hänge auch von den Wetter-Bedingungen in der kritischen Wachstumsphase ab. Also im Juli und August:
" Was man weiß, ist, dass die nur blühen, wenn die Wassertemperatur oberhalb von 16 Grad ist. Und bevorzugt blühen sie dann, wenn es ruhig und das Wasser still ist und man ganz geringen Wind hat. "
Dippner und seine Kollegen in dem Forschungsprojekt sind keine Wetterfrösche. Ihr Klima-Vorhersagemodell für die Ostsee dient momentan Forschungszwecken.. Doch in Kooperation mit den zuständigen Behörden könnte man sich in Zukunft schon eine Art Algenblüten-Saisonprognose vorstellen:
" Nicht eine Vorhersage in dem Sinne, dass wir jetzt sagen können. Meinethalben am 3. August um zwei Uhr nachmittags wird am Strand von Wismar eine Algenblüte ankommen. So eine Vorhersage geht nicht! Aber wir können sagen, dass die klimatischen Bedingungen im Winter jetzt so waren oder nicht waren, dass die Bedingungen für eine Blüte gegeben sind oder nicht gegeben sind. "
Und wie sieht es nun in dieser Saison aus? Nach den Daten aus Warnemünde ist nicht mit extremen Blaualgen-Blüten zu rechnen.