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Warum soll der Süden immer nach Lavendel riechen?

In Südwestfrankreich begegnen sich Nomaden, Pilger und Migranten aller Zeiten - Römer, Westgoten, Maghrebiner und Luftfahrttechniker. Für die sesshaft Gewordenen transformieren sich die Begegnungen mit dem anderen selbst zu Reisen in andere Zeiten, Kulturen und Sprachwelten. Erinnerungen, Dichtungen, Lieder geben davon Zeugnis.

Von Ulrike Brummert und Christine Nagel |
    Die Sprache, die im Mittelalter zu voller Blüte kam, ist das Okzitanische; die Lyrik der Trobadore goutieren wir noch heute. Die Konstituierung des französischen Zentralstaates ist über Jahrhunderte mit einer stark normierenden Sprachpolitik verbunden, die in Durchdringung aller Schichten und aller Regionen auf eine französische Monosprachlichkeit abzielt. Doch die Sprachen sind nie verloren gegangen; so stellt sich zu Beginn des dritten Jahrtausends die Frage, wie die Menschen diesen Sprachenreichtum neu definieren.

    Das Okzitanische ist heute bewusst die Sprache von Künstlern, Philosophen, Musikern und Jugendlichen. Die Sprecher verbinden damit Kreativität, Offenheit im Denken und Interesse am "Reisen" - in andere Welten und Gedankenräume. In der Langen Nacht über Okzitanien wird ein Kaleidoskop okzitanischer Stimmen 2010 vorgestellt, die in ihrer Zeitzeugenschaft der Frage nach dem Denken in einer alten Sprache nachgehen.


    Eine Karte der okzitanischen Sprache

    Prof. Ulrike Brummert, docteur d'Etat
    Romanische Kulturwissenschaft
    Institut für Europäische Studien
    TU Chemnitz

    Übersetzungen aus dem Okzitanischen und Französischen: Ulrike Brummert; Mitarbeit: Constanze Heidelauf

    Internetportal über okzitanische Aktualität
    (okz./frz.)


    CIRDÒC
    Aus dem 1975 in Béziers gegründeten CIDO ist das CIRDÒC (Centre interregional de desvolopament de l'occitan) geworden, eine beachtliche Mediathek zu allen okzitanischen Themenkreisen. Der Internetauftritt informiert in okzitanisch, französisch und englisch über aktuelle Entwicklungen.

    Ostal d'Occitània
    Toulouser okzitanisches Kulturzentrum

    Festival Occitània
    Jedes Jahr im Herbst in Toulouse und der weiteren und näheren Umgebung


    Escambiar (Austauschen)
    Ein transkulturelles Projekt, das mit und um Claude Sicre 1981 im toulouser Viertel Arnaut Bernard seine Wirkungsmacht etablierte, die Fabulous Trobadors gingen daraus hervor, jährlich wird im Oktober das Festival Peuples & Musiques au Cinéma und im Mai/Juni das Forom des langues du monde mit regionalen und internationalen Partnern durch geführt.

    La Talvera
    Musikgruppe und musikethnologischer Verein: Association C.O.R.D.A.E / La Talvera

    Leitung : Daniel Loddo, Céline Ricard Stimme

    Institut d'Etudes Occitanes, IEO
    1945 gegründetes Kulturinstitut
    Die Vertretung im Département Haute-Garonne, das das Festival Occitània organisiert.

    Association internationale des Etudes Occitanes, AIEO
    Zusammenschluss von Forschern weltweit zu Beginn der 80er des vergangen Jahrhunderts, in Folge von Divergenzen innerhalb des IEO ediert, forscht, führt Kongresse durch, den zehnten in Béziers
    Vom 12. bis zum 19. Juni 2011.


