"Wir fragen uns jetzt, was machen die digitalen Medien mit uns und wie hat sich unsere Kommunikation eigentlich verändert? Ich bin Arne und das hier ist ein "Was geht ab!?"-Short."
Der Beginn einer Ausgabe des Nachrichtenformats "Was geht ab!?" auf YouTube. Moderator Arne steht mal vor einer roten Wand, mal sitzt er in einem Büro. Ein kräftiger Typ mit Bart, Ende zwanzig. Sein Blick ist stets direkt in die Kamera gerichtet. Seine Zielgruppe sind 13- bis 21-jährige. Die Themen drehen sich nicht nur um die Lebenswirklichkeit junger Menschen. Es geht auch um die große Politik.
"Momentan findet in New York ein wichtiges UN-Gipfeltreffen statt. Daran neben mehr als 150 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teil. Themen, die momentan alle beschäftigen sind natürlich die Lage in der Ukraine und in Syrien."
"Jugendliche interessieren auch Fakten. Also, es ist überhaupt nicht. Es stimmt einfach nicht, dass junge Menschen sich für Nachrichten nicht interessieren würden."
Michael Frenzel ist der Pressesprecher von Mediakraft. Ein Kölner Unternehmen, das in Deutschland wie kaum ein anderes YouTube-Stars vermarktet. Beinahe alle relevanten YouTuber hierzulande sind oder waren Teil des Netzwerkes. Mediakraft hat auch das Nachrichtenformat "Was geht ab!?" auf den Weg gebracht. Mit eigener Redaktion und Produktion. Im Juni 2013 startete der Kanal und hat bis heute knapp 290.000 Abonnenten. Jedes Video wird durchschnittlich zehn bis 20.000 Mal geklickt. Die Produktion ist günstig. Keine Einspielfilme, meistens nur ein Mensch, der vor der Kamera steht und vier bis fünf Minuten lang etwas erzählt.
"Ich glaube, dass wir das auch erst noch verstehen müssen, wie Medien im neuen Zeitalter funktionieren auf YouTube, auf Video-on-Demand. Fakt ist, dass das Einsprechen von Nachrichten, wie wir es eigentlich in einer relativ traditionellen Art und Weise sehen, ist offenbar etwas, was Jugendlichen entgegen kommt. Also ein Mensch, der vor der Kamera steht und etwas berichtet, etwas erzählt, ist durchaus ein Format, das auch auf YouTube und auf den Online-Videoformaten funktioniert."
Ein Format, das auch auf YouTube funktioniert
Der Vorspann der News-Clips von Florian Mundt alias Le Floid. Auch er hat bei Mediakraft angefangen. Der Berliner hat fast drei Millionen Abonnenten, seine Videos sehen hunderttausende Menschen. Sein in den Medien vielfach besprochenes Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in diesem Sommer wurde über vier Millionen Mal aufgerufen. Le Floid sendet direkt aus seinem vollgekramten Zimmer. In unregelmäßigen Abständen ordnet er das Weltgeschehen ein. Etwa so:
"Apropos, Message! Bei den ganzes Messages und Aussagen dürfte die Rüstungsindustrie sich so richtig ins eigene Höschen. Ganz im Ernst! Die ganze Rüstungsindustrie, die Damen und Herren müssen doch so feucht in der Schlüppi durch ihre Büroräume tanzen. Alle wollen Kämpfer, alle wollen Krieg, alle wollen Waffen. Das BKA will die Polizisten in Deutschland schwerer bewaffnen. Fordert mittlerweile sogar Bundeswehreinsätze im Innern. Militär! Militär! Militär! Und der wahre Gewinner dieser Entwicklung, der steht eindeutig fest. Denkt mal drüber nach!
Seine News gehen nicht in die Tiefe. Das sollen sie auch nicht. Er gibt kommentierend und oft polemisch einen Überblick darüber, was gerade so in der Welt passiert. Seine Sprache ist authentischer als die der Tagesschau oder die von N24. Für seine jungen Zuschauer sind solche Videos oft der einzige Kontakt mit dem politischen Weltgeschehen. Michael Frenzel:
"Es ist offensichtlich so, das gerade bei jungen Menschen eine Suche nach Einordnung durch Vorbilder da ist. Das ist eine Chance, aber auch eine gewisse Gefahr zugleich."
Die Bundeszentrale für politische Bildung sieht darin momentan eher eine Chance und schickt Le Floid und andere YouTube-Größen in den Kampf gegen die islamistische Propaganda im Internet. Gefährdete Jugendliche sollen an eine "vielfältige Auseinandersetzung mit Kernbegriffen des Islams herangeführt werden", heißt es von der BPB.
