Die Bürofachkraft Anne Geißenhöner-Schäfers gehört zu denjenigen, die im Buch porträtiert werden. Sie war eine der Ersten, die in Rheinland-Pfalz über ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren eine Stelle fanden – in einer Regierungsbehörde. Eine Bewerbung ohne Foto, Namensnennung oder Altersangabe – das kannte auch Anne Geißendörfer-Schäfers bis zu diesem Zeitpunkt nicht:
"Im ersten Moment überraschend, weil es natürlich neu war und ich keinerlei Erfahrungen damit hatte. Aber mein Mann und ich haben uns gemeinsam Zeit genommen, ein ganzes Wochenende lang. Und während dieses Prozesses wurde mir immer deutlicher, wie gut es eigentlich ist, dass hier nur Fähigkeiten abgefragt werden und nur sehr neutrale Themen – alle die, die entscheidend sind, um den richtigen Bewerber zu finden. Fand ich im Laufe des Prozesses, bis ich dann die Bewerbung abgegeben habe, eine sehr interessante und eine bereichernde Erfahrung."
Denn Anne Geißenhöner-Schäfers hatte zuvor schon miterleben müssen, wie ein junger, fähiger Arbeitskollege wegen seiner dunklen Hautfarbe diskriminiert wurde:
"Und das war im Unternehmen so ungern gesehen, dass man ihn nach vier Wochen unter einem Vorwand wieder weggeschickt hatte. Das fand ich persönlich sehr verheerend, weil wir im Nachhinein auch niemanden mehr mit den Fähigkeiten fanden."
Genau solche Diskriminierungen will das Pilotprojekt verhindern, das die Antidiskriminierungsstelle des Bundes angestoßen hatte und dessen Ergebnisse nun in Buchform präsentiert werden. Rund 8500 Menschen bewarben sich im Rahmen des Projektes auf rund 250 Stellen in Firmen und Behörden, erfährt der Leser. Margit Gottstein, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Integrationsministerium, beschrieb anlässlich der heutigen Vorstellung des Buches zur anonymen Bewerbung, welches Ausmaß Diskriminierungen im Berufsalltag haben:
"Wir kennen ja auch wissenschaftliche Studien, zum Beispiel eine der Universität Konstanz, aus der auch sehr klar hervorgeht, das Frauen, aber auch Migrantinnen und Migranten Benachteiligungen erfahren bei ihren Bewerbungen. Die Zahl, die die Universität Konstanz nennt, ist die, dass Menschen mit türkisch klingendem Familiennamen eine um 14 bis 24 Prozent geringere Chance haben, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden."
Eine Benachteiligung schon auf der ersten Stufe der Bewerbung, die es etwa bei vielen Institutionen und Firmen in den USA oder in England längst nicht mehr gibt. Schon deshalb, weil man seinen Namen bei der schriftlichen Bewerbung nicht mehr nennen muss. Margit Gottstein kennt das persönlich von Amnesty International in London:
"Und da war es schon vor 20 Jahren so – das erinnere ich gut, weil ich sehr überrascht war und das neu war, dass in der Zentrale in London von Amnesty International, in der damals circa 300 oder 400 Mitarbeiter tätig waren, für alle Auswahlentscheidungen das anonymisierte Bewerbungsverfahren galt. Auch da war es so, dass in der ersten Stufe die Anonymisierung erfolgte und dann natürlich persönliche Auswahlgespräche stattfanden. Ergebnis war aber, dass die Mitarbeiterschaft von Amnesty International in London sehr multikulturell war, aus sehr vielen Herkunftsländern mit vielen Sprachen, Religionen, Hautfarben und dergleichen unterwegs war."
Auch in Skandinavien ist anonymes Bewerben inzwischen absolut üblich, erfährt man durch die Lektüre des Buches - genauso wie in der belgischen Verwaltung. Viele Länder Europas seien uns Deutschen da weit voraus. Vor allem junge Frauen, auch das ein Ergebnis der hiesigen Pilotprojekte, haben im anonymisierten Verfahren bessere Chancen als vorher. Anne Geißenhöner-Schäfers weiß aus ihrer Berufspraxis, dass viele Firmenchefs zögern, junge Frauen zum Bewerbungsgespräch einzuladen, weil sie noch schwanger werden könnten und sie deshalb als unberechenbare Arbeitskräfte gelten:
"Und deshalb ist es gerade auch für diese Personengruppe wichtig. Weil ich denke, wir haben sehr viele gut ausgebildete Frauen in diesem Land und diese Fachkräfte zu rekrutieren, ist auch für die Unternehmen und für die Volkswirtschaft im Allgemeinen sehr, sehr wichtig und deshalb sollte diese Hürde, eine Frau einzustellen, abgebaut werden."
