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Was der Papst zu Venezuela sagt
Wer interpretieren kann, hört Kritik

Er bete für die Menschen in Venezuela, ließ Papst Franziskus einen Sprecher ausrichten. Viel mehr hat er zur Krise in Venezuela nicht gesagt. „Die Menschen in Lateinamerika wünschen sich deutlichere Worte des Papstes“, sagte der Theologe Gerhard Kruip im Dlf.

Gerhard Kruip im Gespräch mit Monika Dittrich |
    Etwa 200.000 Menschen erwarteten Papst Franziskus in Panama, hier fährt er zur Auftaktveranstaltung des Weltjugendtags an der jubelnden Menge vorbei
    Viel Jubel um Papst Franziskus (AFP)
    Papst Franziskus ist am Donnerstag beim Weltjugendtag in Panama eingetroffen. In einer feierlichen Zeremonie appellierte er an Politiker, öffentliche Ämter in Würde zu bekleiden. Einen Sprecher ließ er ausrichten, er bete für die Menschen in Venezuela und unterstütze alle Anstrengungen, damit der Bevölkerung keine weiteren Leiden auferlegt würden.
    Viele Lateinamerikaner hätten beim Thema Venezuela höhere Erwartungen an den Papst gehabt, sagte Gerhard Kruip im Deutschlandfunk. Kruip ist Professor für Katholische Theologie an der Universität Mainz und ein ausgewiesener Lateinamerika-Kenner. "Viele wünschen sich deutlichere Worte des Papstes", so Kruip im Deutschlandfunk.
    Allerdings müsse man die Worte des Papstes richtig interpretieren: "Wenn man das, was er gesagt hat, richtig versteht, dann ist das schon eine deutliche Kritik am Präsidenten Nicolás Maduro." Die Haltung des Papstes sei zu spüren, so Kruip.
    Nicolás Maduro, der sozialistische Präsident von Venezuela, wird für die schwere Krise in seinem Land verantwortlich gemacht: galoppierende Inflation, Armut und Versorgungsmangel – Millionen Menschen sind bereits geflohen. Dabei verfügt das lateinamerikanische Land über die weltgrößten Erdölreserven. Oppositionsführer Guaidó hat sich am Mittwoch selbst zum Übergangspräsidenten erklärt.
    Der Theologe Gerhard Kruip bezeichnet es als "tragisch", dass so viele "linke Projekte in Lateinamerika gescheitert sind". Man müsse sich fragen, welchen Anteil die Befreiungstheologie daran habe. "Vielleicht liegt es auch daran, dass viele normative Werte wie Gerechtigkeit gefordert wurden, ohne darüber nachzudenken, wie das konkret umgesetzt werden soll", so Kruip. Viele sozialistische Projekte seien gescheitert, weil die Regierenden sich nicht an die demokratischen Spielregeln gehalten hätten.
    Der Sozialethiker Gerhard Kruip
    Der Sozialethiker Gerhard Kruip (dpa / picture alliance / Oliver Berg)