Sandra Schulz: Was können solche Körperscanner? Darüber wollen wir in den kommenden Minuten sprechen. Am Telefon begrüße ich Helmut Essen vom Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik der Fraunhofer-Gesellschaft. Guten Morgen!
Helmut Essen: Guten Morgen!
Schulz: Herr Essen, welche Materialien können diese Körperscanner sichtbar machen?
Essen: Diese Körperscanner können grundsätzlich metallische, keramische, aber auch sprengstoffartige Gegenstände sichtbar machen, die unter der Kleidung, aber oberhalb der Haut angebracht sind. Man kann auf keinen Fall in den Körper irgendwo hineingucken, sondern genau dieser Zwischenbereich kann erfasst werden.
Schulz: Wie kann der Scanner unterscheiden zwischen Unterwäsche, Plastiksprengstoff oder vielleicht auch einem Kunststoffhemd?
Essen: Bei allem, was plastikartig ist, zum Beispiel ein Kunststoffhemd, wird es sehr, sehr schwierig. Diese hier angesprochenen Scanner leben im Wesentlichen davon, dass ein Kontrast besteht zwischen der Haut, zwischen dem menschlichen Körper und irgendeinem Gegenstand, der andere elektrische Eigenschaften hat, und das geht umso besser, je kompakter das ist. Metall zum Beispiel wird brillant dargestellt, auch Keramik wird gut dargestellt, aber zum Beispiel Plastikfolien – und darunter fallen zum Beispiel auch diese ominösen Sheet Explosives, von denen in diesem Bereich die Rede sein kann -, da fällt es sehr schwer, die wirklich zu entdecken. Man sieht möglicherweise leichte Kontraständerungen an den Kanten, aber mehr nicht.
Schulz: Jetzt sind im Gespräch ja auch solche Scanner, die so eine Art Piktogramm zeigen, die dann auffällige Bereiche markieren. Woher weiß der Computer denn, was auffällig ist?
Essen: Man muss zunächst vielleicht mal ein bisschen mehr diesen Bereich Nacktscanner erklären. Hier werden verschiedene Techniken angewendet, und zwar zum einen – das wird vor allen Dingen schon in den USA auch erprobt – sind das wirkliche Röntgen-Geräte, mit denen man ein Röntgen-Bild erzeugen kann. Diese Röntgen-Geräte arbeiten aber mit extrem geringen Dosen. Die sind grundsätzlich, wenn man nicht prinzipielle Bedenken dagegen hätte, sehr ungefährlich. Es ist weniger als zum Beispiel eine Fernsehröhre in einem klassischen Fernsehgerät über eine Stunde erzeugt. Geringere Dosen sind das. Mit denen werden wirklich Bilder erzeugt und das sind immer die, die man als ominöse Nacktscanner sieht, wo man wirklich praktisch ausgezogene Menschen sieht. Die anderen Techniken, die laufen dann als Terahertz-Scanner. Dieses Wort Terahertz ist auch ein bisschen reißerisch und soll in Fördervorhaben sein Geld bringen. Im Grunde sind es hier Millimeterwellen- oder Submillimeterwellen-Scanner. Die stellen gar nicht so genaue Details dar, und zwar aufgrund der Technik, die man da verwendet. Das ist zum einen Radar, zum anderen Radiometrie. Das müsste man jetzt auch näher erklären. Das sind Techniken der Mikrowellen-Technik. Die sind gar nicht in der Lage, so detailscharf etwas darzustellen, so dass es einfach aufgrund der Technik gar nicht einfach ist, ein detailscharfes Bild darzustellen, sondern schlicht auffällige Objekte, die sich durch irgendeinen Kontrast hervorheben.
Schulz: Und diese auffälligen Objekte, können das dann nicht auch gleichzeitig sensiblere Auffälligkeiten sein wie etwa der künstliche Darmausgang oder vielleicht drastisch gesagt das Intim-Piercing?
Essen: In den Körper hinein oder dicht an den Körper sieht das Ding sowieso nicht. Was man mit Sicherheit sieht, sind Piercings oder so etwas. Das sieht man, aber man sieht eigentlich mit denen wirklich nur die Gestalt mehr oder weniger schemenhaft, vor allem eine Pistole, und man kann eben aufgrund der Gestalt bestimmter Gegenstände Bildverarbeitungs-Methoden darüber laufen lassen, die dann einen Hinweis geben, was es wirklich darstellt. Es ist nicht ein Bild, wie man es von einem Foto kennt, wo wirklich die Röntgen-Brille, die man sich früher als Junge vielleicht in der Schule mal gewünscht hat, nachgebildet wird, sondern das ist per se von der Technik her gar nicht ein so scharfes Bild. Und was uns da suggeriert wird in dieser Diskussion mit diesem Nacktscanner, das ist ja schon ein Wort, was irgendwie negativ belegt ist. Das ist gar nicht die Technik, die hier zum Einsatz kommt.
