Im Wahlkampf hätten Trumps Berater angedeutet, dass die Unterstützung für Kiew sogar verstärkt werden könnte, um Russland zu Verhandlungen zu zwingen, sagte Lambsdorff im Deutschlandfunk. Auch die künftige Beziehung zwischen Moskau und Washington hält der deutsche Botschafter für offen. Trump sei für den Kreml ebenso schwer auszurechnen wie für Europa. Lambsdorff betonte, Trump könne bei Putin durchaus Eindruck machen. Während der ersten Amtszeit des Republikaners sei Russland jedoch enttäuscht worden.
Keine Gratulation von Putin an Trump
Moskau reagierte betont zurückhaltend auf das Ergebnis der US-Wahl. Präsident Putin habe nicht vor, Trump zu seinem Sieg zu gratulieren, sagte Kreml-Sprecher Peskow russischen Angaben zufolge. Man solle nicht vergessen, dass man über ein unfreundliches Land spreche, das sowohl direkt als auch indirekt in einen Krieg gegen den russischen Staat verwickelt sei, sagte er weiter. Man werde die Russlandpolitik der neuen US-Regierung beobachten, Putin sei immer zu einem Dialog bereit.
Selenskyj: "Ausgezeichnetes Telefonat mit Trump"
Im Gegensatz zu Putin äußerte sich der ukrainische Präsident Selenskyj zum künftigen Verhältnis zu den USA. Er habe mit Wahlsieger Trump ein - so wörtlich - "ausgezeichnetes" Telefonat geführt. Beide seien sich darin einig gewesen, einen engen Dialog zu führen und die Zusammenarbeit voranzutreiben. Selenskyj beglückwünschte Trump noch vor der Verkündung des offiziellen Wahlergebnisses. "Ich gratuliere Donald Trump zu diesem eindrucksvollen Wahlsieg", schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Er begrüße Trumps Unterstützung für den "Frieden durch Stärke"-Ansatz.
Ende der US-Hilfen wären schwerer Rückschlag für Kiew
Die USA sind finanziell und militärisch der wichtigste Unterstützer der Ukraine. Ohne die Hilfen würde Kiew noch stärker auf Europa angewiesen sein und vermutlich militärisch weiter unter Druck geraten. Da die Republikaner im Kongress auf Trumps Ansinnen hin monatelang die US-Militärhilfen für die Ukraine blockierten, gibt es vor allem in Kiew Befürchtungen, dass Trump einen Frieden mit massiven Zugeständnissen an Kremlchef Putin erreichen will.
Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland kamen bisher vor allem deswegen nicht zustande, weil Kiew auf die Rückgabe der besetzten Gebiete im Süden und Osten des Landes pocht, Moskau hingegen die Eingliederung von vier Regionen in eigenes Staatsgebiet fordert.
Diese Nachricht wurde am 07.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.