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Was Briten so denken

Insgesamt sind die Briten in den vergangenen Jahren liberaler geworden, hat das Sozialforschungsinstitut NatCen herausgefunden. Die Zustimmung zur Monarchie ist wieder deutlich größer geworden, Banker aber haben stark an Vertrauen verloren. Auch die Skepsis gegenüber der EU hat zugenommen.

Von Jochen Spengler |
    Schotten fühlen sich gemeinhin mehr als Schotten, denn als Briten. Und das habe sich in während der letzten drei Jahrzehnte auch nicht geändert, sagt die Forschungsdirektorin Liz Clery.

    "69 Prozent geben an, ihre nationale Identität sei schottisch und nur 20 Prozent halten sich eher für britisch."

    Doch daraus dürfe man keine falschen Schlussfolgerungen ziehen.

    "Nur 23 Prozent der Schotten sind für die Unabhängigkeit; viele aber für mehr Autonomie innerhalb des Vereinigten Königreich. Die schottische Identität schlägt sich also nicht nieder in dem Wunsch nach Unabhängigkeit."

    Weswegen sich Alex Salmond, der ehrgeizige schottische Ministerpräsident, seine Volksbefragung eigentlich schenken könnte, mit der er sich nächstes Jahr die Legitimation für die Unabhängigkeit des Landes von England holen will. Es erscheint aussichtslos.
    Und dann gibt es da ja noch ein anderes Referendum, über das in Großbritannien leidenschaftlich diskutiert wird. Premierminister David Cameron hat versprochen, das Land könne im Jahr 2017 abstimmen über einen Austritt aus der EU.

    Die flächendeckende Berichterstattung in der Presse lasse einen glauben, sagt die Sozialforscherin, dass die Mehrheit der Briten die Union verlassen wolle; und es gebe durchaus eine größere Europaskepsis als vor 20 Jahren:
    "1993 war es die Mehrheitshaltung von 71 Prozent, in der EU zu bleiben. Nur elf Prozent waren dafür, sie zu verlassen. Das hat sich 2012 deutlich verändert. Jetzt stehen noch 61 Prozent zur EU-Mitgliedschaft und 31 Prozent wollen den Austritt."

    Der Anteil der EU-Gegner hat sich also verdreifacht. Allerdings weist Liz Clery darauf hin, dass solche Ergebnisse bereits seit neun Jahren gemessen werden und dass eine klare Mehrheit noch immer die Zugehörigkeit zur Union befürwortet, allerdings Reformen verlangt. Weitaus stärker haben sich die gesellschaftspolitischen Einstellungen in Großbritannien gewandelt.

    "Insgesamt ist das Land in vielerlei Hinsicht sehr viel liberaler geworden; die Menschen sind freier, wie sie ihr Privatleben gestalten; so ist nicht mehr wie früher die Hälfte gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen, sondern nur noch ein Fünftel und auch die Einstellung zu Kindern außerhalb einer Ehe hat sich verändert."

    Etliche ehemalige Stützen der Gesellschaft haben dramatisch an Ansehen verloren.

    "Der Vertrauensverlust in Banker ist wahrscheinlich die größte Umwälzung, die wir in den letzten 30 Jahren beobachtet haben. Vor drei Jahrzehnten haben neun von zehn Bürgern den Banken vertraut. Heute sind’s nur noch zwei von zehn. Etwas anderes ist es mit Politikern; die wurden nie besonders geschätzt, sie sind aber noch weiter abgerutscht. Der Anteil jener, die glauben, dass Politiker die richtigen Entscheidungen treffen, liegt bei 18 Prozent."
    Die einzige Institution, die dem Vertrauensverlust trotzt, ist ausgerechnet die am wenigsten demokratische: das Könighaus. Nur fünf Prozent der Briten wollen die Monarchie abschaffen, fast die Hälfte hält sie dagegen für sehr wichtig:

    "”In 2012 45 percent of the British public think it is very important to have monarchies.”"

    Zwar dachten das vor 30 Jahren sogar 65 Prozent. Dennoch können die Windsors beruhigt sein. Denn sie haben ihr Ansehen verdoppelt, seit in den 1990er-Ehe-Krisenjahren nur noch 27 Prozent ihrer Untertanen treu zu ihnen standen. Seither zeigt der Trend nach oben - und Prinz George dürfte ihn inzwischen sogar noch verstärkt haben.

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