"Bei mir geht es heute um das Wort "Kalifat". Kennen wir derzeit zum Beispiel im Zusammenhang mit Schlagzeilen, wie: "XYZ will jetzt in Syrien beim Aufbau eines Kalifats als Märtyrer sterben."
Ausgewogenheit und neutrale Berichterstattung funktionieren in der YouTube-Welt nur bedingt, sagt Bertram Gugel. Er ist Kommunikations- und Medienwissenschaftler – berät Sender und Verlage bei ihren Strategien zu Video-Angeboten im Netz.
"Wenn ich das so ausgewogen machen möchte, ist die Aufmerksamkeitsschwelle sehr, sehr gering. Der große Vorteil von linearen Nachrichten ist ja, es ist mehr oder weniger live oder es ist sehr, sehr nah dran und ich bekomme in einem kurzen Zeitraum sehr, sehr hohe Aufmerksamkeit. Wenn ich jetzt unbedingt was auf YouTube hochlade, ist es nicht so, dass ich sofort ein Publikum für meinen Inhalt bekomme. Das heißt, ich muss mir erst ein Publikum aufbauen, das geht eher über Meinung und Stücke, die nicht unbedingt so schnell sind, so eine kurze Verlaufszeit haben, die nach vier Stunden wieder vollkommen irrelevant sind, weil sich die Nachrichtenlage geändert hat oder es keinen mehr interessiert."
Die großen deutschen Nachrichten-Anbieter sind kaum bei YouTube präsent. ZDF Heute und RTL Aktuell haben keinen Account, N24 hat um die 11.000 Abonnenten, n-tv gerade einmal knapp 2.000. Die Tagesschau lädt jeden Tag ihre Sendungen hoch, verfügt über 26.000 Abonnenten. Deutlich besser läuft es für alle auf Facebook. Aber da warten kaum Teenager auf neuen Newscontent.
"Für den Journalismus bedeutet das auf der einen Seite, dass es sehr viel einfacher wird, Fakten oder Sachen überhaupt zu verbreiten. Andererseits eben gehört zu werden, wird deutlich schwieriger. Ich sehe gerade was, ich nehme was auf, ich hab ein interessantes Snippet. Das zu verbreiten, ist heutzutage super einfach, wird dann von allen aufgegriffen und wird dann sehr, sehr schnell unglaubliche Reichweite machen. Wenn ich aber Sachen recherchiere, aufbereite und dafür ein Publikum haben will, wird's natürlich deutlich schwieriger, weil ich investieren muss, dahingehend, dass ich mir diese Reichweite aufbaue."
"Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen."
YouTube und erfolgreiche Nachrichten von etablierten Anbietern – noch passt das kaum zusammen.
"Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zur Tagesschau. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist heute der Weltklimagipfel in Paris eröffnet worden. Präsident Hollande und andere Redner betonten, ein verbindliches Abkommen werde zum Weltfrieden beitragen."
Die Tagesschau versucht moderner zu werden – mit neuem Studio und minimalen Veränderungen in der Ansprache. Tobias Goltz ist 29 Jahre alt. Der Journalist arbeitet im Auftrag des Medien Innovationszentrums in Potsdam-Babelsberg. Hier will man herausfinden, wie die Tagesschau künftig auch Menschen unter 25 erreichen kann. Was interessiert sie? Wie ist ihr Nutzungsverhalten? Um das herauszubekommen, führen er und seine Kolleginnen und Kollegen gerade Befragungen mit 18-jährigen durch.
"Und sag mal! Was machst Du jetzt? Du hat jetzt mit dem Studium ja angefangen schon, ne?"
(Alexandra) "Ja, genau. Also ich studiere jetzt internationales BWL."
(Tobias Goltz) "Seit wann machst du das jetzt?"
(Alexandra) "Ich bin im erstem Semester, aber ich habe auch schon zwei Semester Kunstgeschichte studiert."
Alexandra und Tobias sitzen sich auf einem großen Ecksofa gegenüber. Alexandra legt ihr Smartphone mit dem kaputten Display auf den Tisch, dann kann es losgehen.
(Tobias Goltz) "Nutzt Du Zeitungen regelmäßig oder wie nutzt Du Zeitungen?"
(Alexandra) "Ich lese nicht so gerne, also ich lese überhaupt keine Zeitung. Ich bin da nicht so, sollte ich vielleicht ändern. Aber da bin ich nicht so."