Schulz: Aber wenn wir bei diesem Begriff Körperscanner bleiben und Sie sagen, das sei alles eher schemenhaft zu erkennen, was bringen diese Körperscanner denn dann für die Sicherheit?
Essen: Na ja, auch das ist eigentlich eine wichtige Information, die man hat, und ich glaube und ich denke, das ist auch die Technik, die zum Beispiel in Schiphol oder anderen Orten, wo das schon erprobt wird, diskutiert wird. Da geht es eigentlich mehr darum, dem Kontrollpersonal Aufmerksamkeit zu erhalten, auf Auffälligkeiten aufmerksam zu machen und im nächsten Schritt dann einen Menschen zu untersuchen, bei dem Auffälligkeiten festgestellt werden. Das kann natürlich grundsätzlich das Verfahren, gerade wenn man jetzt an einen A380 denkt mit großem Passagieraufkommen, erheblich beschleunigen. Wenn das Kontrollpersonal ohne Vorinformation einen Menschen begutachten soll, dann ist das eben sehr schwierig, und ich glaube, die Aufmerksamkeit lässt sicher auch im Laufe der Arbeitsschicht nach. Wenn ich aber ein Gerät habe, mit dem ich auf Auffälligkeiten hingewiesen werde, dann kann ich gezielt untersuchen, und ich glaube, das ist der Hauptsinn dieser ganzen Geschichte.
Schulz: Jetzt gibt es ja auch unterschiedliche Einschätzungen darüber, ob der 23-jährige Nigerianer mithilfe eines Körperscanners hätte entdeckt werden können. Was ist Ihre Einschätzung?
Essen: Ich glaube auch, das ist auch nicht das allein selig machende Gerät. Wenn man wirklich mit Technik an die Sache rangehen will und nicht mehr Verstand walten lassen will in den Arten, wie man Menschen überprüft, wie das zum Beispiel in Israel gemacht wird, die, glaube ich, ganz ohne solche Scanner auskommen, dann muss man da auch zu anderen Hilfsmitteln greifen. Dieser Nacktscanner ist nur eine einzige Komponente. Es gibt zum Beispiel auch Schnüffelsensoren, mit denen Chemikalien untersucht werden, die kein Bild darstellen, mit denen man aber verschiedene Chemikalien erschnüffeln kann mit einer sogenannten chemischen Nase. Das muss alles zusammenwirken. Nur dieser Nacktscanner alleine ist sicherlich nicht das selig machende Instrument, ganz sicher nicht.
Schulz: Helmut Essen vom Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik der Fraunhofer-Gesellschaft, heute in den "Informationen am Morgen". Danke!
Essen: Gerne.
Helmut Essen: Guten Morgen!
Schulz: Herr Essen, welche Materialien können diese Körperscanner sichtbar machen?
Essen: Diese Körperscanner können grundsätzlich metallische, keramische, aber auch sprengstoffartige Gegenstände sichtbar machen, die unter der Kleidung, aber oberhalb der Haut angebracht sind. Man kann auf keinen Fall in den Körper irgendwo hineingucken, sondern genau dieser Zwischenbereich kann erfasst werden.
Schulz: Wie kann der Scanner unterscheiden zwischen Unterwäsche, Plastiksprengstoff oder vielleicht auch einem Kunststoffhemd?
Essen: Bei allem, was plastikartig ist, zum Beispiel ein Kunststoffhemd, wird es sehr, sehr schwierig. Diese hier angesprochenen Scanner leben im Wesentlichen davon, dass ein Kontrast besteht zwischen der Haut, zwischen dem menschlichen Körper und irgendeinem Gegenstand, der andere elektrische Eigenschaften hat, und das geht umso besser, je kompakter das ist. Metall zum Beispiel wird brillant dargestellt, auch Keramik wird gut dargestellt, aber zum Beispiel Plastikfolien – und darunter fallen zum Beispiel auch diese ominösen Sheet Explosives, von denen in diesem Bereich die Rede sein kann -, da fällt es sehr schwer, die wirklich zu entdecken. Man sieht möglicherweise leichte Kontraständerungen an den Kanten, aber mehr nicht.
Schulz: Jetzt sind im Gespräch ja auch solche Scanner, die so eine Art Piktogramm zeigen, die dann auffällige Bereiche markieren. Woher weiß der Computer denn, was auffällig ist?