    Vereinigung der Lehrer für okzitanische Kultur und Sprache
    Federacion dels ensenhaires de lenga e de cultura d'òc
    Informationen über die gesamte staatliche Unterrichtsrealität

    Okzitanische politische Partei
    partit occitan

    Ein großes Sommerfestival in Rodez
    multilingual, Schwerpunkt Okzitanien
    Leitung: Patrick Roux


    Zu den Interviewpartnern und Musik

    Alem Surre-Garcia
    Alem Surre Garcia geboren 1944 in der Region Toulouse. Vorsitzender des Conseil Régional de Midi-Pyrénées von 1989 à 2006. Schriftsteller des Okzitanischen, übersetzt ins Deutsche, Französische, Polnische, Katalanische.
    Übersetzer von Okzitanischer Literatur.
    Librettist, Dramatiker und Essayist (in französischer Sprache)
    Hinweise zu seiner Bibliografie


    Philosoph, Komponist und Sänger Eric Fraj:

    org&com
    Zusammenschluss mehrerer Musikgruppen und Konzertorganisation

    Mosaica, Duo Brotto Lopez , Sòmi de Granadas (Guillaume Lopez, Thierry Roques, Pierre Dayrand) über org&com

    L'association Escambiar
    a pour objet de favoriser l'émergence de nouvelles activités culturelles au travers d'activités musicales.

    Centre Occitan des musiques et danses traditionnelles Toulouse
    Midi-Pyrénées: conservatoire occitan

    The French Touch
    Website französischer und frankofoner Musik, informativ über Geschichte, Stil und Aktualität von Musikgruppen


    SPRACHE

    Im Val d'Aran, in den katalanischen Pyrenäen gelegen, wird die dortige Sprache, das Aranesische, eine Varität des Okzitanischen im Autonomiestatut von Katalonien, Art.6.5, als offizielle Sprache anerkannt.

    Noch immer wertvolle und nützliche Klassiker zur Sprachanalyse

    Bec, Pierre, La langue occitane, paris, PUF ; 11963.

    Kremnitz, Georg, Versuche zur Kodifizierung des Okzitanischen seit dem 19. Jahrhundert und ihre Annahme durch die Sprecher. Tübingen, Gunter Narr, 1974.

    Kremnitz, Georg, Das Okzitanische. Sprachgeschichte und Soziologie, Tübingen, Max Niemeyer, 1981.

    Séguy, Jean, Le Français parlé à Toulouse. Préface de Xavier Ravier, Toulouse, Privat 31978.


    KULTUR IN EINEM WEITEN BEGRIFFSVERSTÄNDNIS

    Lafont, Robert, Christian Anatole, Nouvelle histoire de la littérature occitane, paris, PUF, 1970, 2 Bde.

    Der Schriftsteller Joan Bodon, der das Konzept der Talvera/Feldrain entwickelt hat:

    Es sus la talvera qu'es la libertat. - Auf dem Feldrain ist die Freiheit.

    Mit Datum des 22. Mai 2010 ist das Haus von Bodon in Crespin, Aveyron (12) als Museum und Kulturzentrum eröffnet worden.

    Rezeption des Mittelalters
    Einige Anregungen

    Frauenlieder des Mittelalters. Zweisprachig. Übersetzt und herausgegeben von Ingrid Kasten.
    Stuttgart, Philipp Reclam jun. 2006 - Anthologie mittelhochdeutscher, mittellateinischer, altprovenzalischer und altfranzösischer Literatur.

    Borst, Arno, Die Katharer. Mit einem Nachwort von Alexander Patschovsky, Freiburg, Herder, 41996.

    Morgner, Irmtraud, Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, Berlin & Weimar, 11974.

    Oberste, Jörg, Der "Kreuzzug" gegen die Albigenser. Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter, Darmstadt, Wiss. Buchgesellschaft, 2003.


    Jean Jaurès im trankulturellen und transnationalen Spiegel
    Anregungen zu den aufgeworfenen Fragestellungen


    1959 wurde von Ernest Labrousse, dem herausragenden Sozialhistoriker, eine Gesellschaft zur Erforschung des Denkens von Jean Jaurès, la Société d'Etudes Jaurésiennes, gegründet.
    Auf ihrem Portal alle forschungsrelevanten Informationen

    Stefan Zweig, "Jaurès. Ein Porträt"
    Neue Freie Presse, 06.08.1916

    Jean Jaurès. Frankreich, Deutschland und die Zweite Internationale am Vorabend des Ersten Weltkrieges hrsg. von Ulrike Brummert, Tübingen 1989.

