Archiv


Was erwarten die Geldgeber?

Sie unterstützen Hochschulen mit Geld oder mit Know-how und Material: Private Geldgeber oder Unternehmen. Aber warum tun sie das? Wer etwas gibt, tut das selten aus purer Nächstenliebe. Was versprechen sich diejenigen, die Hochschulen unterstützen, von ihrem Engagement?

Von Andrea Lueg |
    Eigentlich ist der typische Geldgeber ein Mensch mit Vermögen, der sagt, ich möchte irgendwas für die Wissenschaft tun, für die Forschung, vielleicht für junge Leute, für Nachwuchs. Dann sind seine Motive meist sagen wir mal persönlicherer Art.

    Angela Lindner ist Sprecherin des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft. 350 Stifter betreut der Verband. Das sind Privatpersonen aber auch Unternehmen, die eine Stiftung gegründet haben. Stiftungen sind gemeinnützige Einrichtungen. Zweck und Umfang werden ganz genau festgelegt, Inhalte und Ausstattung bestimmt die Hochschule. Im nachhinein kann daran nichts mehr geändert werden. Wie so vieles in Deutschland, so stellt Angela Lindner fest, ist das Stiftungsrecht überreglementiert und damit wenig attraktiv.

    Gerade in dem Moment, wo sie die Stiftung überhaupt erst errichten wollen, gibt es so viele Überprüfungen und Nachfragen, dass viele sagen, ja – ich will euch doch das Geld geben. Ich will doch nichts haben. Warum werde ich hier bis auf die Socke sozusagen überprüft und warum macht ihr das nicht ein bisschen freundlicher.

    Die Abschreckung scheint nicht sehr groß zu sein. Gerade in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Stifter noch einmal stark angestiegen. Die Privatpersonen unterstützen nach Angaben von Angela Lindner gerne Medizinprojekte – wenn sie beispielsweise dramatische Krankheitsfälle in der Familie hatten oder selbst betroffen waren und ihnen geholfen werden konnte. Ihr Verhältnis zu den Stiftungen ist wie das von Eltern, die mit Stolz das Wachsen und Gedeihen ihrer Kinder beobachten.

    Es gibt immer mal wieder Stifter, die dann hier an unsere Mitarbeiter zurückberichten, sie wären jetzt auf der Tagung XY gewesen oder hätten dort jemanden getroffen, der die Fördermittel bekommen hat und das wäre ja so toll und beeindruckend gewesen und das hat sie also ganz beschwingt und beglückt. Diese emotionale Seite ist glaube ich sehr stark. Da ist ja kein Geschäftsinteresse dahinter.

    Geschäftsinteressen verfolgen allerdings die Unternehmen, die sich im Stifterverband engagieren. Dieses Engagement läuft zum einen über Spenden. Fünf Millionen Euro kommen in jedem Jahr zusammen. Dahinter steht die Idee, dass ein Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung hat.

    Dann gab es aber auch viel unmittelbarere Interessen. Das man gesagt hat, wenn es gute Forschung und gute Wissenschaftler und hoch qualifizierte Leute gibt in Deutschland, dann profitieren wir als Unternehmen davon. Weil dann haben wir nämlich super Mitarbeiter und können gute Produkte aus neuen Forschungsergebnissen entwickeln und werden im internationalen Wettbewerb besser dastehen.

    Außer durch Spenden unterstützen viele Unternehmen Hochschulen durch eigene Stiftungen. Auch hier verbinden die Firmen die gesellschaftliche Verantwortung mit einem zumindest mittelbaren Nutzen – und wenn der auch nur in einer Imageverbesserung besteht.

    Die Firma Opel beispielsweise vergibt jedes Jahr Preise an herausragende Maschinenbaustudenten ihrer Partnerhochschulen. Das hat eine lange Tradition und läuft weder über eine Stiftung noch über das Spendenkonto des Stifterverbandes, sondern über Direktkontakte. Das ist zwar keine Förderung der Hochschulen sondern eher von Einzelpersonen; Edgar Vieth, Personaldirektor des Werkes in Bochum verspricht sich dennoch eine breite Wirkung.

    Ich bin mir sicher, dass Opel sowieso einen guten Ruf hat, hier in Bochum. Jeder weiß, dass wir mit der Universität eh eng zusammenarbeiten. Das spricht sich natürlich rum. Und wir hoffen einfach, dass wir mit so einem Preis die Leute für uns interessieren so dass wir dann eine Chance haben, gegebenenfalls auch gute Auszubildende mit übernehmen zu können.

    Aus ähnlichen Gründen finanziert das Unternehmen auch Diplom- oder Doktorarbeiten. Genau wie die Preisvergabe hat das eine Werbewirkung und bietet Möglichkeiten neue Arbeitskräfte zu rekrutieren. Und zwar nicht nur für das Werk in Bochum sondern auch für das Mutterhaus in Rüsselsheim, wo der Bedarf an guten Ingenieuren um ein vielfaches höher ist. Wer seine Diplom- oder Doktorarbeit gerne finanziert bekommen will, bewirbt sich formlos darum. Bei einem Vorstellungsgespräch werden dann die Einzelheiten geklärt.

    Dann schauen wir, ob der Bedarf, den der Student hat in Sachen Thema auch bei uns abzudecken ist. Oder haben wir vielleicht irgendein interessantes Projekt, das dann auch dem Professor gefällt. Und dann versuchen wir das irgendwie abzugleichen. Meistens geht das.

    Nicht jeder, der seine Diplom- oder Doktorarbeit von dem Autohersteller finanziert bekommt, wird auch dort angestellt. Auf jeden Fall kann die Firma aber einen Gewinn an Erkenntnis für sich verbuchen. Diesen Weg entdecken zur Zeit viele Unternehmen. Forschung ist teuer und wird in wirtschaftlich schlechten Zeiten gerne ausgelagert. Das ist zum einen günstig und bietet der Firma die Möglichkeit, gute Arbeitskräfte für sich zu gewinnen. Umgekehrt bietet es aber auch den Hochschulen eine finanzielle Unterstützung oder den Studierenden die Möglichkeit, gute Arbeitgeber zu finden.