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Was Astronauten nicht tun sollten
Jules Verne und das Raumschifffenster

Im Roman "Reise um den Mond" beschreibt Jules Verne, wie drei Menschen und zwei Hunde in einem Projektil zum Mond fliegen. Das Werk nimmt etliche Facetten des Apollo-Projekts hundert Jahre später vorweg.

Von Dirk Lorenzen |
    Das Orion-Raumschiff der NASA wird viele ESA-Komponenten enthalten (Zeichnung)
    Künftig soll die Orion-Kapsel rund um den Mond fliegen – aber die Fenster lassen sich nicht öffnen (ESA)
    So starten die drei Personen von Florida aus und landen später im Pazifik – alles wie bei Apollo. Bei einem Aspekt aber liegt Jules Verne ganz gewaltig daneben.
    Nach dem Start stirbt einer der beiden Hunde an Bord. Die Besatzung beschließt, das tote Tier in den Weltraum zu werfen.
    Die Männer sind sich des Risikos bewusst und wollen das Fenster nur ganz kurz öffnen, damit so wenig Luft wie möglich in den Weltraum entweicht – und umgekehrt möglichst wenig Kälte eindringt.
    Im Roman geht alles gut. In einem echten Raumschiff aber hätte das Öffnen des Fensters wohl den Tod der Besatzung bedeutet. Denn durch den Luftdruck in den Modulen würde bei offenem Fenster blitzartig der Sauerstoff entweichen.
    Wenn der deutsche Astronaut Alexander Gerst im Spätsommer Kommandant der Internationalen Raumstation wird, muss er stets genau wissen, was bei einem Leck in den Modulen zu tun wäre: Welche Luken lassen sich problemlos schließen, welche würden den Rettungsweg zu den Soyuz-Kapseln versperren.
    Ein Druckverlust könnte zum Beispiel durch den Treffer eines Meteoriten oder eines Stücks Weltraummüll entstehen.
    Selbst wenn hartgesottene Jules-Verne-Fans unter der Besatzung sein sollten, so ließe sich der Fehler mit dem Hund nicht wiederholen: Denn die Fenster eines Raumschiffs lassen sich grundsätzlich nicht öffnen.