    Brummert, Ulrike, L'universel et le particulier dans la pensée de Jean Jaurès. Fondements théoriques et analyse politique du fait occitan, Tübingen, Gunter Narr, 1990.

    Pech, Rémy, Jaurès paysan, Toulouse, Privat, 2009.

    Transkulturalität Transpyrenäen
    Im Kontext der Sendung


    Lafont, Robert, Temps tres, Perpinyà, Lllibres del trabucaire, 1991. Okzitanisch/katalanisch.

    Surre-Garcia, Alem, au-delà des rives. Les Orients d'Occitanie, de la fondation de marseille à l'expulsion des juifs du royaume de France, Paris, éds Dervy, 2005.

    Tucholsky, Kurt, Ein Pyrenäenbuch von 1927.
    Text integral

    Raddatz, Fritz J.: Pyrenäenreise im Herbst. Auf den Spuren Kurt Tucholskys, Hamburg 1985.


    Zitate Lyrik / Literatur :

    Alem Surre-Garcia, Françoise Meyruels. Lo libre dels rituals. S.l. s.d. [2002]
    Ritual dels Cendres

    Pregaria de la paura morta al escampar sos cendres

    Soi la barca qu'a ieu te mena
    E la sal sus ta pòta assomida
    Soi l'estorniga qu'aimasa lo mal
    E l'aroma qu'enarta lo repais
    Soi l'auta que béu l'èrm
    En sai pas quantas neblas de poscas
    Soi lo flau purpurin en camin d'Africa

    Sarra-te

    Soi lo grau de las aigas envèrsas
    Soi l'alba suspresa e lo calabrun charraire

    Soi l'iscla immutabla que la mar se n'aluènha



    Alem

    Soi l'impossible tièra del nòstre téisser
    E lo jòi amagat del teu sòmi


    Escota
    Per l'autra riba cap a l'Espanha primièra

    Lo resson de la pregària meuna

    Alem
    Soi çò qu'aimas e que te cabís
    Çò que tròbas e dapasset me desliura

    Soi la partison requista de la solesa

    Alem, escampilha-me
    Ara soi posca pel teu camin

    Alem, polit amor meu,
    Qu'ara d'enlà en garbas de lutz
    Cada pas teu m'enarte

    Traduction en arabe de Naoum Abirached


    " Das Ritual der Asche
    Bittgebet der Verstorbenen, ihre Asche zu verstreuen "

    " Bin die Barke, die zu mir dich führt
    Salz auf deinen tauben Lippen
    Bin Bergwohlverleih
    Aroma, Wesen aller Speisen
    Bin Wind, der Wüste trinkt
    In unendlichem Gewölk aus Staub
    Bin Flamingo im Afrikaflug

    Komm

    Bin Lagune der verdrehten Wasser
    Bin überraschte Morgenröte und
    geschwätziger Sonnenuntergang


    Bin Insel unerschütterlich, der das Meer
    entflieht

    Alem

    Bin Heckenrand unserer Webfelder
    Und verborgener Freudentaumel
    deiner Träume

    Höre
    Vom anderen Ufer, dem nahen
    Spanien zu
    Das Echo meines Bittgebets

    Alem
    Bin, was du liebst und dich birgt
    Was du findest und was langsam mich
    befreit
    Gute Grenze deines Alleinseins

    Alem, zerstreue mich
    Nun Staub auf deinem Weg

    Alem, meine schöne Liebe
    Von nun an, in Garben von Licht
    Erhebt mich jeder Schritt von dir. "

    Deutsch : Ulrike Brummert




    Eric Fraj
    Le Fraisse

    Som le fraisse
    Ieu som l'arbre
    Que se vòl pujar al cél
    Som le fraisse
    Ieu som l'arbre
    Que vòl volar com' l'ausèl

    Ieu me négui
    Las rasigas
    Al pus prigond de las aigas
    Ieu me brutli
    Las rasigas
    Tot al mièg de la nivolas

    E camini
    Sens relambi
    Sens patria e sens rèi
    E camini
    Sens relambi
    Coma l'àngel de la nuèit

    Som le fraisse
    Ieu som l'arbre
    Que lèu se farà vaissél
    Som le fraisse
    Ieu som l'arbre
    Sens estaca ni drapèl

    Ieu me négui
    Las rasigas
    Al pus prigond de las aigas
    Ieu me brutli
    Las rasigas
    Tot al mièg de la nivolas

    E m'escapi
    Sens relambi
    Per un vièlh secret de breish
    E me cèrqui
    Sens relambi
    L'ombra doça de la nuèit...