Essen: Man muss zunächst vielleicht mal ein bisschen mehr diesen Bereich Nacktscanner erklären. Hier werden verschiedene Techniken angewendet, und zwar zum einen – das wird vor allen Dingen schon in den USA auch erprobt – sind das wirkliche Röntgen-Geräte, mit denen man ein Röntgen-Bild erzeugen kann. Diese Röntgen-Geräte arbeiten aber mit extrem geringen Dosen. Die sind grundsätzlich, wenn man nicht prinzipielle Bedenken dagegen hätte, sehr ungefährlich. Es ist weniger als zum Beispiel eine Fernsehröhre in einem klassischen Fernsehgerät über eine Stunde erzeugt. Geringere Dosen sind das. Mit denen werden wirklich Bilder erzeugt und das sind immer die, die man als ominöse Nacktscanner sieht, wo man wirklich praktisch ausgezogene Menschen sieht. Die anderen Techniken, die laufen dann als Terahertz-Scanner. Dieses Wort Terahertz ist auch ein bisschen reißerisch und soll in Fördervorhaben sein Geld bringen. Im Grunde sind es hier Millimeterwellen- oder Submillimeterwellen-Scanner. Die stellen gar nicht so genaue Details dar, und zwar aufgrund der Technik, die man da verwendet. Das ist zum einen Radar, zum anderen Radiometrie. Das müsste man jetzt auch näher erklären. Das sind Techniken der Mikrowellen-Technik. Die sind gar nicht in der Lage, so detailscharf etwas darzustellen, so dass es einfach aufgrund der Technik gar nicht einfach ist, ein detailscharfes Bild darzustellen, sondern schlicht auffällige Objekte, die sich durch irgendeinen Kontrast hervorheben.
Schulz: Und diese auffälligen Objekte, können das dann nicht auch gleichzeitig sensiblere Auffälligkeiten sein wie etwa der künstliche Darmausgang oder vielleicht drastisch gesagt das Intim-Piercing?
Essen: In den Körper hinein oder dicht an den Körper sieht das Ding sowieso nicht. Was man mit Sicherheit sieht, sind Piercings oder so etwas. Das sieht man, aber man sieht eigentlich mit denen wirklich nur die Gestalt mehr oder weniger schemenhaft, vor allem eine Pistole, und man kann eben aufgrund der Gestalt bestimmter Gegenstände Bildverarbeitungs-Methoden darüber laufen lassen, die dann einen Hinweis geben, was es wirklich darstellt. Es ist nicht ein Bild, wie man es von einem Foto kennt, wo wirklich die Röntgen-Brille, die man sich früher als Junge vielleicht in der Schule mal gewünscht hat, nachgebildet wird, sondern das ist per se von der Technik her gar nicht ein so scharfes Bild. Und was uns da suggeriert wird in dieser Diskussion mit diesem Nacktscanner, das ist ja schon ein Wort, was irgendwie negativ belegt ist. Das ist gar nicht die Technik, die hier zum Einsatz kommt.
Schulz: Aber wenn wir bei diesem Begriff Körperscanner bleiben und Sie sagen, das sei alles eher schemenhaft zu erkennen, was bringen diese Körperscanner denn dann für die Sicherheit?
Essen: Na ja, auch das ist eigentlich eine wichtige Information, die man hat, und ich glaube und ich denke, das ist auch die Technik, die zum Beispiel in Schiphol oder anderen Orten, wo das schon erprobt wird, diskutiert wird. Da geht es eigentlich mehr darum, dem Kontrollpersonal Aufmerksamkeit zu erhalten, auf Auffälligkeiten aufmerksam zu machen und im nächsten Schritt dann einen Menschen zu untersuchen, bei dem Auffälligkeiten festgestellt werden. Das kann natürlich grundsätzlich das Verfahren, gerade wenn man jetzt an einen A380 denkt mit großem Passagieraufkommen, erheblich beschleunigen. Wenn das Kontrollpersonal ohne Vorinformation einen Menschen begutachten soll, dann ist das eben sehr schwierig, und ich glaube, die Aufmerksamkeit lässt sicher auch im Laufe der Arbeitsschicht nach. Wenn ich aber ein Gerät habe, mit dem ich auf Auffälligkeiten hingewiesen werde, dann kann ich gezielt untersuchen, und ich glaube, das ist der Hauptsinn dieser ganzen Geschichte.
Schulz: Jetzt gibt es ja auch unterschiedliche Einschätzungen darüber, ob der 23-jährige Nigerianer mithilfe eines Körperscanners hätte entdeckt werden können. Was ist Ihre Einschätzung?
Essen: Ich glaube auch, das ist auch nicht das allein selig machende Gerät. Wenn man wirklich mit Technik an die Sache rangehen will und nicht mehr Verstand walten lassen will in den Arten, wie man Menschen überprüft, wie das zum Beispiel in Israel gemacht wird, die, glaube ich, ganz ohne solche Scanner auskommen, dann muss man da auch zu anderen Hilfsmitteln greifen. Dieser Nacktscanner ist nur eine einzige Komponente. Es gibt zum Beispiel auch Schnüffelsensoren, mit denen Chemikalien untersucht werden, die kein Bild darstellen, mit denen man aber verschiedene Chemikalien erschnüffeln kann mit einer sogenannten chemischen Nase. Das muss alles zusammenwirken. Nur dieser Nacktscanner alleine ist sicherlich nicht das selig machende Instrument, ganz sicher nicht.
Schulz: Helmut Essen vom Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik der Fraunhofer-Gesellschaft, heute in den "Informationen am Morgen". Danke!
Essen: Gerne.