Südamerika
Was sieht der EU-Handelspakt mit den Mercosur-Ländern vor?

Seit 25 Jahren haben die EU und mehrere südamerikanische Staaten über ein Freihandelsabkommen verhandelt, jetzt gibt es eine Einigung. Was genau sieht der Vertrag vor - und warum wollten ihn die Kritiker so vehement verhindern?

    Blick auf viele farbige Container im Hafen von Montevideo in Uruguay. Dahinter verschwommener Kräne und Häuser der Stadt.
    Das Abkommen soll eine der weltweit größten Freihandelszonen mit über 715 Millionen Einwohnern schaffen (im Bild der Hafen von Montevideo in Uruguay). (IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Julieta Ferrario)

    Was ist das Mercosur-Abkommen?

    Das Abkommen soll eine der weltweit größten Freihandelszonen mit mehr als 715 Millionen Einwohnern schaffen. Die EU hat den Vertrag mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay geschlossen. Seit diesem Jahr gehört auch Bolivien zur Mercosur-Gruppe - wurde aber zunächst nicht im Abkommen berücksichtigt.
    Über den Text wurde seit 25 Jahren verhandelt. 1999 erteilten die EU-Länder der Europäischen Kommission das Mandat dazu. 2019 erzielten beide Seiten eine politische Grundsatzeinigung.

    Was sieht der Vertrag vor?

    Im Kern geht es um den Abbau von Handelsschranken. Für 91 Prozent aller zwischen der EU und dem Mercosur gehandelten Waren sollen Zölle abgeschafft werden. Nach Berechnungen der EU-Kommission würden sich für europäische Exporteure dadurch jährliche Einsparungen in Höhe von rund vier Milliarden Euro ergeben.
    Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hofft auf bessere Geschäfte für die deutsche Exportwirtschaft und mehr Arbeitsplätze. Durch das Abkommen bekämen deutsche Unternehmen demnach Zugang zu einem bisher weitgehend abgeschotteten südamerikanischen Markt mit rund 265 Millionen Konsumenten. Zu den Profiteuren werden unter anderem Autohersteller und die Chemieindustrie gezählt.

    Wer sagen Kritiker?

    Vor allem Frankreich ist gegen das Mercosur-Abkommen. Präsident Macron begründet dies mit dem Schutz der eigenen Landwirte vor billigeren Produkten aus Südamerika. In Frankreich protestieren Bauern immer wieder gegen das Abkommen. Am Donnerstag blockierten Landwirte in Belgien Straßen nahe der deutschen Grenze. Der Deutsche Bauernverband zählt ebenfalls zu den Kritikern. DBV-Präsident Rukwied forderte, das Mercosur-Abkommen zu stoppen und "grundsätzlich neu zu verhandeln".
    Kritiker führen zudem niedrigere Standards beim Tierschutz und beim Einsatz von Pestiziden in Südamerika an. Problematisch sehen sie auch Gen-Soja, für das in Brasilien der Regenwald abgeholzt wird. Die Grünen-Basis dringt auf Verpflichtungen zum Umweltschutz und gegen Abholzung. Greenpeace-Handelsexpertin Lis Cunha sagte im Deutschlandfunk, von dem Abkommen profitierten nur die großen Konzerne. In Südamerika seien dies die Agrarfirmen, auf europäischer Seite die Pestizidindustrie. In der Folge werde die EU mehr umweltschädliche Produkte importieren und im Gegenzug Pestizide oder auch Plastikprodukte exportieren.
    Die Befürworter verweisen darauf, dass die EU-Verbraucherstandards auch für den Handel mit Südamerika gelten sollen.

    Mehr Hintergrund

    Mercosur-Abkommen - Freihandelszone mit über 700 Millionen Konsumenten
    Diese Nachricht wurde am 06.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.