    Der Eschenbaum

    Ich bin Esche
    Bin der Baum
    Der in den Himmel steigen will
    Ich bin Esche
    Bin der Baum
    Der Vogelfliegen will

    Ich ertränke
    Die Wurzeln mein
    Im tiefsten aller Wasser
    Ich verbrenne
    Die Wurzeln mein
    Inmitten der Wolken

    Und ich wander'
    Ohne Ruh' noch Rast
    Frei von König, Vaterland
    Und ich wander'
    Ohne Ruh noch Rast
    Gleich dem Engel der Nacht

    Ich bin Esche
    Bin der Baum
    Der ein Schiff sein wird
    Ich bin Esche
    Bin der Baum
    Ohne Anker, flaggenlos

    Ich ertränke
    Die Wurzeln mein
    Im tiefsten aller Wasser
    Ich verbrenne
    Die Wurzeln mein
    Inmitten der Wolken

    Und ich entwische
    Ohne Ruh' noch Rast
    Durch altes Hexergeheimnis
    Und ich suche Deutsch: Ulrike Brummert
    Ohne Ruh' noch Rast
    Süßen Schatten der Nacht...

    Marcela Delpastre: Saumes Pagans
    Las Edicions Dau Chamin De Sent Jaume 1999


    Marcela Delpastre, Saumes Pagans, IEO 1974
    III Queu país



    Anei vers queu país, li parlei dins sa lenga. Anei vers queu país, que lo coneisse per mon pair, qu'es mon frair e ma mair- granda.
    Vers queu país, que lo preniá per ieu. Mielhs qu'un besson, 'n autre ieu -mesme. Un còrs pus grand que lo còrs qu'ai, 'na arma pus bela.
    Un còrs de champs e de meissons, de forests mai de prats qu'un ríu trauchava en rire jos los vernhaus, un còrs de plais e de brujas.
    Un còrs de vialatges, de bòrias e de bordieratges dins los pomiers e los nogiers ; un còrs d'estanhs, de peschieras, un còrs de fonts e d'ausels que passan.
    Un còrs que mon arma coneis !

    [Ich finde es bis zu diesem Punkt sehr aussgakräftig ; das anschließende geht mir zu sehr in die vergangenheit. Ub]

    'Na arma pus bela. L'arma daus vialatges ont los enfants corron sus los pas daus ancians. E la vielha assetada a son panier plen de frucha, son davantau plen d'espijas,
    sos braç plens de dròlles mai de filhas.
    'Na arma pus granda, 'na arma pertant que mon arma coneis, o que cresiá conéisser.

    Heidnische Psalmen

    III Dieses Land


    Ich ging zu diesem Land, ich sprach zu ihm in seiner Sprache. Ich ging zu diesem Land, das ich als meinen Vater erkannte, es ist mein Bruder und meine Großmutter.
    Zu diesem Land, das ich mir zu eigen machte. Besser als ein Zwilling, ein anderes Ich selbst. Ein Körper größer als der Körper, den ich habe, eine schönere Seele.
    Ein Körper aus Feldern und Ernten, aus Wäldern und Wiesen, die lachend ein Bach unter den Erlen durchstach, ein Körper aus Heide und Hecken.
    Ein Körper aus Dörfern, Gutshöfen und Katen in den Apfel- und Nussbäumen; ein Körper aus Seen und Fischteichen, ein Körper aus quellenden Brunnen und vorbeiziehenden Vögeln.
    Ein Körper, den meine Seele kennt.

    Eine schönere Seele. Die Seele der Dörfer, wo die Kinder auf den Wegen der Vorfahren laufen. Und die Alte sitzt neben ihrem Korb voller Früchte, ihre Schürze voller Ähren,
    In ihren Armen Jungs und Mädchen.
    Eine größere Seele, jedoch eine Seele, die meine Seele kennt oder die sie glaubt zu kennen.

