Memoiren
Was die frühere Bundeskanzlerin Merkel über den NATO-Beitritt der Ukraine, über Donald Trump und über Gerhard Schröder geschrieben hat

Die frühere Bundeskanzlerin Merkel hat ihre Memoiren geschrieben, mehrere Medien haben Auszüge veröffentlicht. Merkel erläutert unter anderem ihre damalige, umstrittene Haltung zu einem NATO-Beitritt der Ukraine. Es geht aber auch um Donald Trump, den Papst und Gerhard Schröder. Ein kurzer Überblick.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 22.11.2005 im Deutschen Bundestag in Berlin durch Bundestagspräsident Norbert Lammert vereidigt
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrer ersten Vereidigung im Jahr 2005. (picture-alliance / Sven Simon)

    Die Ukraine und ihr NATO-Beitritt

    In den Memoiren, die kommende Woche als Buch veröffentlicht werden, geht Merkel darauf ein, dass sie 2008 gegen einen zügigen NATO-Beitritt der Ukraine war - eine Haltung, die nicht nur in der Ukraine bis heute auf Kritik stößt. Merkel wird immer wieder vorgeworfen, sie sei dem russischen Präsidenten Putin gegenüber beschwichtigend aufgetreten.
    Laut ihren Memoiren hielt Merkel es damals für eine Illusion, anzunehmen, dass der Status als Beitrittskandidat der Ukraine Schutz vor russischer Aggression gegeben hätte. Die Alt-Kanzlerin verweist in ihrem Buch aber auch auf Konsequenzen für die NATO-Staaten: Sie hätten auf einen russischen Angriff gegen die Ukraine militärisch reagieren müssen, so Merkel.
    Das Militärbündnis beschloss 2008, der Ukraine - ebenso wie Georgien - nur allgemein eine Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen. Merkel schreibt, auch das habe der russische Präsident Putin als Kampfansage gewertet. Im März 2014 erfolgte die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, seit Februar 2022 greifen russische Truppen das gesamte Land an.

    Treffen mit Donald Trump - und Rat beim Papst gesucht

    Auch ihr Verhältnis zu Donald Trump spielt eine Rolle in den Memoiren der ehemaligen Kanzlerin. Nach ihren Worten beurteilte Trump politische Fragen stets "aus der Perspektive des Immobilienunternehmers, der er vor der Politik gewesen war". Das heißt: Bekommt er ein Grundstück nicht, bekommt es ein anderer. "So blickte er auf die Welt", schreibt Merkel. Trump sei überdies offenbar von Politikern mit autokratischen und dikatorischen Zügen beeindruckt gewesen, darunter etwa Russlands Staatschef Putin. Dieser habe Trump offenbar sehr fasziniert.
    Merkel suchte wegen Trump sogar Rat bei Papst Franziskus. Sie fragte ihn nach Trumps Amtsantritt 2017, wie man "mit fundamental unterschiedlichen Meinungen in einer Gruppe von wichtigen Persönlichkeiten" umgehe. Der Papst habe sofort verstanden, dass sie sich auf Trump bezog - und dessen Wunsch, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Seine Empfehlung an die damalige Kanzlerin lautete demnach: "Biegen, biegen, biegen, aber achten Sie darauf, dass es nicht bricht." Dieses Bild habe ihr gefallen.

    Showdown mit Gerhard Schröder

    Merkel geht auch auf den Abend ein, als sie an die Macht kam. Das war im Jahr 2005, als SPD-Kanzler Gerhard Schröder in der Fernsehrunde am Abend der Bundestagswahl seine Niederlage nicht eingestehen wollte. Der (denkbar knappen) Siegerin sagte Schröder, in rauem Ton, seine Partei werde ihr niemals als Koalitionspartner ins Kanzleramt verhelfen. Unter anderem fiel der Satz, man müsse die Kirche doch mal im Dorf lassen.
    Merkel schreibt dazu: "Ich selbst saß da, als wäre ich gar nicht Teil des Ganzen, sondern als schaute ich mir zu Hause vor dem Fernseher die Szene an. Immer wieder sagte ich mir: Begib dich nicht mit den anderen in den Clinch, dann fängst du auch noch an, dich im Ton zu vergreifen." Und eines ist dabei aus Sicht von Merkel wohl klar gewesen: Sie habe sehr bezweifelt, ob Schröder auch einem Mann gegenüber so aufgetreten wäre.
    Diese Nachricht wurde am 21.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.