(Tobias Goltz) "Okay, das heißt also, wenn ich das richtig verstehe, Du denkst also, Du solltest irgendwie mehr lesen, aber machst das eigentlich nicht."
(Alexandra) Nee. Es ist ja nicht so. Ich hab's probiert übrigens, weil es gibt ja jetzt bei dem neuen iPhone-Update diese Möglichkeit, dass man gleich alle News auf seinem Dashboard-Ding hat und dann, ja, ich hab's zwischenzeitlich mal probiert. Aber ich sollte es wirklich mehr machen.
Einen eigenen Fernseher, erzählt sie weiter, habe sie nie besessen. Lineares Fernsehen nutzt sie nicht, genauso wenig wie die Mediatheken von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern bleibt sie zumeist fern. Fernsehen hat für sie ausgedient – sie guckt lieber am Computer Streaming-Angebote von Serien und Filmen.
(Tobias Goltz) Radio in irgendeiner Form relevant für Dich?
(Alexandra) Nein. Also ich kenne auch ganz viele, die in ihrem Elternhaus in der Küche ein Radio hatten und da was gehört haben. Aber bei mir war's halt nie so. Aber beim Autofahren natürlich immer. Wird immer Radio angemacht.
Tobias Goltz zeigt ihr den neuen Instagram-Account der Tagesschau. Instagram ist ein soziales Netzwerk, das zum Facebook-Konzern gehört. Über 400 Millionen Menschen weltweit teilen hier Fotos, können sie liken und kommentieren.
(Alexandra) "Für mich ist Instagram mehr so: Leute teilen ihren privaten Inhalt. Und Tagesschau so bei Instagram. Keine Ahnung, ob ich das so gut finde."
(Tobias Goltz) "Kommt Dir das so ein bisschen komisch vor?"
(Alexandra) "Ja, ich glaube, das kommt mir so ein bisschen "möchte gern" vor. Nach dem Motto: Wir wollen auch mitmachen. Ich finde aber, das passt irgendwie nicht."
Die Nachrichten der ARD posten hier zumeist Videos mit einer Länge von 15 Sekunden. Ästhetische Bilder, darüber eingeblendete Schriften, die Zahlen und Fakten zu einem bestimmten Thema präsentieren. Oder einfach nur Agenturfotos, darunter ein kurzer Text mit der Nachricht. Die 18-jährige Studentin ist skeptisch.
(Tobias Goltz) "Dürfte die Tagesschau auch so Emojis, Smileys verwenden?"
(Alexandra) "Ne, oh Gott! Das ist ein ganz anderes Ding! Das gehört da nicht rein. Also wenn die Tagesschau ein Mensch wäre, wäre das ein Mann, um die 55. Dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, blaue Krawatte, schicke Schuhe. Ja, weil das seriös und elegant ist und Lebenserfahrung, dadurch ein bisschen Älter. Mit dem ich mich nicht unterhalten kann, weil er mich wegargumentiert."
Nach 90 Minuten ist das Interview vorbei. Tobias Goltz ist zufrieden, Aussagen wie die von Alexandra überraschen ihn nicht.
(Tobias Goltz) "Ich glaube, sie ist eine sehr exemplarische Nutzerin. Eine, die für eine größere Gruppe von Leuten auch steht. Weil Sie eben gesagt hat, eigentlich interessiert sie sich für viele Themen. Politik, Wirtschaft, aktuelle Sachen und findet, sie müsste sich damit mehr beschäftigen. Man hat auch so das Gefühl, sie will es eigentlich auch. Aber tatsächlich macht sie es nicht. Sie guckt keine Nachrichten, sie geht nicht auf irgendwelche Nachrichtenseiten im Internet. Sie hat keine Nachrichten-Apps installiert. Sie kennt das alles, aber sie macht es nicht und für uns ist es genau der spannende Punkt, wo wir überlegen: Wie kann man es schaffen, die Nachrichtenangebote an diese Leute ran zu bringen, die eigentlich ein Interesse haben."