    Deutsch: Ulrike Brummert


    Marcela Delpastre
    Saumes pagans


    XIX Los dos tisons (Autorin Marcela Delpastre)

    La femna apoiada sus ieu, e que pesa pas tant coma una jarba de civada,
    qui pòt saber çò qu'a en lo còr ¿
    Dos tisons son 'semblats au mitan dau fogier, dos tisons que fan brasa e la flamba ne'n monta
    coma d'un fuec de joia.
    La femna apoiada sus ieu, e que pesa pas tant coma un fais de ludas
    qui pòt saber si pensa a res ¿
    Dos tisons se sarran, que la brasa ròja, que se'n van de cendres mai de fum, curats per lo mitan,
    d'aiciant'a la darriera saba.
    La femna apoiada sus ieu, e que pesa pas mai qu'una ombra de fumada,
    qui pòt saber si a un nom?
    Dos tisons d'aubre verd que se tenon un contra l'autre, mai de fumada que de flamba,
    e l'aiga de la saba que pura e se plang...
    La femna apoiada sus ieu, e que pesa pas mai que lo còrs e lo sang,
    qui pòt saber si auriá 'na arma ?


    XIX Die zwei halbverkohlten Holzscheite

    Die Frau, an mich gelehnt, und die nicht mehr wiegt als eine Hafergabe,
    wer kann wissen, was sie im Herzen hat?
    Zwei halbverkohlte Holzscheite sind mitten im Feuer vereinigt, zwei Holzscheite, die in Glut sich verzehren, und die Flamme steigt auf
    wie aus einem Freudenfeuer.
    Die Frau, an mich gelehnt, und die nicht so viel wiegt wie ein Bündel Schilf
    wer kann wissen, ob sie an nichts denkt?
    Zwei Holzscheite halten sich, mittig bis aufs Mark ausgehöhlt, von der Glut zerfressen, gehen sie auf in Asche und Rauch.
    Die Frau, an mich gelehnt, und die nicht mehr wiegt als der Schatten von Rauch,
    wer kann wissen, ob sie einen Namen hat?
    Zwei Holzscheite aus grünem Holz halten sich aneinander, mehr Rauch als Flamme,
    und das Wasser des Saftes weint und beklagt sich ...
    Die Frau, an mich gelehnt, und die nicht mehr wiegt als Körper und Blut,
    wer kann wissen, ob sie eine Seele hätte.

    Deutsch: Ulrike Brummert

    Marcela Delpastre www.cardabelle.fr/occitan-auteurs-delpastre.htm



    Lo rei de seda saura
    Engana lo aucelum et tuteja la aura.
    Quilhat dins l'èrba salvatja
    A perdut sos uèlhs
    Raubats a la vèsta d'un soldat.
    Tres gojats son venguts
    Qu'an escampat sas tripas pel sòl
    Per i prene qualque dròlla mal pintrada.

    Privat de son còs de seda saura,
    L'Espaurugal
    Fa de sòmis descabestrats
    Que desvarain los aucèls.

    " Der König aus goldblonder Seide
    Trügt die Vögel und duzt den Wind
    Aufgerichtet in wildem Grün
    Hat seine Augen verloren
    Von der Joppe eines Soldaten gestohlen.
    Drei Jünglinge sind gekommen
    Haben seine Eingeweide ausgebreitet
    Um darauf irgendein schlecht geschminktes Mädchen zu nehmen.

    Beraubt von seinem Körper aus goldblonder Seide,
    Der Vogelscheuch´
    Träumt er entfesselte Träume
    Leiten die Vögel in die Irre. "

    Sa pèl escura e cauda
    Coma una nuèch d'estiu
    S'estira fins a fintar l'alba
    Quand son còs de cavala fèra
    Tornamai s'alanda
    E cava dins la prigondor de sas cambas
    Un paradís d'auselaire.

    " Warm und dunkel ihre Haut
    Gleich einer Sommernacht
    Räkelnd die Morgendämmerung narrt
    Ihr wilder Stutenkörper
    Von neuem sich spreizt
    Und aus der Tiefe ihrer Beine
    Ein Vogelfängerparadies
    Treibt. "

    Aurélia Lassaque, "Lo rei de seda saura" in: Aurélia Lassaque, Ombras de luna/Ombres de lune, Nîmes, Eds La Margeride, 22010, s.p.


