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Schweden
Was der größte Fund von Seltenen Erden für Europa bedeutet

Im Norden von Schweden ist das bislang größte in Europa bekannte Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt worden. Das staatliche Bergbauunternehmen LKAB spricht von mehr als einer Million Tonnen an Metallen. Der Fund dürfte auch Folgen für die Rohstoff-Unabhängigkeit Europas und die Energiewende haben.

    Arbeitersiedlung vor der Eisenerzmine von Kiruna im schwedischen Lappland im Abendlicht.
    Blick auf die Eisenerzmine von Kiruna im schwedischen Lappland (Archivfoto) (imago / derifo)
    Wie das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB mitteilte, wurde das Vorkommen in der Gemeinde Kiruna etwa 1.000 Kilometer nördlich von Stockholm entdeckt. LKAB betreibt dort eine Eisenmine. Das genaue Ausmaß des Fundes sei aber noch nicht bekannt.
    LKAB-Chef Moström erklärte, die Seltenen Erden könnten ein wichtiger Baustein für die Produktion von Rohstoffen werden, die für den Kampf gegen den Klimawandel benötigt würden. Insofern sei die Entdeckung eine gute Nachricht nicht nur für seinen Konzern, die Fund-Region und Schweden, sondern auch für Europa und das Klima.

    Förderbeginn wohl erst in mehreren Jahren

    Den Firmenangaben zufolge könnte das Vorkommen einen großen Teil des Bedarfs an Seltenen Erden in Europa decken. Allerdings werde es erfahrungsgemäß noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis tatsächlich der Markt beliefert werden könne. Moström erklärte, man werde mehrere Jahre brauchen, um das Vorkommen und die Bedingungen zu erkunden und die Seltenen Erden profitabel und nachhaltig abzubauen. Das hänge auch von den Genehmigungen ab. LKAB strebe aber an, noch in diesem Jahr eine Abbaulizenz zu beantragen. Zudem habe man bereits mit den Vorbereitungen begonnen, eine mehrere Kilometer lange und etwa 700 Meter tiefe Trift in das Bergwerk von Kiruna zu treiben, um das Vorkommen genauer zu untersuchen.

    Baustein für E-Autos und grüne Energie

    Zum ersten Mal wurden Seltene Erden Ende des 18. Jahrhunderts in Schweden entdeckt. Die Elemente umfassen eine ganze Reihe von silberfarbenen, relativ weichen Metallen, die unter anderem für die Produktion von Smartphones und energieeffizienten Leuchtmitteln benötigt werden, aber auch für Photovoltaik-Anlagen, Magnete für Windkraft-Turbinen und Elektroautos - etwa für Batterien und Katalysatoren.
    Entsprechend wichtig sind sie für den geplanten Umbau hin zu einem klimafreundlicheren Leben und Wirtschaften. Wegen der zunehmenden Verbreitung etwa von E-Autos und erneuerbaren Energien dürfte der Bedarf in Europa und anderswo in den nächsten Jahren deutlich steigen – nach Schätzungen der EU wird er sich bis 2030 verfünffachen. Europa ist aktuell abhängig von Importen, vor allem aus China.

    Seltene Erden – gar nicht so selten, dafür fest in Chinas Hand

    Schwedens Energieministerin Busch sagte, der Fund sei entscheidend für die Autarkie der EU und die Unabhängigkeit von Russland und China. Aus der Volksrepublik stammten nach Angaben der Schätzungen der EU-Kommission 2020 mehr als 98 Prozent der Seltenen Erden auf dem EU-Markt, weltweit sind es etwa 90 Prozent. Viele Staaten setzen auf den Import der Rohstoffe aus China, auch weil das Land Seltene Erden bis 2010 sehr günstig verkaufte und der Abbau aufwändig ist und vielfach umweltschädlich betrieben wird.
    In den 2010er Jahren versuchte China, den Weltmarktpreis in die Höhe zu treiben. Als Reaktion darauf wurde in mehreren Minen weltweit die Produktion wiederaufgenommen. In den USA wird die Förderung Seltener Erden seit 2018 massiv ausgebaut, nachdem China zuvor im Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten damit gedroht hatte, die Ausfuhr der Metalle dorthin stark zu beschränken. In der EU gibt es seit 2020 Pläne, die Abhängigkeit von China bei den Seltenen Erden zu verringern. Dazu gehören der Ausbau von Bergwerken in Skandinavien, aber auch die Entwicklung von Methoden zum Recycling der Elemente aus Elektroschrott.
    Diese Nachricht wurde am 12.01.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.