Bei den Feldforschungen des Medieninformationszentrums Potsdam-Babelsberg sind Tobias Goltz und seine Kolleginnen und Kollegen zu dem Schluss gekommen, dass die Jugendlichen von heute am ehesten über Messenger-Dienste erreichbar sind. Genau da, wo sie jeden Tag unzählige Nachrichten mit ihren Freunden austauschen. In Deutschland ist WhatsApp – ebenfalls ein Ableger von Facebook – der meistgenutzte Messenger auf dem Smartphone. Das Problem: Die Betreiber verbieten die kommerzielle Nutzung ihres Dienstes. Zahlreiche öffentlich-rechtliche und private Radiostationen haben mit WhatsApp versucht, Kontakt zu ihren Hörerinnen und Hörern zu halten und wurden gesperrt. Ein Dilemma. Dennoch ein Ansatz, den Online- Strategie-Berater Bertram Gugel für richtig hält:
"Ich sag nicht: Ihr müsst zu Facebook oder YouTube oder alles geht den Bach runter. Aber, wenn ich sage, ich gehe dort nicht hin, dann muss ich einen klaren Weg haben, was sind meine Alternativen? Ein Beispiel: Ich kann viele Nutzer ganz einfach, sehr unabhängig erreichen, indem ich ihre Email-Adressen hab, Newsletter herausschicke. Ich brauch die Handynummer von meinen Nutzern, dass ich ihnen über irgendwelche Messenger, SMS oder ähnliche Sachen schicken kann. Auch da neutrale Technologie, kann ich allen was rausschicken. Ohne, dass ich davon abhängig bin, dass irgendein Mittelsmann dazwischen steht."
Der Westdeutsche Rundfunk startete vor einem Jahr eine Offensive, um bei YouTube mit Newsthemen zu landen. Der Name: "3sechzich". Das Konzept: typisch YouTube. Ein Mensch spricht in die Kamera, schnelle Schnitte und persönliche Eindrücke. Ben, einer der Moderatoren steht in einer gänzlich schwarzen Kulisse und kommentiert eingespielte Mini-Ausschnitte aus den Hauptnachrichten. Zum Beispiel Aussagen des Bundesinnenministers.
"Man, man, man! Was für eine absurde Woche im Pegida-Land!"
(Thomas de Maizière) "Inzwischen ist völlig eindeutig, diejenigen, die das organisieren sind harte Rechtsextremisten. Sie bezeichnen Asylbewerber pauschal als Verbrecher."
(Moderator) "Nein!? Menschen pauschal verurteilen. Wer macht denn so was!?"
(Thomas de Maizière) "Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt. Sie prügeln in Asylbewerbereinrichtungen."
(Moderator) "Wie auch immer"
Kurze und lange Clips, professionell produziert. Die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bei YouTube, Facebook, Twitter und Instagram ist allerdings überschaubar. Ende November hat der WDR bekannt gegeben, dieses Projekt zu beenden.
Deutlich besser läuft es beim ZDF. Vor einem halben Jahr startete "heute+". Ausgestrahlt im linearen Fernsehen - hauptsächlich produziert für das Internet. Für Facebook und die eigene Mediathek.
(Daniel Bröckerhoff) "Einen schönen Abend, hier ist "heute+". Das Thema des Tages heute war ganz klar die UN-Klimakonferenz in Paris. Auch wir kommen an diesem Konferenzkoloss nicht vorbei. Wollen wir auch gar nicht, denn es geht ja schließlich dort darum, unser kleines Raumschiff hier nicht komplett unbewohnbar zu machen. Damit wir den Überblick behalten, was da so verhandelt wird, gibt's ab heute das hier. (Musik wird eingespielt) Das Klimaprotokoll."
Ansprache und Aufbereitung der Themen unterscheiden sich deutlich von den sonstigen Nachrichten des ZDF. Der Moderator Daniel Bröckerhoff hat keinen Tisch, trägt keine Krawatte, seine Ausdrucksweise ist eher umgangssprachlich. Die Beiträge der Reporterinnen und Reporter sind oft sehr persönlich und versuchen Sachverhalte einfach zu erklären. Bei der Konzeptionierung haben auch die erfolgreichen Nachrichtenkanäle auf YouTube eine Rolle gespielt, sagt Redaktionsleiter Clas Dammann.
"Natürlich schauen wir auch sehr genau, was da auf YouTube passiert und was auch auf YouTube wahrgenommen wird als Information und als Nachrichten. Wir dürfen nur einen Fehler nicht machen: Wir dürfen nicht versuchen, YouTube und YouTuber zu imitieren. Was wir schon aufmerksam verfolgen, ist natürlich, dass viele auf YouTube populär sind, weil sie immer einen sehr persönlichen Bezug zu den Themen herstellen."