    Claude Marti/Glaudi Martí

    Montsegur


    Daissatz-me contar l'istòria
    D'un sang begut per ma terra
    Daissatz-me contar l'istòria
    D'una volontat de fèrre
    D'una joventut passada
    D'una libertat volguda
    Del vielh sòmi despertat
    D'una libertat perduda

    Cinc cents èretz a Montsegur
    Sabent çò que viure vòl dire
    Cinc cents èretz a Montsegur
    Segur i sètz darrièr l'azur

    Vaqui l'ora de los corbasses
    Per los camins de Montferrièr
    Vaqui l'ora de los corbasses
    Grand flume, negre poiridièr
    Del Papa la grand armada
    Del Rei de França bandolièrs
    De Dominica los porcasses
    Amèn, amèn, Dies Irae !

    Cinc cents èretz a Montsegur
    Sabent çò que viure vòl dire
    Cinc cents èretz a Montsegur
    Segur i sètz darrièr l'azur

    Vaqui l'ora de la desfacha
    L'idea brutla sul lenhièr
    Aqui l'alba de la victòria
    Menam vostra lucha avuèi :
    Minoritats contra l'Empèri
    Indians de totas las colors
    Descolonizarem la tèrra :
    Montsegur, te dreiças pertot !

    Cinc cents èretz a Montsegur
    Sabent çò que viure vòl dire
    Cinc cents èretz a Montsegur
    Segur i sètz darrièr l'azur



    Montsegur

    Laßt mich die Geschichte erzählen
    Vom Blut, das mein Land getrunken hat
    Laßt mich die Geschichte erzählen
    Von eisernem Willen
    Verflossener Jugend
    Gewollter Freiheit
    Dem alten verzweifelten Traum
    Von verlorener Freiheit

    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Wußtet, was Leben heißt
    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Sicher, hinter dem Blau seid ihr dort

    Da ist die Stunde der Raben
    Auf den Wegen von Montferrier
    Da ist die Stunde der Raben
    Großer Fluß, schwarze Fäulnis
    Des Papstes große Armee
    Banditen des Königs Frankreichs
    Schweine der Unterwerfung
    Amen, amen. Dies irae!

    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Wußtet, was Leben heißt
    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Sicher, hinter dem Blau seid ihr dort

    Da die Stunde der Niederlage
    Die Idee lodert auf dem Scheiterhaufen
    Hier das Morgengrauen des Siegs
    Wir führen euren Kampf heute
    Minderheiten gegen die Macht
    Indianer aller Hautfarben
    Wir werden die Erde entkolonisieren:
    Montsegur, du stehst überall auf!

    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Wußtet, was Leben heißt
    Fünfhundert wart ihr in Montsegur
    Sicher, hinter dem Blau seid ihr dort.


    Deutsch: Ulrike Brummert



    Musik:

    Talvera: Bramadís
    Association C.O.R.D.A.E./La Talvera
    L`Autre Distribution tal13: 02.47.50.79.79
    ISBN: 3521383408735
    Musiker: Serge Cabau, Paul Goillot, Daniel Loddo, Céline Ricard,
    Fabrice Rougier, Thierry Rougier

    Sòmi de Granadas : Le Champ des Dunes
    L`Autre Distribution 02 47 50 7979
    CAM320110
    3521383413999
    Musiker und Arrengements : Thierry Rogques und Guillaume Lopez

    La Talvera : Sopac e Patac
    Association C.R.R.D.A.E. / La Talvera
    L`Autre Distribution TAL 15
    ISBN: 3521383416051
    Musik : Daniel Loddo, Céline Ricard, Sege Cabau, Paul Goillot,
    Fabrice Rougier, Edith Bouygues, Tony Canton


    La Talvera: Cants e Musicas del País de lodeva
    Association C.R.R.D.A.E. / La Talvera
    L`Autre Distribution TAL 12: 02.47.50.79.79
    ISBN: 3521383408254
    Gesang: Céline Ricard
    Musiker: Daniel Loddo, Fabrice Rougier, Paul Goillot, Serge Cabau,
    Tony Canton
    Arrangements: La Talvera
    Künstl.Leitung: Daniel Loddo