Das anonymisierte Verfahren alleine wird das nicht schaffen, das wurde auch während der Pilotprojekte klar. Doch das heute vorgestellte kleine Buch zeigt: Das Verfahren lohnt sich – für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber, die darauf setzen, am Ende eines Bewerbungsverfahrens wirklich die besten Leute zu haben.
"Im ersten Moment überraschend, weil es natürlich neu war und ich keinerlei Erfahrungen damit hatte. Aber mein Mann und ich haben uns gemeinsam Zeit genommen, ein ganzes Wochenende lang. Und während dieses Prozesses wurde mir immer deutlicher, wie gut es eigentlich ist, dass hier nur Fähigkeiten abgefragt werden und nur sehr neutrale Themen – alle die, die entscheidend sind, um den richtigen Bewerber zu finden. Fand ich im Laufe des Prozesses, bis ich dann die Bewerbung abgegeben habe, eine sehr interessante und eine bereichernde Erfahrung."
Denn Anne Geißenhöner-Schäfers hatte zuvor schon miterleben müssen, wie ein junger, fähiger Arbeitskollege wegen seiner dunklen Hautfarbe diskriminiert wurde:
"Und das war im Unternehmen so ungern gesehen, dass man ihn nach vier Wochen unter einem Vorwand wieder weggeschickt hatte. Das fand ich persönlich sehr verheerend, weil wir im Nachhinein auch niemanden mehr mit den Fähigkeiten fanden."
Genau solche Diskriminierungen will das Pilotprojekt verhindern, das die Antidiskriminierungsstelle des Bundes angestoßen hatte und dessen Ergebnisse nun in Buchform präsentiert werden. Rund 8500 Menschen bewarben sich im Rahmen des Projektes auf rund 250 Stellen in Firmen und Behörden, erfährt der Leser. Margit Gottstein, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Integrationsministerium, beschrieb anlässlich der heutigen Vorstellung des Buches zur anonymen Bewerbung, welches Ausmaß Diskriminierungen im Berufsalltag haben:
"Wir kennen ja auch wissenschaftliche Studien, zum Beispiel eine der Universität Konstanz, aus der auch sehr klar hervorgeht, das Frauen, aber auch Migrantinnen und Migranten Benachteiligungen erfahren bei ihren Bewerbungen. Die Zahl, die die Universität Konstanz nennt, ist die, dass Menschen mit türkisch klingendem Familiennamen eine um 14 bis 24 Prozent geringere Chance haben, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden."
Eine Benachteiligung schon auf der ersten Stufe der Bewerbung, die es etwa bei vielen Institutionen und Firmen in den USA oder in England längst nicht mehr gibt. Schon deshalb, weil man seinen Namen bei der schriftlichen Bewerbung nicht mehr nennen muss. Margit Gottstein kennt das persönlich von Amnesty International in London:
"Und da war es schon vor 20 Jahren so – das erinnere ich gut, weil ich sehr überrascht war und das neu war, dass in der Zentrale in London von Amnesty International, in der damals circa 300 oder 400 Mitarbeiter tätig waren, für alle Auswahlentscheidungen das anonymisierte Bewerbungsverfahren galt. Auch da war es so, dass in der ersten Stufe die Anonymisierung erfolgte und dann natürlich persönliche Auswahlgespräche stattfanden. Ergebnis war aber, dass die Mitarbeiterschaft von Amnesty International in London sehr multikulturell war, aus sehr vielen Herkunftsländern mit vielen Sprachen, Religionen, Hautfarben und dergleichen unterwegs war."
Auch in Skandinavien ist anonymes Bewerben inzwischen absolut üblich, erfährt man durch die Lektüre des Buches - genauso wie in der belgischen Verwaltung. Viele Länder Europas seien uns Deutschen da weit voraus. Vor allem junge Frauen, auch das ein Ergebnis der hiesigen Pilotprojekte, haben im anonymisierten Verfahren bessere Chancen als vorher. Anne Geißenhöner-Schäfers weiß aus ihrer Berufspraxis, dass viele Firmenchefs zögern, junge Frauen zum Bewerbungsgespräch einzuladen, weil sie noch schwanger werden könnten und sie deshalb als unberechenbare Arbeitskräfte gelten:
"Und deshalb ist es gerade auch für diese Personengruppe wichtig. Weil ich denke, wir haben sehr viele gut ausgebildete Frauen in diesem Land und diese Fachkräfte zu rekrutieren, ist auch für die Unternehmen und für die Volkswirtschaft im Allgemeinen sehr, sehr wichtig und deshalb sollte diese Hürde, eine Frau einzustellen, abgebaut werden."
Das anonymisierte Verfahren alleine wird das nicht schaffen, das wurde auch während der Pilotprojekte klar. Doch das heute vorgestellte kleine Buch zeigt: Das Verfahren lohnt sich – für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber, die darauf setzen, am Ende eines Bewerbungsverfahrens wirklich die besten Leute zu haben.