Vielleicht war die Imitation der YouTube-Stars wie Le Floid der große Fehler des WDR-Projekts "3sechzich". Tagesschau, Heute und Co haben sich bislang kaum an die junge Zielgruppe gerichtet. Neben den Themen Freundschaft, Liebe und Ausbildung wollen junge Leute aber auch Informationen über Merkel, Putin und Obama. Erst durch die digitalen Möglichkeiten, dadurch dass jetzt jeder zum Sender werden kann, wird das Bedürfnis nach alters- und interessensgerechter Nachrichtenversorgung sichtbar. Die Zielgruppe selbst findet und erfindet ihre eigenen Nachrichtenformate. Der Soziologe Dirk Baecker:
(Dirk Baecker) "Das ist, wenn man so will, ein unterhalb des Radarschirmes der parlamentarisch und demokratisch verfassten Politik ablaufendes, politisches Finden von Gemeinsamkeiten."
Für den Soziologen tragen die erfolgreichen und stark meinungsbasierten YouTube-Nachrichtenformate nicht dazu bei, jungen Leuten ein Grundverständnis der parlamentarischen Form von Politik zu vermitteln. Aber: Konventionelle Medien und die Politik seien noch damit beschäftigt zu verstehen, was da gerade überhaupt passiert.
(Dirk Baecker) "Wenn es aber darum geht zu begreifen, was da passiert, die eigenen Begrifflichkeiten, die Aufgabenbeschreibung von Politik, den Legitimitätsanspruch von Politik, die Ordnungsfiguren von Politik zu überdenken, dann denke ich, braucht man zwei bis drei Generationen, also 45 Jahre, um die Politik auf irgendwelche neue Verhältnisse begrifflich einzustellen."
"Ob das jetzt so sinnig ist, mit der bemannten Raumfahrt, darüber haben wir auch schon gesprochen und zwar hier oder hier."
Das Format "Was geht ab!?" von Mediakraft wurde übrigens nach zwei Jahren vor Kurzem eingestellt. Zu wenige Klicks, keine wirtschaftliche Tragfähigkeit. Mediakraft-Sprecher Michael Frenzel:
"Also ein Newsformat müsste schon mehrere hunderttausend Views pro Video haben, damit es tatsächlich am Ende auch funktioniert."
Die Plattform YouTube, die übrigens Teil des Google-Konzerns ist, verdient Geld durch das Schalten von Werbung vor, während und nach den Videos. Die Urheber erhalten einen Anteil der Einnahmen. Auch ein Grund dafür, weshalb die privaten Fernsehanstalten hier kaum präsent sind. Ihren Gewinn wollen sie nicht mit Google teilen. Mediakraft will sich jetzt weiter auf Mainstream-Angebote konzentrieren. Kurzum: Unterhaltung, Comedy und Schminktipps.
(Michael Frenzel) Ich glaube nicht, dass es am Ende mehr als eine Handvoll journalistischer YouTube-Kanäle geben wird, die sich tatsächlich über Werbung finanzieren können. Wir haben die gleiche Situation im Bereich Online-Blogs. Es gibt auch heute nur eine Handvoll Journalisten, die tatsächlich davon leben können über Werbung einen Blog zu betreiben und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ich glaube, dass die Zukunft des Journalismus tatsächlich in der Gebührenfinanzierung liegt.
Den geplanten ARD-ZDF Jugendkanal, der vor allem auch auf YouTube und anderen Plattformen verbreitet werden soll, sieht Michael Frenzel dennoch skeptisch. Unterhaltungsformate will er dort nicht sehen.
Christoph Keese vom Axel-Springer-Verlag gilt als einer der Vordenker digitaler Geschäftsmodelle für den Journalismus der Zukunft. Die Zukunft der Nachrichten sieht er nicht bei YouTube.
"YouTube nimmt sich die Freiheit raus, mit juristischen Finten und Finessen sich kreativer Inhalte zu bemächtigen und Werbung drum herum zu schalten, ohne diejenigen, die diesen kreativen Inhalte erzeugt haben, angemessen an den Erlösen zu beteiligen, und das geht gar nicht. Da sollte eigentlich so eine Art Aufstand der Kreativen mal ein Stoppzeichen setzen."
Offensichtlich bieten die etablierten Medien den nachwachsenden Zuschauerinnen und Zuschauern heute nicht das, was sie sehen wollen. Beim Blick auf die Altersstrukturen der Redaktionen in den meisten Sendern und Verlagshäusern wird noch eines deutlich: junge Redakteurinnen und Redakteure mit Verantwortung sucht man oft vergebens.
"Findet Ihr dieses ganze Marsgedöns spannend, interessiert Euch das Ganze? Sollen wir da vielleicht mehr zu Marsreisen usw. machen? Schreibt das gerne mal in die Kommentare. Das war der Flash, bis zum nächsten Mal! Ciao!"