    Mosaica : Òc-Chaabi
    Une production Org&Com 0561474395
    Musiker : Dominique Barès, Bouchaib Ezzerki, Bona Akoto, Samir Hammouch, Pierre Rouch, Mounaim Rabahi, Florent Rousset

    Fabulous Trobadors : Ma ville est le plus beau park
    Philips 1995
    LC 0305
    ISBN : 526 916-2

    Duo brotto lopez (2006)
    L`Autre Distirbution 02.47.50.29.29
    Modal MPJ 111044 620
    ISBN : 3521383408148

    popdeurope:
    peacelounge recordings 2003
    LC 11784
    4015698265422

    Eric Fraj: Pep El Mal
    Produktion : org&com
    T. : 0561474395
    C. : 0607084892
    Francis Blot, franicsblot@orgetcom.net


    Eric Fraj : Fat e Fòls
    2010 "nordsud music"
    LC 18515
    ISBN: 5425008377155
    Musiker: Eric Fraj, Guillaume Lopze, Thierry Roques, Tonton Remi Cidal, Tony Margalejo

    Déodat de Séverac:
    collection musique francaise
    Accord Universal 465 814-2
    ISBN : 0 28946581421
    Piano : Jean-Joel Barbier

    Cansós de Trobairitz
    Hespèrion XX
    Reflexe Stationen Europäischer Musik
    EMI Classics 724382651024



    Der Philosoph und Sozialist Jean Jaurès schreibt im Jahr 1911:

    "Wenn die Kinder des Volkes im ganzen Süden Frankreichs durch den Vergleich zwischen Französisch und Languedokisch oder Provenzalisch lernten, dasselbe Wort in zwei etwas verschiedenen Formen zu finden, hielten sie bald den Schlüssel in Händen, der ihnen ohne große Anstrengung das Italienische, Katalanische, Spanische und Portugiesische öffnete. Und sie fühlten sich mit der weiten Welt der romanischen Völker, die heute in Südeuropa und Südamerika so wagemutige und stolze Hoffnungen entwickelt, in leichtfüßiger Kommunikation und selbstverständlicher Harmonie."



    Musik:
    Jacques Brel:
    "Pourquoi ont-ils tué Jaurès?"


    Mit fünfzehn waren sie verbraucht
    Sie schlossen mit dem Anfang ab
    Die zwölf Monate hießen Dezember
    Was für ein Leben haben sie gehabt, unsere Grosseltern
    Zwischen Absinth und Feierlichen Messen.
    Sie waren vor dem Leben alt
    Fünfzehn Stunden pro Tag an der Leine
    Geben dem Gesicht einen Teint aus Asche
    Ja, unser Monsieur, unser guter Meister

    Warum haben sie Jaurès getötet?

    Man kann nicht sagen, dass sie Sklaven waren
    Aber deshalb sagen, dass sie gelebt haben
    Wenn man so besiegt beginnt
    Ist es schwer, aus dem Trott heraus zu kommen
    Und doch blühte Hoffnung
    In den Träumen, die zum Himmel stiegen
    Bei den wenigen, die sich weigerten
    Sich bis zum Alter knechten zu lassen
    Ja unser Monsieur, unser guter Meister.

    Warum haben sie Jaurès getötet?

    Wenn sie unglücklicherweise überlebten
    Dann war es, um in den Krieg zu ziehen
    Dann war es, um im Krieg zu enden.
    Unter den Befehlen von irgendeinem Niedersäbler
    Der schmallippig forderte,
    Dass sie auf dem Feld der Ehre
    Ihre zwanzig Jahre, die nicht geboren werden konnten, öffneten.
    Und sie starben voll der Angst
    Ganz armselig, ja unser guter Meister
    Ja von Schachtelhalmen bedeckt, ja unser guter Meister
    Fragt euch, blühende Jugend
    Die Dauer des Schattens einer Erinnerung
    Die Dauer des Hauchs eines Seufzers
    Warum haben sie Jaurès getötet?

    Übersetzung: Ulrike Brummert